Wie ich bereits in meinen Kritiken zur bisherigen „Planet der Affen“-Saga angemerkt hatte, bin ich ein großer Fan der Reihe und halte das Reboot „Planet der Affen: Prevolution“ von Rupert Wyatt gar für ein absolutes Meisterwerk. Umso gespannter war ich deshalb auf die Fortsetzung von Matt Reeves, dessen bisherige Filmografie mich doch leider durch die Bank enttäuscht hat.
Mit dem Autorenpaar Rick Jaffa & Amanda Silver ist zwar immerhin ein nicht unwichtiger Teil der Stammcrew der Neuauflage an Bord geblieben, allerdings wurde deren Buch hier von dem ebenfalls nur leidlich begabten Mark Bomback überarbeitet, was man dem Film leider streckenweise anmerkt. Dennoch vermochte es Reeves erstaunlicherweise tatsächlich seinen ersten richtig guten Film abzuliefern, auch wenn dieser ein gutes Stück hinter dem Vorgänger zurückbleibt.
Nach den Ereignissen in „Rise of the Planet of the Apes“ sind gut zehn Jahre verstrichen.
Die Menschheit wurde durch eine Pandemie durch das hoch ansteckende und tödliche, einst als Alzheimer-Heilmittel geplante, Präparat ALZ-113 fast vollständig dahin gerafft. Nur einzelne versprengte Grüppchen, die dagegen immun sind, haben überlebt.
Die durch das Präparat hochentwickelten Affen um Anführer Caesar (Andy Serkis) und dessen Familie (Judy Greer und Nick Thurston), sowie Caesars rechte Hand Koba (Toby Kebbell), leben derweil abgeschieden ein harmonisches Leben im ehemaligen Muir Woods Nationalpark bei San Francisco.
Eines Tages taucht unerwartet eine Menschengruppe in der Nähe des „Affendorfes“ auf. Der gutmütige Malcolm (Jason Clarke) ist mit seinem Sohn Alexander (Kodi Smit-McPhee), seiner Freundin Ellie (Keri Russell) und ein paar weiteren Männern auf der Suche nach einem alten Wasserkraftwerk, mit dem sie die Elektrizität in ihrer Siedlung im ehemaligen San Francisco wiederherstellen wollen. Beim Zusammentreffen wird jedoch ein Affe von dem ungestümen Carver (Kirk Acevedo) erschossen.
Caesar, der unter Menschen aufgewachsen ist, kann die Situation entschärfen, doch schon bald sieht er sich mit Kampfansagen von Koba konfrontiert, der im GenSys-Labor stark unter den Menschen zu leiden hatte.
Und auch in der Menschensiedlung drängt der ehemalige Soldat Dreyfus (Gary Oldman) auf eine Vernichtung der Affen, die nach Meinung vieler Überlebender für die tödliche „Affengrippe“ verantwortlich waren.
Während Malcolm und Caesar auf diplomatischem Wege ein friedliches Nebeneinander beider Spezies anvisieren und Caesars Anhänger den Menschen sogar beim Wiederinkraftsetzen des Wasserwerkes zur Hand gehen, treiben Dreyfus und Koba auf beiden Seiten die Stimmung gegen die die jeweils andere Art voran. Als Koba unerlaubt die Menschensiedlung aufsucht, entdeckt er eine gewaltige Waffenkammer, die für einen Kampf gegen die Affen aufgerüstet wird. Da er dem Menschenfreund Caesar nicht mehr vertraut zettelt er eine Revolte gegen diesen an und erschießt ihn mit einer geklauten Waffe um es den Menschen in die Schuhe zu schieben. Malcolm und Ellie können zwar noch rechtzeitig fliehen, doch ein Krieg zwischen Menschen und Affen ist jetzt unausweichlich. …
In einer Zeit, in der gerade in Afrika Millionen von Menschen in Angst vor dem wieder ausgebrochenen Ebola-Virus leben oder im Nahen und Mittleren Osten Hunderttausende das Elend von Krieg und Verfolgung erleiden, bekommt die Handlung von „Planet der Affen: Revolution“ leider eine äußerst erschreckende wie beinahe schon unheimliche Aktualität.
Und dennoch ist die Story im Vergleich zur „Prevolution“ etwas dünn und unausgereift geraten. Denn wirklich viel Neues weiß auch die „Revolution“ nicht auf die Leinwand zu zaubern. Man könnte den Plot sogar in einem Satz zusammenfassen: Menschen (und Affen) sind nicht in der Lage in Frieden miteinander zu leben.
Ähnliches hat man aber zuvor schon des Öfteren gesehen, sei es bei „Der mit dem Wolf tanzt“ oder zuletzt „Avatar“. Und so lässt sich das Aufeinandertreffen der beiden Gattungen denn auch als Allegorie auf den Umgang der Weißen mit den amerikanischen Ureinwohnern lesen.
Allerdings ist dies hier sehr episch und wunderschön bebildert in Szene gesetzt. Reeves schafft es erfreulicherweise all seinen „Planet der Affen“- Vorgängern (Burton ausdrücklich ausgenommen!) mehr als gerecht zu werden. Mit dem Neuseeländer Michael Seresin steht zudem eine echte Kameralegende hinter dem Sucher. Wie schon bei seinen phänomenalen Leistungen bei „Die Asche meiner Mutter“, „Midnight Express“ oder „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ schafft er sensationelle Kamerafahrten mit phasenweise meisterhaften Farbkontrasten.
Erwähnenswert ist auch der erneut grandiose Score von Michael Giacchino. Er bedient sich hier nicht nur aktuell oft genutzter Stilmittel wie den schon beinahe sprichwörtlichen „Inception“-Hörnern im Stile eines Hans Zimmer, er findet auch Töne die an die Goldene Hollywood-Ära eines Max Steiner oder Bernard Herrmann erinnern und verwebt diese zu einem traumhaft schönen Klangteppich, der sich äußerst wohltuend von anderen aktuellen Blockbuster-Klängen abzuheben weiß.
„Planet der Affen: Revolution“ lebt aber vor allem durch seine grandiosen Schauspieler, besser gesagt hauptsächlich derer, die man eigentlich gar nicht sieht, den Affen-Darstellern.
Wo die menschlichen Akteure um Clarke, Russell oder Oldman beinahe etwas blass bleiben (was aber auch den mangelnden bzw. eindimensionalen Charakterisierungen ihrer Figuren zuzuschreiben ist), drehen die Affendarsteller mächtig auf (auch hier Judy Greer mal ausgenommen, die eigentlich nur die ganze Zeit liegen und stöhnen muss).
Speziell Andy Serkis und Toby Kebbell liefern als sich konkurrierende Affen eine Wahnsinnsperformance ab. Man könnte zwar auch hier die etwas eintönige Figurenzeichnung Kobas bemäkeln, der als durchgeknallter, hasserfüllter Bonobo wie ein Art „Joker“ im Tierreich daherkommt, doch schauspielerisch ist das allererste Sahne. Serkis liefert nach bereits mehreren grandiosen Motion Capture Performances hier zudem seine absolute Karrierebestleistung ab. Ich werde daher auch nicht leise es immer und immer wieder zu wiederholen. Andy Serkis MUSS für seinen Caesar eine Oscar-Nominierung bekommen!
Motion Capture ist quasi das Method Acting des 21. Jahrhunderts und hier steht Serkis mit seiner Leistung in diesem Film definitiv auf einer Ebene mit beispielsweise De Niro in „Wie ein wilder Stier“!
Auch wenn der Film unter einigen Drehbuchschwächen leidet (so fand ich auch einige Sequenzen wie den „Rambo“-Auftritt von Koba schon etwas over the top), bietet er durch eine tolle Inszenierung, wunderschöne Bilder und Musik, sowie geniale Schauspieler und den mit Abstand besten Visual Effects des Jahres prima Kino-Unterhaltung. Lange nicht so gut wie sein Vorgänger, aber immer noch weit besser als so manches was ansonsten zurzeit über die Leinwände flimmert.
USA – 2014 – 2 Std. 10 Min.
Regie: Matt Reeves
mit Andy Serkis, Jason Clarke, Gary Oldman, Toby Kebbell, Keri Russell, Kirk Acevedo, Nick Thurston, Kodi Smit-McPhee, Karin Konoval & Judy Greer
Genre: Science-Fiction/Drama/Action