Leave to Remain

IFFMH Leave to Remain 5


Da ich in den letzten Wochen leider zeitlich nicht dazu gekommen bin, möchte ich heute, bevor es dann langsam in die heiße Awardphase geht, noch in aller Kürze drei letzte Filme vom „Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg“ rezensieren.
Den Auftakt möchte ich mit dem tollen Flüchtlings-Drama „Leave to Remain“ machen, in dem es um die wahre Geschichte einer bunt zusammengewürfelten Truppe jugendlicher Asylsuchender aus aller Herren Länder geht, die in England endlich in Frieden und ohne Existenzängste aufwachsen möchten, beim Versuch eine Aufenthaltsgenehmigung (die titelgebende Leave to Remain) zu erlangen jedoch der Willkür der Behörden ausgesetzt sind.


„Leave to Remain“ wurde fast vollständig mit Laiendarstellern besetzt, von denen Einige selbst als Kind als Flüchtlinge aus dem Nahen Osten bzw. Afrika nach England kamen, Toby Jones bildet hier als Englischlehrer und seelischer Beistand der Asylsuchenden eine der wenigen Ausnahmen. Regie führt der zweifache TV-BAFTA-Preisträger Bruce Goodison, der eigentlich aus dem Dokumentarbereich stammt und hier seinen ersten Kinofilm vorlegt. Ursprünglich war „Leave to Remain“ auch als Dokumentarfilm geplant. Um jedoch die Identität der Original-Personen zu wahren, entschied er sich im Laufe der Vorbereitungen dazu einen fiktiven Stoff daraus zu machen, der jedoch sehr eng an die echten Fälle angelehnt ist.

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Jedes Jahr kommen mehrere tausende Flüchtlinge nach Großbritannien, die zuhause unter Krieg, Hunger und Unterdrückung leiden und hier nun auf der Suche nach einem besseren Leben sind. Doch nur etwa jeder Zehnte bekommt am Ende die ersehnte Aufenthaltserlaubnis, der Rest wird wieder in die alte Heimat abgeschoben, egal welches Elend dort auch auf sie wartet. Abdul (Masieh Zarrien) kommt gerade aus Afghanistan, wo seine Familie unter dem Terror der Taliban gelitten hat und wird vorübergehend in einem Heim in Oxford untergebracht. Dort erhält er Unterstützung vom örtlichen Reverend Nigel (Toby Jones) der einen Sprachkurs für die Asylanten leitet und ihnen auch bei der anstehenden Bürokratie hilft. Nigel weist ihm seinen Landsmann Omar (Noof Ousellam) als Ansprechpartner zu. Omar ist schon eine Weile in England und hat sich bereits gut in die (Jugend-)Kultur eingewöhnt. Er steht kurz vor seiner alles entscheidenden letzten Anhörung, daher ist die Anspannung bei ihm sehr groß. Zumal er bei einer Abschiebung auch seine Freundin Chloe (Melanie Wilder), eine klassische Chavette, verlassen müsste. Doch Abdul scheint mit Omar und seiner Art nicht wirklich klar zu kommen, zudem scheint es irgendeine Verbindung zwischen den beiden zu geben, die sich erst am Ende offenbart.

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Ein weiterer Handlungsstrang dreht sich um die junge Zizidi (Yasmin Mwanza) aus Guinea, die in ihrer Heimat als Mädchen keinen Wert besitzt und bereits mehrfach vergewaltigt wurde, bevor sie diesem Schrecken endlich entfliehen konnte. Sie freundet sich schnell mit den Anderen aus ihrer Gruppe an und bewundert die selbstbewusste Chloe.
Nigel bemüht sich dabei die ganze Zeit wirklich sehr um die Gruppe, er weiß aber, dass nur einige Wenige auch langfristig in Oxford bleiben dürfen.

Der Film wurde bereits 2013 gedreht, besitzt aber gerade in diesen Tagen und auch besonders hierzulande leider eine erschreckend aktuelle Brisanz. Denn so wohl sich die gezeigten Teenager anfangs in ihrer neuen Heimat fühlen, so schnell müssen sie auch erfahren, dass ihnen nicht alle so wohlgesonnen sind wie Nigel.
Am Ende bleibt man als Zuschauer sehr bewegt zurück, bekommt man doch einen Einblick in eine Welt, von der man über die Medien so nur wenig mitbekommt, über die Schicksale und das Grauen, die hinter der Flüchtlingswelle stehen. Er regt definitiv zum Nachdenken an.

„Leave to Remain“ sollte eigentlich jeder einmal gesehen haben, besitzt er doch leider eine aktuellere Thematik denn je zuvor.
Ein regulärer weltweiter Kinostart steht allerdings bisher noch nicht fest.


GB – 2014 – 1 Std. 36 Min.
Regie: Bruce Goodison
mit Noof Ousellam, Masieh Zarrien, Yasmin Mwanza, Melanie Wilder, Emma N Power, Jake Davies, Alex Harvey, Farshid Rockey & Toby Jones
Genre: Drama

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