Teil 2 der „Divergent“-Reihe setzt nahtlos an den ersten Film an. Nach dem Massaker der Ken (der Fraktion der Wissenschaftler) an den Fraktionslosen sowie Teilen der Altruan (der Fraktion der Unbestechlichen) bei der auch Tris Priors (Shailene Woodley) Eltern umkamen, fliehen die Unbestimmte Tris, ihr Freund Tobias aka „Four“ (Theo James) und Peter Hayes (Miles Teller), die den Ferox (Krieger-Fraktion) angehören sowie Tris‘ Bruder Caleb (Ansel Elgort), ein Altruan, vor den Schergen der skrupellosen Ken-Anführerin Jeanine Matthews (Kate Winslet) und suchen Unterschlupf bei der friedvollen Bauern-Fraktion der Amite. Dort werden sie von deren Repräsentantin Johanna Reyes (Octavia Spencer) mit offenen Armen aufgenommen.
Doch die Idylle hält nicht lange an. Four und Tris geraten sich alsbald mit Peter in die Haare und kurz darauf erreicht auch noch ein Ken-Trupp unter der Führung von Fours Erzfeind Eric (Jai Courtney) der von den Ferox übergelaufenen ist, das Lager. Sie suchen nach Unbestimmten, die ein von Jeanine nach langem Suchen gefundenes Artefakt öffnen sollen, das eben nur von Unbestimmten geöffnet werden kann und eine wichtige Botschaft für die Fraktionen aus der Zeit derer Gründerväter enthält. Tris, Four und Caleb können sich zwar zuerst verstecken, werden jedoch von Peter an die Ken verraten. Während Peter verhaftet wird, können die Anderen gerade noch so fliehen und landen in einem Zug, der sie ins Gebiet der verbliebenen Fraktionslosen bringt. Dort treffen sie auf Fours totgeglaubte Mutter Evelyn (Naomi Watts), die sich nach kurzem Zögern ihrem Widerstand gegen Jeanine an schließt, auch wenn Four nicht allzugut auf sie zu sprechen ist.
Derweil konnte Jeanine bereits einige Unbestimmte auftreiben, die jedoch beim Versuch das Artefakt zu öffnen (durch Simulationen mit Aufgaben die nur mit den jeweiligen Charaktereigenschaften der verschiedenen Fraktionen bestanden werden können), dabei bisher restlos gestorben sind. Denn nur ein ungewöhnlich „hochprozentiger“ Unbestimmter ist in der Lage den fünfseitigen Polyeder zu öffnen. So eine wie Tris. …
Wurden die „Tribute von Panem“-Filme nach anfänglich schwachen Start von Teil zu Teil storytechnisch immer besser und tiefgründiger (mit inszenatorischen Abzügen bei „Mockingjay, Teil 1“) so war „Divergent“ auf einem genrebezogen, unerwartet, sehr hohen Niveau anzusiedeln. Entsprechend hoch waren dieses Mal auch meine Erwartungen, doch konnten diese leider nur bedingt erfüllt werden. Ob das nun an dem neuen Team um Regisseur Robert Schwentke und den Autoren Brian Duffield und Akiva Goldsman liegt, oder ob bereits die Romanvorlage deutlich schwächer als sein Vorgänger ist, kann ich dabei nicht beurteilen, da ich bisher keines der Bücher gelesen habe. Doch Literaturverfilmungen müssen natürlich auch immer als alleinstehendes Werk funktionieren, was bei „Insurgent“ allerdings definitiv nicht der Fall ist.
Gehört der erste Teil der „Bestimmung“-Reihe in der Tat noch zu den besten Filmen der aktuellen Jugenddystopie-Welle, so geht „Insurgent“ leider bereits nach kurzer Zeit massiv die Luft aus. Die Actionsequenzen sind zwar wohl dosiert gesetzt und erschlagen einen nicht, doch dazwischen passiert leider nur wenig bis gar nichts. Die Dialoge sind zudem auch meist extrem belanglos und bewegen sich stellenweise auf besserem Rosamunde Pilcher-Niveau, ausgenommen einige gelungene One-Liner von Miles Teller. Kein Vergleich zum tollen ersten Teil.
Besonders ärgerlich fand ich übrigens den finalen Twist mit der Auflösung um den Inhalt des Artefakts. Ich kenne wie gesagt den Roman nicht, aber ich fühlte mich hier doch ein wenig auf den Arm genommen und zudem an einen ganz bestimmten (weitaus besseren!) Film dann ähnlicher Thematik erinnert. Wer „Insurgent“ ebenfalls gesehen hat, wird hundertprozentig wissen welchen Film ich meine. 😉
Dadurch sind im Prinzip auch weite Teile der beiden Filme obsolet. Außerdem stellt sich mir ernsthaft die Frage, was jetzt storytechnisch noch kommen soll, das man auf zwei (!) weitere Filme ausbreiten muss. Mir graut ehrlich gesagt bereits ein wenig davor.
Produktions- und schauspieltechnisch gibt es allerdings kaum etwas auszusetzen. Die visuellen Effekte sind wie die Kameraarbeit von Florian Ballhaus hervorragend. Und Woodley, die über weite Strecken eine schon beinahe One-Woman-Show hinlegt, spielt wie bereits im ersten Teil ebenfalls exzellent. Auch Teller hat einige durchaus erinnernswerte Momente, während Winslet, Watts und Spencer ebenfalls ihr bestes geben, allerdings alle drei fast nichts zu tun bekommen. Einzig Watts‘ und Winslets allerletzte Szene, die auch gleichzeitig den Cliffhanger zum nächsten Teil bildet, bleibt im Gedächtnis. Und Janet McTeer darf auch in einem kurzen, aber für die Handlung wichtigen Cameo, einen kleinen Akzent setzen.
Theo James bildet hingegen die einzige darstellerische Schwachstelle. Ich fand ihn schon im ersten Teil nicht gerade preisverdächtig, hier schafft er es allerdings seine Leistung noch einmal zu unterbieten.
USA – 2015 – 1 Std. 59 Min.
Regie: Robert Schwentke
mit Shailene Woodley, Theo James, Kate Winslet, Miles Teller, Ansel Elgort, Naomi Watts, Octavia Spencer, Zoë Kravitz, Ray Stevenson, Jai Courtney, Mekhi Phifer, Daniel Dae Kim, Maggie Q, Ashley Judd & Janet McTeer
Genre: Science-Fiction / Action / Drama