In John Glazers 3. Kinofilm nach SEXY BEAST (2000) mit Ben Kingsley und BIRTH (2004) mit Nicole Kidman befindet sich Scarlett Johansson auf eine tödliche Mission: Zielstrebig und ohne jegliche Emotion geht sie auf Männerjagd und verführt sie in ihren schwarzen surrealen Raum! Ärgerlicherweise verraten die meisten Kritiken und Trailer zu viel von dem eigentlichen Kniff, der den Film nochmal auf eine andere Ebene hebt, denn ohne diese Metaebene ist dieser Film hahnebüchene Grütze. Aber auch mit dieser Ebene handelt es sich bei UNDER THE SKIN um einen abstrusen Kunstfilm, bei dem sich die Gemüter scheitern dürften. Wer mit Filmen wie TREE OF LIFE von Terence Malick oder ONLY GOD FORGIVES von DRIVE-Regisseur Nicolas Winding Refn nicht viel anfangen kann, der wird vermutlich auch hier nicht auf seine Kosten kommen, da die langen Kamerafahrten und die wortkarge immer wiederkehrende Suche nach neuen Opfern auf den ersten Blick den einzigen Handlungsrahmen darstellen…
Doch ganz so einfach macht uns Glazer die Sache dann doch nicht. Zusammen mit den verstörenden Kamerabildern von Dan Landin und dem hypnotisierenden Score von Mica Levi hat er es geschafft einen Film zu kreieren, der mich nochmal genauer hinsehen lassen wollte. Da sind Figuren wie die des Motorad-Mannes, der in die Geschichte einführt und eine Frau zu einem Van trägt, sie auszieht und sie sich fortan in einem tranceähnlichen Zustand befindet: Sie ist bei Bewusstsein, doch Bewegungsunfähig – nur eine Träne läuft ihr die Wange hinunter; dann das schreiende Baby am Strand oder der „Elefantenmensch“, der in Johanssons Figur so etwas wie eine menschliche Seite entlocken vermag und geschafft haben, sich in mein Gedächtnis zu brennen, mit der Gefahr, dass ich zu den Leuten gehöre, die in Filmen, bei denen man nichts versteht, alles Mögliche hineininterpretieren um ihnen doch irgendwie so etwas wie Sinnhaftigkeit zuzusprechen. Dementsprechend ist es dann doch recht spannend sich bei Youtube und diversen Foren die verschiedensten Interpretationen anzuschauen und mit den Seinigen zu vergleichen, ohne hier zu spoilern, dürften die interessantesten Aspekte die der Körperlichkeit und der Emotionen sein.
Definitiv ist UNDER THE SKIN ein Werk, dass man nur schwerlich objektiv werten kann und das die Gemüter spaltet. Von „hanebüchenem inhaltslosem Schrott“ über „Meisterwerk“ würde ich alles so unterschreiben. Am Besten macht man sich ein eigenes Bild und (entschuldigt die Wortwahl) kotzt sich danach im Kommentarfeld so richtig schön aus! Scarlett Johansson gratuliere ich jedenfalls zu ihrer Rollenauswahl, die in den letzten Jahren immer interessanter geworden ist, ganz gleich ob man diese nun gut heißen mag oder nicht bzw. sich fragt warum sie sich ausgerechnet für so ein Projekt hüllenlos zeigen musste. Für Cineasten zu empfehlen, die unbequeme Filme mögen, gerne in Interpretationen schwelgen und glauben Lynchs MULLHOLLAND DRIVE verstanden zu haben! 😉
BAFTA-Nominierungen:
- Bester Britischer Film
- Beste Filmmusik (Mica Levi)