Rund 30 Jahre sind vergangen, seitdem die Rebellen über die finsteren Mächte des Imperiums, angeführt durch den Imperator und seinem Handlanger Darth Vader, siegen- und die alte Ordnung wieder herzustellen konnten. Doch die dunkle Seite der Macht hat nicht geruht, aus einem der Schüler vom legendären Jedi-Ritter Luke Skywalker ist Kylo Ren entsprungen, um die Galaxis erneut zu unterdrücken und seinen Lehrmeister aufzuspüren um ihn zu töten.
Auch eine neue Rebellen-Allianz versucht den Aufenthaltsort von Luke ausfindig zu machen. Die geheimen Informationen befinden sich im Astromechdroiden BB-8, welche nach einer Flucht vor der gnadenlosen „First Order“ von den Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac) und Finn (John Boyega) auf den Wüstenplaneten von Jakku gebracht werden. Letzterer ist ein Stormtrooper, der versucht dem grausamen Regime von Supreme Leader Snoke und Kylo Ren zu entfliehen und in Poe die beste Möglichkeit dazu sieht. Als die Wege sich der Beiden trennen, trifft Finn auf die Schrottsammlerin Rey (Daisy Ridley), derer sich BB-8 auf Jakku angenommen hat. Noch nichtsahnend, dass sich ihr Leben von nun an komplett ändern wird…
[Nicht gänzlich frei von Spoilern:] Nun gut, die Geschichte liest sich nicht zufällig wie die Grundgeschichte aus Episode IV. Im direkten Vergleich werden sogar die Figuren 1:1 ersetzt: Han Solo wird nun von Oscar Isaac verkörpert, Lukes Geschichte ist dieselbe wie Rey, Kylo Ren trägt nicht von ungefähr eine Maske a la Darth Vader, obwohl er diese nicht mal benötigt, der Imperator wird durch Supreme Leader Snoke ersetzt, R2-D2 durch BB-8 und wer Yoda vertreten könnte wurde ebenfalls angedeutet. So kreativ war JJ Abrams also nicht und spiegelt auch einen zentralen Punkt meiner Kritik wieder, was schade ist, denn die neuen Jungdarsteller machen ihre Sache ausgesprochen gut und hätten mehr Raum für eine eigene Geschichte verdient, doch Abrams möchte kein Risiko eingehen und sich den Zorn der Star Wars-Fangemeinde zuziehen.
Doch bleibt die Frage, ob man nochmal mindestens 3 Filme mit nahezu derselben Handlung und denselben Charakteren braucht. Technisch ist alles auf höchstem Niveau und auch narrativ weiß der Film in der ersten Hälfte zu gefallen, doch dann geht alles viel zu schnell, das Tempo wird angezogen, auf Kosten der Atmosphäre. Wo Luke noch viel Training gebraucht hat um die Macht in sich zu kontrollieren, kann Rey erstaunlich gut mit dem Laserschwert umgehen oder Gedanken kontrollieren. Da helfen auch kleine und große Nostalgiewerte nicht, indem man nahezu alle Charaktere der Urtrilogie eingebaut hat, um sie dann als Randfiguren zu degradieren oder rauszuschreiben. Und warum man bei Supreme Leader Snoke (Andy Serkis) so schlechtes CGI verwendet hat, verstehe sich angesichts der sonst genutzten Möglichkeiten auch nicht. Man sah deutlich den Gollum-Darsteller Andy Serkis in seiner Paraderolle mehr als einmal aufblitzen und wirkte durch seine Übergröße noch lächerlicher als Kylo Ren (Adam Driver) als Darth Vader für Arme.
Ich möchte trotz dieser recht harschen Worte betonen, dass man mit den zwei Hauptfiguren Rey und Finn ein gutes Fundament angelegt hat und neue Wege gehen könnte. Auch der Droide BB-8 sorgt als Sidekick für heitere Momente und wird seine Daseinsberechtigung finden. Noch ist nicht alles verloren, man kann die Ordnung der Figuren untereinander anderweitig anordnen, ihnen weitere Stärken und Schwächen zuordnen und in die Tiefe arbeiten, auch wenn es bei dieser Reihe vorher nie so sehr darauf ankam. Es geht ja darum sich etwas abzuheben, sonst muss man sich den Vorwurf gefallen lassen, dass es der neuen Produktionsfirma (Disney hat Lucas Films aufgekauft), dem Regisseur und Drehbuchautor JJ Abrams nur um Geldmacherei geht. Das man kommerziellen Erfolg auch mit einem gewissen künstlerischem Anspruch verbinden kann, hat zuletzt Christopher Nolan mit der Batman-Reige „The Dark Knight“ gezeigt bzw. Abrams selbst, der Star Trek zu neuem Leben verhalf und dem ich durchaus zutraue seine eigene Mitte im Star Wars-Kosmos zu finden, er muss sich nur die Eier haben es auch zu wagen.
Eine von vielen Ideen von mir würde eine andere Regierungsform beinhalten. Wie auch in der Urtrilogie ist es beim „Erachen der Macht“ wieder eine bedrohliche dunkle Macht, die die Planeten unterdrücken und über sie herrschen will. Diese Bedrohung kommt von Außen und geht mit nahezu identischen Methoden (Planetensprengung) vor. Mein Vorschlag geht von Innen hervor, sprich 30 Jahre sind vergangen, da hätten sich die Planeten zu einem Bündnis zusammenschließen können um den Frieden zu sichern und sich gegenseitig zu unterstützen (welches u.a. der Grundgedanke der Europäische Union ursprünglich ist). Ein Planet unter der Regierung von General Hux hätte Abrahms dann in ökonomische und finanzielle Schieflage bringen können, so dass man diesen aus der Union ausschließt. Hux sieht seinen Auschluss aus dieser Union als Angriff auf seine Person und sinnt nach Rache, doch ihm fehlen die finanziellen Mittel und schlichtweg eine Arme um die Union zu zerschlagen. Supreme Leader Snoke sieht eine Chance auf Machtübernahme und hätte dann die Rolle des Finanzies im Hintergrund und schickt dem General Hux den abtrünnigen Jediritter Kyno Ren als seinen Vertrauten…
Ich denke diese Konstalltion bietet mehr Möglichkeiten als die recyclte Version aus Episode 4 und 6 und ist eine neue Herangehnsweise, die Bezüge zum aktuellen Zeitgeschehen zulässt und trotzdem leicht zugänglich ist. Vielleicht sind meine Erwartungen an die Serie und nach den positiven Entwicklungen der Blockbuster der letzten Jahre in Bezug auf Charaktertiefe und gesellschaftliche Bezüge auch etwas zu hoch geworden. Anscheinend begnügt man sich mit dem neuen Star Wars einen schnellebigen Blockbuster abgeliefert zu haben, ohne irgendwelche aktuellen Bezüge, mit lediglich geringer Charaktertiefe oder neuen Ansätzen. Kann man sich mit zufriedenstellen, ich erwarte vom Medium Film mehr!