In den 1950er Jahren verlässt eine junge Irin ihre Heimat um in die USA auszuwandern. Ob John Crowley dem bekannten Stoff neue Aspekte abringen kann, erfahrt ihr in meiner Review.
Nach An Education und Der große Trip – Wild handelt auch diese Verfilmung eines Nick Hornby-Drehbuchs wieder von einer starken Frau und dem suchen und finden von Liebe und einem Platz in der Gesellschaft. Dieses mal verfolgen wir eine junge irische Auswanderin die 1951 nach Brooklyn kommt. Großartig verkörpert von Saoirse Ronan – die in der ersten Planungsphase den Produzenten noch zu jung war – kann der Zuschauer ab der ersten Sekunde mit Eilis mitfühlen; spätestens dann, wenn sie auf dem Schiff in die USA mit den Nebenwirkungen eines Sturms zu kämpfen hat. Auch der spätere innere Kampf ob sie in ihrer irischen Heimat bleiben soll, oder zurück in ihr neues Leben in den USA bringt Ronan zu jeder Sekunde glaubhaft und natürlich rüber.
Angefangen von der etwas unsicheren Irin bis hin zur selbstbewussten jungen US-Irin am Ende: Ronan ist das Herz und die Seele des Films. Und während in den USA Emory Cohen als italienischstämmiger Tony mit viel Natürlichkeit punktet, ist es im dritten Akt auf der irischen Insel mit seinem leicht kauzigen Charme Domhnall Gleeson der es zwar nicht schafft sich komplett in das Herz von Eilis und dem Zuschauer zu schleichen, aber eindrucksvoll unterstreicht warum er im Moment so heißt begehrt in Hollywood ist.
Daneben zeichnen sich Jim Broadbent als Father Flood und vor allem Julie Walters als Pensions-Besitzerin am Stärksten aus: Während Broadbent das macht was er nun mal mit am besten kann – den weisen moralischen Kompass spielen -, überzeugt Julie Walter mit einer rollentypischen Strenge, untersetzt diese aber immer wieder mit pointierten trockenen Humorspitzen ohne zur Karikatur zu werden.
Die Regie von John Crowley (Boy A, Unter Beobachtung) wechselt gekonnt zwischen humorvollen Momenten und Szenen in denen alles über den Figuren und dem Zuschauer zusammenbricht ohne dass es gewollt oder unnatürlich wirkt, denn so ist das Leben nunmal. In der einen Sekunde lacht man noch und in der Nächsten leidet man tränenreich mit Eilis mit. Die Kamerarbeit von Yves Bélanger wechselt von den fast tristen erdigen Farben am Anfang in Irland, zu immer satter werden Farben in Brooklyn, wobei der Höhepunkt dessen ein Badeausflug von Eilis und Tony an den Strand von Coney Island darstellt, während sich im dritten Akt auch die irische Insel von ihrer farbenfrohen Seite zeigen darf. Untermalt wird das ganze von einem wunderschönen und stimmigen Score von Michael Brook, der bereits in Vielleicht lieber morgen und Für immer Liebe die musikalische Begleitung junger Liebenden komponierte.
Fazit: Wie schon in An Education bekommen wir von Nick Hornby die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die sich gegen alle Widerstände den Weg zu einem besseren Leben baut. Mit vielen kleinen wunderschönen Momenten, sympathischen Figuren und den herausragenden Saoirse Ronan und Emory Cohen die mit ihrer Spielfreude die Leinwand fast zum brennen bringen. Ein sehr süßer und fast schon klassischer Film, den man sofort in sein Herz schließt.