Film des Monats: „Shakespeare In Love“

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Eine Leinwandproduktion, die im öffentlichen Diskurs, insbesondere jedoch in den illustren Reihen unseres Forums, ein nicht unerhebliches Maß an Kritik über sich ergehen lassen musste, stellt in Gestalt von „Shakespeare In Love“ einer von lediglich fünf komödiantisch beseelten Filmen dar, dem es innerhalb der letzten 30 Jahre gelang, in der Königskategorie der Academy Awards ausgezeichnet zu werden. Nach Kräften habe ich daher versucht, die siebenfach oscargekrönte, unter der Verantwortung von John Madden entstandene Genremischung im Zuge meiner mittlerweile fünften Sichtung noch kritischer als zuvor unter die Lupe zu nehmen. Letzten Endes konnte ich mich aber selbst angesichts dessen der Magie des romantischen Werkes, welches weder zu kurz oder lang geraten ist, auch diesmal schlicht und ergreifend zu keinem Zeitpunkt entziehen.

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Die mit erstaunlich geringem Budget von 25 Millionen US-$ produzierte Shakespeare-Reminiszenz unterscheidet sich in angenehmer Weise von größtenteils betont schwermütiger Dramenkost und bietet, getragen von einem exzellenten Skript, bei Weitem nicht nur visuelle Reize, sondern vor allem geschichtliches Fingerspitzengefühl, charismatische Charaktere, anrührende Momente und einen hochintelligenten Wortwitz, der vielfach Funken versprüht. Anhand geschickter Umdeutungen der Vita des vielleicht bedeutenden Dramatikers der Literaturgeschichte sowie seiner wohl bekanntesten Überlieferung wurden Realität und literarische Fiktion ausgewogen und mit hohem Maß an Cleverness miteinander verwoben, lassen trotz der lyrischen Dialogform ungemein viel Raum für spitzfindigen Humor sowie nachfühlbare Emotion, während auch moderne Denkanstöße rund um Geschlechteridentitäten Anklang finden konnten. Da die Liebesgeschichte sowie der exemplarische Reproduktionsprozess eines Theaterstücks konsequent im Zentrum der Handlung verbleiben und man ohnehin keinen Anspruch auf althergebrachte Wahrheit erhob, erweisen sich historische Ungenauigkeiten im konkreten Fall einmal als gewinnbringend anstatt zu stören. Analog zum außergewöhnlichen, literarischen Erbe des proträtierten Briten spricht auch die Verfilmung durch ihre feingeistige Machart sowohl Intellektuelle als auch – mit Verlaub – das „gemeine Volk“ an und ist ausgelegt auf die jeweilige Lesart der Zuschauer. Dass es sich zusätzlich aber auch um einen inszenatorischen Augenschmaus, welcher sich durch blendende Ästhetik, Detailverliebtheit und exzellente Restaurierung der Elisabethanischen Epoche auszeichnet und den „Elizabeth“-Verfilmungen in keinem Belang nachsteht, handelt, muss man eigentlich nicht weiter aufdröseln, sodass gerade die Oscartrophäen in den Ausstattungskategorien sowie für die träumerischen Kompositionen und das mitreißende Drehbuch wie in Stein gemeißelt erscheinen.

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Allenfalls an der raschen persönlichen Entwicklung der beiden Protagonisten lassen sich kleine Mankos identifizieren, doch dies gleicht nicht zuletzt ein bis in die Nebenrollen grandios besetztes, überwiegend britisches Starensemble vollends aus. Im direkten Vergleich mag Cate Blanchett (ironischerweise für die Verkörperung derselben Monarchin, die auch Judi Dench mimt) die Bessere gewesen sein, dennoch zähle ich mich keinesfalls zur Fraktion, die über Paltrows Auszeichnung nach rund zwei Dekaden noch nicht hinweggekommen sind, gerade weil sie mit Inbrunst, Fragilität und Fokus bei der Sache war und mit dem facettenreich agierenden Joseph Fiennes wunderbar harmonierte. Zudem boten insbesondere der von mir vergötterte Geoffrey Rush sowie Imelda Staunton herrlich überdrehte, köstlich unterhaltende Performances, während Colin Firth bereits einen kleinen Vorgeschmack auf die Brillanz seiner beiden oscarnominierten Rollen lieferte. Zwar bestreite ich ebenfalls nicht, dass Judi Denchs Honorierung von Seiten der Academy sicherlich auch durch Sympathie sowie als eventuelle Wiedergutmachung ihrer Niederlage im Vorjahr motiviert worden ist, doch dies ändert nichts daran, dass sie der Monarchin sowohl Würde als auch Spitzfindigkeit verlieh und trotz ihrer gerade einmal acht Minuten auf der Leinwand im Gedächtnis bleibt.

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Infolgedessen ist und bleibt „Shakespeare In Love“ meiner Meinung nach eine herrliche, filmische Herzensangelegenheit über eine dynamische Epoche und darüber hinaus ein überaus würdiger Tribut für das Schaffen des sagenumwobenen Autoren, der noch immer von der gesamten Zivilisation gekannt wird, obwohl er diesjährig bereits seit 400 Jahren das Erdenrund verlassen hat. Das durchdachte Porträt über den Wert der Liebe allen Widrigkeiten zum Trotz vermag – sofern man es denn zulässt – sowohl Herz, Augen und Ohren als auch Seele gleichermaßen anzusprechen und ist, wie eine der Hauptfiguren es mehrfach in anderem Zusammenhang ausdrückt, in vielerlei Hinsicht „…ein Wunder“. Letzten Endes entzieht es sich deswegen meinem Verständnis, warum die Romanze derart häufig belächelt wird, denn ich bin mir förmlich sicher, selbst Shakespeare höchstpersönlich hätte daran mit Sicherheit viel Vergnügen gehabt.

UK / USA 1998 – 123 Minuten Regie: John Madden Genre: Romanze / Tragikomödie Darsteller: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush, Tom Wilkinson, Judi Dench, Colin Firth, Imelda Staunton, Ben Affleck, Martin Clunes, Simon Callow, Tim McMullen, Rupert Everett
UK / USA 1998 – 123 Minuten
Regie: John Madden
Genre: Romanze / Tragikomödie
Darsteller: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush, Tom Wilkinson, Judi Dench, Colin Firth, Imelda Staunton, Ben Affleck, Martin Clunes, Simon Callow, Tim McMullen, Rupert Everett
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