Denkt man an romantische Komödien, fällt einem mit Sicherheit sofort ein Name ein: Dustin Hoffman!
Nicht? Nun dann muss dieser Zustand auf jeden Fall noch heute geändert werden!
Hoffman hat in der Tat in seiner bislang fast 50 Jahre umfassenden Karriere nur in zwei echten romantischen Komödien mitgespielt (wenn man „Tootsie“ mal außen vor lässt), dabei hatte er seinen Durchbruch einem der bekanntesten Filme dieser Gattung zu verdanken. Die zweite klassische RomCom-Rolle sollte sogar erst über 40 Jahre danach folgen.
Die Rede ist natürlich von „Die Reifeprüfung“ und „Liebe auf den zweiten Blick“, die ich heute beide kurz vorstellen möchte. Und natürlich gibt es auch wieder einen Streifen, den man sich getrost schenken kann.
Zudem gibt es, quasi aus gegebenem Anlass, auch wieder einmal einen vierten Film zu besprechen.
Der Klassiker:
Die Reifeprüfung (OT: The Graduate)
Zur Handlung von „Die Reifeprüfung“ braucht man wohl nicht viele Worte zu verlieren. Der junge, frischgebackene College-Absolvent Benjamin Braddock (Hoffman) kehrt nach seinem Studium ins elterliche Haus zurück. Doch er weiß nichts mit seinem Leben anzufangen. Als er auf Mrs. Robinson (Anne Bancroft) trifft, der Frau des Geschäftspartners seines Vaters, und diese ihn verführt, geht er eine Affäre mit ihr ein. Doch sein Vater würde ihn gerne mit Mrs. Robinsons Tochter Elaine (Katharine Ross) verkuppeln, mit der Benjamin einst auf die High School gegangen war. …
„Die Reifeprüfung“ ist ein kleines Meisterwerk des Genres, das den damals unbekannten Dustin Hoffman über Nacht zum neuen Star des Kinos machte und als Mitbegründer des „New Hollywood“ galt. Der Film galt für die damalige Zeit als skandalös, wurde aber trotzdem (oder gerade deshalb) zum Publikumsmagneten. Er war für 7 Oscars nominiert, darunter Film, Drehbuch, Kamera, Hoffman, Bancroft und Ross, von denen aber letztlich nur Mike Nichols den Regiepreis entgegen nehmen konnte.
„Die Reifeprüfung besticht nicht nur durch sein ausgefeiltes Drehbuch, das eine glänzende Balance zwischen dramatischen und urkomischen Szenen kreiert, seine Darsteller, allen voran Bancroft und Hoffman, der hier sozusagen die Blaupause für alle späteren Hugh Grant-Rollen abliefert, sondern auch durch eine hervorragende Kameraführung und einige der besten Schnitte, die man bis dato auf der großen Leinwand bestaunen durfte.
Der heimliche Star des Films ist aber natürlich der weltberühmt gewordene Soundtrack von Simon & Garfunkel, der im Prinzip nur aus den drei Songs „The Sound of Silence“, „Scarborough Fair/Canticle“ und „Mrs. Robinson“, dem wohl berühmtesten Lied des Duos, besteht und stellvertretend die drei Akte des Films untermalt.
Wer „The Graduate“ bisher tatsächlich noch nicht gesehen haben sollte, möge das bitte nachholen. Ein Klassiker, den man meiner Meinung nach unbedingt gesehen haben muss.
USA 1967 – 1 Std. 42 Min.
Regie: Mike Nichols
mit: Dustin Hoffman, Anne Bancroft, Katharine Ross, Murray Hamilton, William Daniels, Elizabeth Wilson, Buck Henry, Norman Fell & Richard Dreyfuss
Genre: romantische Komödie
Der Film zum Klassiker:
Wo die Liebe hinfällt… (OT Rumor Has It…)
Die Prämisse von „Wo die Liebe hinfällt…“ ist, dass die Geschehnisse im Roman „Die Reifeprüfung“, respektive der Verfilmung, nicht nur der Idee eines Hollywood-Autoren entsprungen sind, sondern auf einem wahren Fall im beschaulichen kalifornischen Städtchen Pasadena beruhen.
Die mehr oder minder erfolglose Journalistin Sarah Huttinger (Jennifer Aniston) kommt ausgerechnet am Tag der Hochzeit ihrer kleinen Schwester (Mena Suvari) dahinter, dass ihre eigene Großmutter, Katharine Richelieu (Shirley MacLaine), die reale „Mrs. Robinson“ ist, die, wie Sarahs mittlerweile verstorbene Mutter kurz vor ihrer Hochzeit mit Sarahs Dad (Richard Jenkins), eine Affäre mit einem gewissen Beau Burroughs (Kevin Costner) hatte. Sarahs Welt scheint daraufhin zusammenzubrechen, weil dadurch eben jener Mr. Burroughs theoretisch auch ihr biologischer Vater sein könnte. Nach der Hochzeit forscht sie daher nach Bears Adresse und fliegt nach San Francisco um ihren potenziellen Vater zur Rede zu stellen, während ihr heimlicher Verlobter Jeff Daly (Mark Ruffalo) angeblich wieder zurück nach New York reist. Doch es kommt, wie es kommen muss: Beau kann Sarah überzeugen, dass er nicht ihr Vater sein kann, woraufhin die Beiden nach einer durchzechten Nacht gemeinsam im Bett landen. Und dann kreuzt plötzlich Jeff in Frisco auf. …
Gerne hätte ich diesen Film als echtes „Highlight“ präsentiert, doch dafür verschenkt er seinen genialen Ansatz leider zu schnell und verkommt spätestens nach der ersten halben Stunde zu einer Standard-RomCom, die zwar definitiv nicht schlecht ist, aber ihr Potenzial nur im Ansatz auszuschöpfen vermag. Das ist wirklich schade, denn der Cast spielt wirklich großartig. Besonders Shirley MacLaine glänzt in jeder einzelnen ihrer Szenen, es macht tierischen Spaß ihr dabei zuzusehen. Komödien-Spezialist Rob Reiner führt auch eine durchaus gute Regie. Das größte Manko liegt am insgesamt schwachen Drehbuch von Ted Griffin.
Wer sich „Wo die Liebe hinfällt …“ gerne mal anschauen möchte, hat am kommenden Sonntag, 31. Juli um 15:55 Uhr bei Sat 1 dazu Gelegenheit. Übrigens genau der richtige Zeitpunkt für diesen Film wie ich finde. Leichte Unterhaltung, die nicht wehtut.
USA 2005 – 1 Std. 33 Min.
Regie: Rob Reiner
mit: Jennifer Aniston, Kevin Costner, Shirley MacLaine, Mark Ruffalo, Richard Jenkins, Mena Suvari, Steve Sandvoss, Erinn Bartlett & Kathy Bates
Genre: romantische Komödie, Fantasy, Märchen
Mein Highlight:
Liebe auf den zweiten Blick (OT: Last Chance Harvey)
„Liebe auf den zweiten Blick“ ist wie oben erwähnt Hoffmans zweite echte Romantikkomödie. Auch diese verzettelt sich zwar mitunter in einigen eher uninteressanten Nebenplots, wirkt aber insgesamt doch sehr harmonisch und in sich stimmig. Getragen wird der Film ebenfalls hauptsächlich von seinen beiden Hauptdarstellern, die zusammen eine wundervolle Chemie besitzen und einige echt magische Momente auf den Bildschirm zaubern. Hoffman und Thompson wurden daher 2009 völlig zurecht als Beste Hauptdarsteller in einer Komödie bei den „Golden Globes“ nominiert.
Harvey Shine (Dustin Hoffman), ein (ehemals) erfolgreicher Werbejingle-Komponist, der aber viel lieber ein gefeierter Jazz-Pianist geworden wäre, reist von New York nach London um an der Hochzeit seiner Tochter Susan (Liane Balaban) teilzunehmen. Doch Harvey hat sie nach der Scheidung von seiner Frau Jean (Kathy Baker) nur selten gesehen und fühlt sich immer wie das fünfte Rad am Wagen, zumal Jean seit Jahren wieder neu mit Brian (James Brolin) verheiratet ist. Harvey fliegt daher nur halbherzig über den großen Teich, zumal auch ein wichtiges Meeting vor der Tür steht. Am Flughafen wimmelt er daher auch die Flughafenmitarbeiterin Kate Walker (Emma Thompson) eher barsch ab, die ihm nur ein paar Fragen zum Flug stelle wollte.
Nachdem das Abendessen vor der Hochzeit für Harvey zu einem Desaster wurde, beschließt er direkt nach der Trauung wieder nach Hause zu fliegen und nicht mehr an der Feier danach teilzunehmen. Wegen eines Staus verpasst er jedoch seinen Flug und landet in einer Bar, in der er sich betrinken möchte. Dort trifft er wieder auf Kate, entschuldigt sich bei ihr und verwickelt sie in ein Gespräch. Schnell kommen sie sich näher, und Harvey beschließt den Tag mit Kate zu verbringen. …
„Liebe auf den zweiten Blick“ besticht durch feinen, leisen Humor und einer ganz großen Portion Romantik. Ein Fest für alle Liebesfilm-Freunde. Wer jetzt Lust darauf bekommen hat den Film zu sehen: Glück gehabt. Denn „Liebe auf den zweiten Blick“ läuft HEUTE, 27. Juli um 20:15 Uhr bei Tele 5. Einschalten wärmstens empfohlen.
GB / USA 2008 – 1 Std. 32 Min.
Regie: Joel Hopkins
mit: Dustin Hoffman, Emma Thompson, James Brolin, Kathy Baker, Eileen Atkins, Liane Balaban & Richard Schiff
Genre: romantische Komödie
Finger weg!
Die nackte Wahrheit (OT: The Ugly Truth)
Die kontrollsüchtige Abby Richter (Katherine Heigl) arbeitet als Produzentin einer erfolglosen regionalen TV-Morning Show. Um die Quoten anzukurbeln setzt ihr ihr Chef den infantilen, frauenverachtenden Mike Chadway (Gerard Butler) vor die Nase, der in einem Lokalsender mit seiner Sendung „The Ugly Truth“ erfolgreich ist. Abby kann Mike nicht ausstehen und arbeitet nur widerwillig mit ihm zusammen. Als er ihr jedoch hilfreiche Tipps gibt, wie sie bei ihrem neuen erfolgreichen, kultivierten, wie gutaussehenden Nachbarn Colin (Eric Winter) landen kann, werden sie langsam Freunde. Oder ist da etwa mehr?…
Die nackte Wahrheit ist leider, dass dieser Film eine Qual sondergleichen ist!
Beinahe jede einzelne Figur ist total lieblos, langweilig und/oder extrem nervig aus diversen RomCom-Klischees zusammengeschustert und geht einem daher schon nach wenigen Sekunden entweder auf den Zeiger oder lässt einen total kalt, einzig Gerard Butler macht das Beste aus einer Vorlage und rettet den Film daher vor dem Totalabsturz. Man merkt ihm seine Spielfreude als Mega-Macho mit dem Herzen am rechten Fleck definitiv an. Ansonsten gibt es leider nichts, wirklich rein gar nichts positives über diesen Film zu sagen. Das Drehbuch ist grottig, strotzt nur so vor grenzdebilen Einfällen und Situationen zum Fremdschämen und bietet nicht einen einzigen Lacher (ok ich musste ein Mal schmunzeln). Zudem dröhnt pausenlos ein nervtötender 08/15-RomCom-Score, der einen mit der Zeit sogar richtig aggressiv macht. Wer sich dieses Machwerk daher freiwillig antun möchte, sollte sich vorher sicherheitshalber eine Magnumflasche Wodka besorgen.
USA – 2009 – 1 Std. 36 Min.
Regie: Robert Luketic
mit: Katherine Heigl, Gerard Butler, John Sloman, Bree Turner, Eric Winter, Noah Matthews, John Michael Higgins & Cheryl Hines
Genre: romantische Komödie