Love, Simon

© Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Simon (Nick Robinson)  ist 17 Jahre und ungeoutet. Er schämt sich nicht für seine Sexualität, aber er scheut Veränderungen und seine Freunde und Eltern könnten vielleicht doch anders reagieren als erwartet. Allein einem geheimen E-Mail-Freund namens Blue wagt er sein Geheimnis anzuvertrauen und sich zu öffnen. Gegenseitig unterstützen sie sich bei der Selbstfindung und wachsen immer näher zusammen, obwohl sie sich noch nie begegnet sind. Als er vergisst sich in der Bibliothek ordnungsgemäß vom Rechner abzumelden liest der Außenseiter Martin seine letzten Mails und droht damit ihn auffliegen zu lassen, wenn dieser ihm nicht hilft bei seiner Freundin Abby zu landen. Wird Simon sich auf diese Erpressung einlassen, auch um die aufkeimenden Gefühle zwischen ihm und Blue nicht zu gefähren?Zugegeben die grobe Inhaltsangabe klingt vermutlich nicht so ansprechend und für viele vielleicht etwas zu teeniemäßig um eine andere Zielgruppe anzusprechen, doch „Love, Simon“ kann mit Stolz den Titel eines waschechten Teeniefilms tragen. Denn der liebevolle Umgang mit Simons Coming out und das dies nicht überdramatisiert wird wie bei vielen anderen Vertretern, die sich thematisch auf diesem Terrain befinden, macht ihn formell schon besonders. Der Cast ist zudem wundervoll ausgewählt und vereint eine große Bandbreite an unterschiedlichen Ethnien, Mensch- und Charaktertypen, die nicht wie bei den meisten Filmen austauschbar wirken.

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Bemerkenswert, wenn nicht sogar revolutionär ist die Tatsache, dass es sich bei „Love, Simon“ um eine Rom-Com handelt, für diese die relativ einfachen Formalien der Teenie-Romanze auch einmal für einen (schwulen) Jungen angewendet werden und ein romantisches Ende von vorneherein nicht ausklammert wurde. Zum unvergesslichen Filmerlebnis sollte zudem eine der Endszenen werden, indem das Publikum emotional so mitgerissen wurde, dass dieses gejubelt und applaudiert hat. Wunderschön!

Endlich mal ein Film, der Homosexualität nicht als übergroßes Problem darzustellen weiß, auch wenn aus diesem Grund manche „Love, Simon“ als zu glattgebügelt, gar märchenhaft bezeichnen und ihn deshalb kritisieren. Formell ist es jedoch einfach eine schöne Geschichte die berührt, gerade weil sie mit sehr viel Liebe zum Detail inszeniert und kraftvoll dargestellt wurde. Das ist auch den vielen kleinen Regieeinfällen und dem wunderbaren Zusammenspiel zwischen dem Soundtrack (u.a. Kings, Bleachers, Jackson Five, Whitney Houston), Schnitt und den Schauspielern zu verdanken. Das Highschool-Feeling kommt gerade wegen den Elementen besonders gut zur Geltung.

© Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Die Chemie der Darsteller, die aus noch unverbrauchten Gesichtern wie Nick Robinson (Jurassic World, Boardwalk Empire, Kings of Summer),  Katherine Langford (Tote Mädchen lügen nicht) und Miles Heizer (Riverdale) besteht, als auch etablierten Serien- und Filmschauspielern wie Tony Hale (Veep), Jennifer Garner (Alias, Juno) und Josh Duhamel (Las Vegas, Transformers) ist das wahre Herzstück des Films. Hale sorgt für jede Menge Lacher als Schuldirktor, während Garner und Duhamel ein glaubhaftes Vorzeigeelterngespann abgeben. Da darf auch mal der Vater emotional werden und bricht in einer gefühlvollen Szene mit dem Klischee des unverständnisvollen Elternteils. Sehr schön!

Bleibt abschließend zu sagen, dass „Love, Simon“ definitiv den Weg in meine DVD-Sammlung finden wird. Ich habe nicht gewusst, dass ich diese Liebesgeschichte gebraucht habe, bis ich sie heute gesehen- und diese sich Mitten in mein Herz gespielt hat. Der Soundtrack läuft in Dauerschleife und über die vielen Nominierungen und Preise, sowie einer sehr guten Wertung bei imdb und Moviepilot freue ich mich auch sehr. Sehr verdient wie ich finde, hoffe ihr werdet ähnlich empfinden. Wer „Vielleicht lieber morgen“ (OT: Perks of being a Wallflower) zu schätzen weiß, der dürfte auch an „Love, Simon“ gefallen finden.

USA 2018 – 110 Minuten
Regie: Greg Berlanti
Genre: Komödie / Drama / Romanze
Darsteller: Nick Robinson, Katherine Langford, Alexandra Shipp, Keiynan Lonsdale, Jennifer Garner, Josh Duhamel, Jorge Lendeborg Jr., Tony Hale, Meiles Heizer, Logan Miller, uva.

 

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