Seit dem Unfalltod ihres Mannes hat Julia (Alex Essoe) ganz schön zu kämpfen, auch in finanzieller Hinsicht. Ihre große Hoffnung ist die St. Sebastian Abtei, die ihr von ihrem Mann vermacht wurde. Ist diese erst einmal renoviert, könnten sie mit dem Verkauf ihre Sorgen loswerden. So zumindest ihr Plan. Um die Arbeiten zu überwachen und auch auf andere Gedanken zu kommen, reist sie daher mit ihrer Teenager-Tochter Amy (Laurel Marsden) und ihrem jungen Sohn Henry (Peter DeSouza-Feighoney) nach Spanien, der seit dem seines Vaters nicht mehr spricht. Außerdem fängt er an sich ständig selbst zu verletzen und unheimliches Zeug von sich zu geben. Der junge Priester Esquibel (Daniel Zovatto) merkt schnell, dass Henry von einem Dämon besessen sein muss. Da er selbst nichts dagegen ausrichten kann, wird Vater Gabriele Amorth (Russell Crowe) nach Spanien geschickt, der Chef-Exorzist des Papstes…
Sie gehören fest zum Horrorgenre dazu: Menschen, die von Dämonen besessen sind und nur mit größter Mühe davon wieder befreit werden können. Meistens erscheinen solche Geschichten nur fürs Heimkino und sind ohne größeren Aufwand abgedreht. Diesen Monat gibt es aber gleich zwei Beispiele dafür, dass man auch bei den großen Filmstudios noch um das kommerzielle Potenzial solcher Titel weiß. Während Evil Dead Rise mit dem Namen des kultigen Franchises das Publikum anlockt, ist es hier die Besetzung, die als großes Verkaufsargument dient. Zumal Russell Crowe nun niemand ist, den man unbedingt mit Horror in Verbindung bringt.
Tatsächlich ist der neuseeländische Schauspieler ein wirkliches Argument, warum man sich den Film anschauen kann. So ist der Priester, den er hier verkörpert, doch eine sehr auffällige Persönlichkeit. Wenn er mit seinem Roller durch die Gegend brettert oder sich mit anderen Leuten im Vatikan anlegt, dann macht der Film deutlich: Gabriele Amorth ist ein echtes Individuum und lässt sich nichts sagen. The Pope’s Exorcist setzt da ganz massiv auf das Charisma des Oscarpreisträgers und betont, wie unkonventionell der Geistliche ist, der tatsächlich ein bedeutender Exorzist des Vatikans war. Damit verbunden ist erstaunlich viel Humor, streckenweise meint man sogar, dass das hier eine Horrorkomödie sein könnte. Es dauert eine Weile, bis Regisseur Julius Avery mal so richtig loslegt und dann auch mal das Böse von der Leine lässt.
Auch an der Stelle profitiert der Film von guter schauspielerischer Leistung. Zumindest ist es tatsächlich unheimlich, wenn Peter DeSouza-Feighoney als besessener Junge seinem Umfeld das Leben zur Hölle macht. Inszenatorisch ist der dämonische Alptraum hingegen weniger auffällig. So entsprechen viele der besessenen Szenen wie auch der Exorzismus nur dem Genrestandard. Ob nun verstellte Stimmen, irgendwelche Verrenkungen, die Handhabung vom Kreuz oder auch das fleißige Gebetsaufsagen: Das hat man alles schon gesehen, The Pope’s Exorcist ist an diesen Stellen ein ziemlich generischer Horrorfilm, gleiches gilt für die obligatorischen tragischen Vorgeschichten, die inzwischen so abgenutzt sind, dass sie kaum mehr Wirkung zeigen. Doch immerhin wirkt das alles beängstigender und größer als bei den Exorzismusfilmen, die ich bisher zu Gesicht bekam.
Bei der Auflösung, sprich was es mit dem Dämon und vor allem auch dem Setting auf sich hat, wird The Pope’s Exorcist zu einem erstaunlich düsteren Film und hat wenig Schmeichelhaftes zu der Kirche zu sagen. Doch leider gibt es ein kleines Manko, denn das Finale wird überhastet und nutzt das Potenzial des Szenarios viel zu wenig aus. Insgesamt reicht es so für einen guten Film, der besser ist, als man es im Vorfeld erwarten durfte. Im Umfeld des gut bestückten Exorzismus-Horrors ist das hier einer der besseren Titel, aber es wäre noch einiges mehr drin gewesen.
Fazit: The Pope’s Exorcist ist ein insgesamt solider Beitrag zum beliebten Segment des Exorzismus-Horrors. Dabei sind vor allem die schauspielerischen Leistungen positiv zu betonen. Besonders die von Russell Crowe, der sichtlich Spaß hatte und seine Figur mit bravour verkörpert. Auch die Grundidee ist überraschend düster. Abzüge gibt es leider bei der Kreativität und für das überraschend kurze Finale. Spaß macht er aber durchaus.
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