Der Papst ist tot, lange lebe der Papst! Als der Papst stirbt, wird Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) mit der Aufgabe betraut, die anstehende Konklave als Dekan zu leiten, bei dem der nächste Papst bestimmt werden soll. Zu diesem Zweck kommen die Kardinäle aus aller Welt zusammen, um in geheimen Abstimmungen den geeigneten Kandidaten zu wählen. Dabei ist die Bandbreite groß. Während die Reformer auf Bellini (Stanley Tucci) setzen, konkurrieren Tedesco (Sergio Castellitto) und Adeyemi (Lucian Msamati) um die Stimmen der konservativen Geistlichen. Aber auch Tremblay (John Lithgow) werden gute Chancen eingeräumt, der eine Zwischenposition einnimmt – wäre da nicht ein seltsames Gerücht, das die Runde macht. Und während Lawrence noch überlegt, was das Richtige wäre, taucht auf einmal Benitez (Carlos Diehz) auf, den niemand kennt, aber als Kardinal in Afghanistan tätig sein soll…
Nachdem sich Edward Berger mit den Filmen Jack (2014) und All My Loving (2019) hierzulande einen Namen gemacht hatte, gelang ihm 2022 mit der Neuverfilmung Im Westen nichts Neues der internationale Durchbruch. Zwar war der Kriegsfilm nicht unumstritten, gerade auch in Deutschland war er mit einigen Kontroversen verbunden. Dank Netflix fand er jedoch weltweit ein großes Publikum. Am Ende wurde die Verfilmung des Romans mit vier Oscars ausgezeichnet, darunter als bester internationaler Film. Bei den BAFTAs gab es sogar sieben Auszeichnungen. Insofern wundert es dann auch nicht, wenn der österreichisch-schweizerische Regisseur für seinen nächsten Film einen Schritt weitergeht und mit Konklave seinen ersten internationalen Film dreht.
International bedeutet dabei nicht zwangsläufig Englisch. Tatsächlich werden bei dem Zusammentreffen der Geistlichen aus aller Welt die unterschiedlichsten Sprachen gesprochen. Das Englische ist zwar dominant. Zwischendurch gibt es aber unter anderem Italienisch, Latein und Spanisch zu hören, je nachdem, wer da gerade zusammen ist. Denn auch das wird bei Konklave früh klar: Es handelt sich bei den Kardinälen nicht um eine homogene Gruppe, die ein gemeinsames Ziel verfolgt. Schon die Szenen im Speisesaal verdeutlich das, wenn sich die Teilnehmenden zu Grüppchen zusammensetzen, die der Sprache bzw. der Herkunft entsprechen. Wobei sich die relevanten Gruppierungen nicht an den Sprachgrenzen aufreihen, sondern an den Überzeugungen. Denn wenn es um die Frage geht, in welche Richtung sich die katholische Kirche bewegen soll, kommt es zu enormen Diskrepanzen. Die Wahl des Oberhauptes bedeutet letztendlich auch, welche der Seiten Macht hat, welche Strömung die bestimmende wird, etc.
Natürlich hätte das ein Anlass sein können, um über die verschiedenen Konzepte zu diskutieren und eine gemeinsame Lösung zu suchen. Romanautor Robert Harris (u.a. Ghostwriter, Intrige, München), auf dessen Werk der Film basiert, hatte dabei aber eine andere Idee. Er macht aus dem Vatikan lieber ein Intrigantenstadl, bei dem ständig die Messer gewetzt werden. Dabei kennen die Männer kein Halten, erlaubt ist alles, was Erfolg bringt. Konklave wird dabei zum Teil schon sehr überzogen, manches würde gar als Satire durchgehen. Man sollte von dem Film daher keine tiefschürfenden Erkenntnisse erwarten, die wenigen Szenen, die eine tatsächliche Auseinandersetzung beinhalten, sind kurz und eher oberflächlich. Neutral ist das hier sowieso nicht, der Film macht unverhohlen Werbung für die Reformer, während die anderen durchweg kritisiert werden.
Was dem Film an argumentativer Tiefe fehlt, macht er aber durch seinen Unterhaltungsfaktor wieder wett. Auch wenn man vieles von dem, was hier geschieht, gut vorhersagen kann, kommt es doch immer wieder zu überraschenden Wendungen. Vor allem die letzte Enthüllung hat es in sich, ist eine offene Provokation, die sicher manche empören wird. Leider ist der Schlussakt auch die große Schwäche des Films, da dieser komplett unrealistisch ist. Weitere Details ohne zu Spoilern wäre indes unmöglich, daher betone ich zum Abschluss lieber die Vorzüge, denn die sind Zweifelsohne das starke Ensemble in Kombination mit großen Schauwerten – das Vatikan-Setting hat viel für die Augen zu bieten – hält einen die rund zwei Stunden gut beschäftigt. Ob man das Ganze nun wirklich als Thriller bezeichnen muss, darüber kann man sich zwar streiten. Hier besteht nie eine Gefahr, die darüber hinausgeht, einen reaktionären Papst zu wählen. Fesselnd ist Konklave aber auf jeden Fall, das große Meisterwerk ist er aber leider dann doch nicht, dafür haben sich dann doch zu viele Hollywoodroutinen eingeschlichen.
Fazit: Konklave erzählt von den Machtkämpfen und Intrigen der Kardinäle, die den nächsten Papst wählen sollen. Das hat nicht wirklich viel Tiefgang, ist an manchen Stellen auch gnadenlos überzogen. Aber es macht doch Spaß, bei diesem schmutzigen Wettstreit zuzusehen, auch weil Ensemble und Setting viel fürs Auge bieten.