Romantic Comedy – das verkannte Genre…, Teil 1

RomCom - das verrkannte Genre

In dieser neuen Rubrik soll es um das Filmgenre gehen, das m.E. leider oftmals zu Unrecht verkannt und schlecht gemacht wird: die romantische Komödie!
RomComs haben es wirklich nicht leicht, ihr Ruf liegt irgendwo zwischen dem von Telenovelas und dem Dschungelcamp und cineastisch werden sie sowieso nie für voll genommen. Das mag zwar oftmals zutreffen, wenn man z.B. an Filme wie „Valentinstag“ oder „Kokowääh“ denkt, aber das Genre hat wirklich mehr als nur ein paar Perlen zu bieten.
Romantic Comedies gibt es im Prinzip schon seit Jahrhunderten. Nach Ansicht vieler Experten gilt bereits Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ als erste echte romantische Komödie. Die Thematik von Sehnsucht und Liebe ist natürlich immer aktuell und so hat sich das Genre auch weiter entwickelt nachdem die Bilder laufen lernten.

Anfangs (bis etwa Mitte der 1940er-Jahre) noch in Gestalt der „Screwball-Comedies“ welche sich durch stark überdrehte Charaktere auszeichneten und sich oftmals noch der Mittel der vergangenen Slapstick-Ära bedienten, schon wenig später aber bereits in fast der Form wie man sie auch heute noch alljährlich in den Kinosälen wiederfindet. Das Grundprinzip der Filme, egal ob Screwball- oder „klassische“ romantische Komödie, ist dabei meist dasselbe: Junge trifft Mädchen (oder andersherum); Junge und Mädchen können sich zuerst nicht riechen, kommen aber nach einigen Irrungen und Wirrungen dennoch zueinander; bzw. Junge und Mädchen verlieben sich, können aber aus diversen Gründen zuerst nicht zusammenkommen, doch nach einigen Irrungen und Wirrungen werden sie letztendlich doch ein Paar.
In diesem Umstand liegt vermutlich auch der Ursprung der künstlerischen Abwertung romantischer Komödien. Sie besitzen kaum inszenatorischen Spielraum, die Stilmittel sind meistens die gleichen und am Ende gibt es immer ein Happy End. Doch gerade hier liegt für mich auch der Reiz: wie kan man aus einer einfach gestrickten Geschichte, die zuvor schon hundert mal erzählt wurde doch immer wieder noch etwas Neues herausholen.
In dieser und den nächsten Folgen möchte ich daher immer 3 Filme kurz rezensieren. Je einen Klassiker, ein persönliches Highlight, sowie eine RomCom, die man sich getrost sparen kann.

Der Klassiker:
Harry und Sally (OT: When Harry met Sally…)

Harry und Sally 1

Ok, „Harry und Sally“ ist mit seinen mittlerweile gerade mal 25 Lenzen auf dem Buckel nicht gerade das was man sich im Wortsinn unter einem Klassiker vorstellt (keine Angst, in den nächsten Ausgaben werden auch noch „echte Klassiker“ folgen 😉 ), aber er gehört für mich auf jeden Fall zu den besten (romantischen) Komödien die je gedreht wurden!
Die Story sollte bekannt sein. Harry lernt Sally Ende der 1970er auf einer gemeinsamen Autofahrt kennen, anfangs sind sich die beiden noch nicht wirklich grün, sie streiten und gehen in New York angekommen getrennte Wege. Fünf Jahre später treffen sie sich per Zufall wieder, kommen erneut ins Gespräch und verlieren sich abermals aus den Augen. Erst weitere fünf Jahre später als sie wieder aufeinanderstoßen, beginnt sich eine Freundschaft zwischen den beiden zu entwickeln. Oder etwa doch mehr?! 😉

Die Grundidee von „Harry und Sally“ ist wie oben erwähnt natürlich nicht gerade neu, doch was Rob Reiner, Nora Ephron und sein wundervoller Cast, allen voran natürlich Billy Crystal und Meg Ryan, daraus machen war bis dato so noch nicht auf der Leinwand zu sehen. Die Dialoge sind vortrefflich geschrieben und zwischen Ryan und Crystal sprühen nur so die Funken. „Harry und Sally“ ist phasenweise schon beinahe philosophisch, durchgehend wahnsinnig witzig und im besten Sinne zutiefst romantisch. Und die Orgasmus-Szene hat eh Kino-Geschichte geschrieben. 🙂
Ein Film für die Ewigkeit!

Wertung40

USA – 1988 – 1 Std. 30 Min.
Regie: Rob Reiner
mit: Billy Crystal, Meg Ryan, Carrie Fisher, Bruno Kirby, Steven Ford & Estelle Reiner
Genre:romantische Komödie

Mein Highlight:
Weil es Dich gibt (OT: Serendipity)

Weil es dich gibt 2

Dieser Film spaltet ein wenig die Gemüter. Die einen sind der Meinung, dass hier das Schicksal zu oft herausgefordert würde und nennen ihn weltfremd, die anderen (zu denen ich mich zähle) finden ihn zutiefst romantisch und wunderschön erzählt. Aber zur Story:
Sara und Jonathan treffen beim Weihnachtseinkauf aufeinander als sie beide nach demselben (letzten) paar Handschuhe greifen. Jonathan überlässt sie Sara und wird von ihr als Dank zu einem Eis eingeladen. Sie verbringen den weiteren Tag zusammen und verlieben sich dabei ineinander (sie sind aber jeweils bereits in festen Händen). Als Jonathan am Abend nach Saras Telefonnummer fragt will sie jedoch das Schicksal über ihre gemeinsame Zukunft entscheiden lassen. Sie lässt Jon seine Nummer auf einen 5-Dollar-Schein schreiben mit dem sie danach umgehend einen Einkauf tätigt, während sie ihre Nummer in eine Erstausgabe des Romans „Liebe in Zeiten der Cholera“ schreibt, welches sie am nächsten Tag in einem Antiquariat verkauft. Und nur wenn die Beiden den jeweils anderen Gegenstand wiederfinden sollten, wären sie füreinander bestimmt. …

Den Rest kann man sich natürlich denken, doch der Weg bis zum Happy-End ist so charmant in Szene gesetzt, dass man wirklich körperlich mit Jon und Sara mitleidet. Und auch hier stimmt die Chemie zwischen John Cusack und Kate Beckinsale perfekt. Gerade Beckinsale mag ich übrigens in dieser süßen, etwas verhuschten Rolle noch viel lieber denn als kämpferische Action-Amazone. Zudem sind mit Molly Shannon, John Corbett und Eugen Levy einige köstliche Sidekicks zu sehen.
Natürlich kann man dem Film vorwerfen, dass er stellenweise zu unrealistisch und esoterisch sei, ich sehe das ganze allerdings nicht so. Denn im Inneren geht es halt einfach um die wahre Liebe die allen Widerständen trotzt, das mag man belächeln (tue ich selbst desöfteren wenn es schlecht umgesetzt ist), doch hier ist das einfach nur zutiefst romantisch.
Zudem bin ich auch nicht gerade nah am Wasser gebaut, aber bei diesem Film kann ich stellenweise jedes mal Rotz und Wasser heulen (besonders als sie sich am Ende endlich wiedersehen).

Wertung40

USA – 2001 – 1 Std. 27 Min.
Regie: Peter Chelsom
mit: John Cusack, Kate Beckinsale, Jeremy Piven, Bridget Moynahan, John Corbett, Molly Shannon & Eugene Levy
Genre:romantische Komödie

Finger weg!
Er steht einfach nicht auf Dich (OT: He’s just not that into you)

He's Just Not That Into You movie image Jennifer Connelly, Jennifer Aniston

Am Anfang dachte ich ja noch, cool, ne RomCom mit Mega-Starbesetzung von denen ich jeden bzw. jede Einzelne normalerweise gerne sehe. Da sollte nicht viel schief gehen. … Ich habe mich leider nur selten mehr getäuscht!

Das ist wirklich eine der unnötigsten, unlustigsten und unromantischsten RomComs die ich jemals bis zum Schluss gesehen habe.
Worum gehts? Ganz ehrlich? Das habe ich (gottseidank) größtenteils schon wieder verdrängt! Im Mittelpunkt steht zumindest die total unsympathische egozentrische Gigi (gespielt von der von mir sonst sehr geschätzten Ginnifer Goodwin) die ständig auf der Suche nach ihrem Mr Right ist, sich dabei aber so strunzdoof anstellt, dass es schon weh tut. Am Ende hatte ich diese undankbare, ständig rumnölende Heulsuse echt gefressen (was für die Titelheldin einer romantischen Komödie natürlich der absolute Todesstoß ist), aber auch die restlichen Charaktere gingen mir relativ hintenrum vorbei. Einzig der charismatische Alex (toll gespielt von Justin Long) hat den Film für mich noch einigermaßen erträglich gemacht.

Wertung40

USA – 2009 – 2 Std. 10 Min.
Regie: Ken Kwapis
mit: Ginnifer Goodwin, Ben Affleck, Jennifer Aniston, Drew Barrymore, Jennifer Connelly, Kevin Connolly, Bradley Cooper, Scarlett Johansson, Justin Long & Kris Kristofferson
Genre:romantische Komödie

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