Wenn englische Titel gegen andere englische Titel ausgetauscht werden – Teil 2

Beschäftigte ich mich im ersten Teil noch mit einigen englisch/englisch-Filmtitel aus dem Jahr 2012 und einigen aus diesem, wende ich mich jetzt dem Jahr 2011 (einige Titel) und 2010 (Wow: Nur zwei!) zu.

2011
Made in Dagenham —> We want Sex
Ich kann das Problem des Übersetzers schon verstehen: Wenn wir den Film den wunderbaren und passenden Originaltitel Made in Dagenham lassen, wird wohl kaum eine Sau da rein gehen weil man schlicht keine Ahnung hat was für ein Film das ist. Auf der anderen Seite ist der gewählte Titel We want Sex schlicht und einfach falsch und auf eine plumpe Art und Weise reißerisch und irreführend: Den Frauen im englischen Ford-Werk Dagenham ging es Ende der 60er nicht um Sex, sondern um die Gleichstellung mit ihren männlichen Kollegen. Also irgendwie schon ein dämlicher und schon fast typisch deutscher Titel für diese kleine britische Perle.

Jack Goes Boating —> Jack in Love
Hier muss ich fast ein wenig lachen: Das deutsche Plakat zeigt Hauptdarsteller/Regisseur Philip Seymour Hoffman und Amy Ryan gemeinsame in einem Boot. Dieses Boot hat eine gewisse Bedeutung für den Film. Deswegen der Original-Titel Jack Goes Boating. Ich bin mit fast sicher, dass die Zielgruppe des Filmes diesen Zusammenhang verstehen kann, liebe Filmverleiher. Dass ihr dem Film dann den etwas simpleren Titel Jack in Love verpasst habt kann ich auch aber gerade noch so mit viel Toleranz verzeihen.

Chalet Girl —> Powder Girl
Auch wenn ich und Kollege Christian die einzigen zu sein schein, die den Film extrem mochten (Felicity Jones-High Five, Christian!): Hinter Powder Girl (Puder Mädchen? Wirklich? Okay, klar: Schnee – Puder! Okay!) steckt eine sehr sympathische englische Komödie mit der liebreizenden Felicity Jones die als Chalet Girl arbeitet um ihrem Hobby – Snowboarden – nachgehen zu können. Jetzt fragt sich Otto-Normal-DVD-Ausleiher: Was zum Henker ist ein Chalet und die Schweizer laufen Amok, dass die dummen Deutschen das nicht wissen. Naja, wurscht! Schöner Film! Unbedingt anschauen!

Horrible Bosses —> Kill the Boss
Meine geliebten Filmverleiher: Warum nicht einfach den Film Kill the Horrible Bosses nennen? Oder in alter 70er/80er-Tradition einen abgedrehten deutschen Titel wie Bringen wir unsere Chefs um die Ecke!? Irgendwie habe ich panische Angst, dass ein betrunkener Titelübersetzer den geplanten zweiten Teil Kill the Boss – Horrible Bosses 2 (Liam Neeson lässt grüßen!) nennt.

Whip It —> Roller Girl
Man stelle sich das verwirrte Gesicht vor, wenn man vor dem Plakat von Roller Girl steht, wenn man den englischen Titel Whip It belassen hätte: Whip It? Was soll das denn sein? Ein Porno? Mit Ellen Page? Ach so: Es geht um Roller Derby… was zum Henker ist Roller Derby ??? Kann also schon verstehen, warum das Regiedebüt von Drew Barrymore den kleinen Anhaltspunkt im deutschen Titel bekommen hat: Es geht um ein Roller Girl! Und damit hat man sogar nicht gelogen.

My Little Princess —> I’m not a F**king Princess
Und schon wieder ein Regiedebüt: Dieses Mal von Eva Ionesco die in dem Drama die schwierige Beziehung mit ihrer Mutter beleuchtet, die ihre minderjährige Tochter als Aktmodell präsentierte und z. B. in dem Softporno Spielen wir Liebe (Maladolescenza) mitspielen ließ, als Eva gerade mal 12 Jahre alt war. Im Anbetracht dessen machen beide Titel durchaus Sinn, auch wenn auf die dunklen Seiten weit weniger eingegangen wird, als auf den Konflikt zwischen Mutter und Tochter: Auf der einen Seite den Original-Titel My Little Princess für das abartige Verhalten der Mutter und dann der deutsche Titel I’m not a F**king Princess als wunderbarer Gegenpart, den man durchaus doppeldeutig sehen kann.

New Year’s Eve —> Happy New Year
Der Nachfolger von Valentinstag bekam Gott sei Dank nicht den deutschen Titel Neujahr oder Silvester oder gar Silvesterabend! Stattdessen wollte man uns wohl das kleine Wort Eve nicht zutrauen und tauschte es gegen Happy aus. Kann man sich drüber streiten. So wie über den ganzen Film.

Unknown —> Unknown Identity
Naja, den Deutschen muss man halt alles erklären: Unknown? Was ist denn unbekannt? Ach die Identität! Unknown Identity! Jetzt verstehe ich den Titel und kann mir den Film anschauen… man reiche mir ein Brett, damit ich meinen Kopf dagegen schlagen kann!

2010
Killers —> Kiss & Kill
Der Originaltitel klingt nach einem knallharten Actionfilm, oder? Ein weiterer Film im Stil von Mr. and Mrs. Smith! Moment: Katherine Heigl und Ashton Kutcher spielen mit? Dann verpassen wir dem Film doch lieber einen Titel der besser zu diesem Käse passt: Kiss & Kill! Ein Brüller, oder? Nein? Der Film auch nicht!

Vampires Suck —> Beilight – Biss zum Abendbrot
Die beiden gesuchten Filmverbrecher Jason Friedberg und Aaron Seltzer lassen keinen Trend in Hollywood aus um ihre unlustige Scheiße in Dosen (nein moment: Das war Krieg der Welten!) unter das debile Volk zu bringen. So sprang man auch auf den Twilight-Zug auf und kackte mal eben schnell links eine Parodie mit dem Titel Vampires Suck raus. Uff: Was haben die beiden denn gegen Dracula? Das dachten sich wohl auch die deutschen Titelübersetzer und gaben dem Film – der eine Parodie auf Twilight ist – den Titel – haltet euch fest – bereit? Sie nannten ihn Beilight – Biss zum Abendbrot! Total clever, oder? Wo ist dieses verdammte Brett von eben? Ich brauche es nochmal!

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Artikel, Filme. Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.