Nachdem ich zuvor bereits meine Flop 2013 des Jahres vorgestellt habe, will ich mich nun den schönen Dingen des Kinos widmen und darlegen, welche 10 Filme für mich die besten des Jahres waren. Ich hoffe es ist verziehen, dass da nicht nur anspruchsvolle Oscarschinken Platz finden können, denn Kino soll ja in erster Linie Spaß machen und die folgenden Filme sind eben die, die mir im letzten Jahr am meisten Freude bereitet oder mich beeindruckt haben.
Diese beiden Filme haben die Top 10 knapp verfehlt und sollten trotzdem nicht unerwähnt bleiben:
Die Unfassbaren – Now You See Me: Stark konstruiert und sehr unrealistisch – aber es ist Kino und da darf man das! Vor allem wenn man bei einem grandiosen Tempo,mit einer tollen Riege an Stars in Super-Spiellaune und mit einem trickreichen Drehbuch den Zuschauer perfekt von Anfang bis Ende unterhält.
Der Butler: Erinnert an „Forrest Gump“: Amerikanische Geschichte erzählt durch die Augen eines Einzelnen. Tolle Darsteller, eine mitreißende Story und eine gute Portion Kitsch. So muss Kino sein!
10. ALLES EINE FRAGE DER ZEIT (OT: About Time)
Regie: Richard Curtis | mit Domhnall Gleeson, Rachel McAdams, Bill Nighy u.a.
Da ich eine Schwäche für gute RomComs habe, darf hier in der Liste natürlich auch keine fehlen. Richard Curtis hat außerdem mit seinem schmalzigen Feelgood-Movie „Love Actually“ inzwischen längst Kultstatus erlangt und mit „Notting Hill“ das Drehbuch zu einem meiner Lieblinge dieses Genres geschrieben. Filme, in denen die Leute durch die Zeit reisen können, finde ich sowieso immer super. Das passt also alles. Meine Erwartungen wurden am Ende bestens erfüllt: Was ich besonders an den Drehbüchern von Richard Curtis mag, ist die Tatsache, dass sie nie einem 08/15-Schema folgen, womit er sich von den typischen Ami-RomComs Klischees absondert. Manchmal erzählt er nicht mal Geschichten, sondern eher Lebensabschnitte, was dem Zuschauer einen besseren emotionalen Zugang zu den Figuren ermöglicht. Punkten kann der Film aber vor allem durch seine beiden charmanten Hauptdarsteller Domhnall Gleeson und Rachel McAdams. Der dezente britische Humor, Bill Nighy als coole Socke und die wunderbare Songauswahl im Soundtrack runden das Ganze nochmal richtig ab. Und auch wenn die Logik oftmals auf der Strecke bleibt, so macht der Film einfach Spaß und hat am Ende sogar noch eine kleine aber feine Message für den Zuschauer übrig. So mag ich Kino! Zu schade, dass Richard Curtis nach diesem Film keine weiteren mehr machen möchte…
9. 12 YEARS A SLAVE
Regie: Steve McQueen | mit Chiwetel Ejiofor, Michael Fassbender, Brad Pitt u.a.
Der neue Film von Steve McQueen gilt als hoher Favorit für den Oscar und wird das Rennen wohl mit dem Sci-Fi-Thriller „Gravity“ ausmachen. „12 Years A Slave“ ist als Sklavendrama definitiv der „wichtigere“ Film und kann auf vielen Ebenen punkten, auch wenn er nicht ganz das Meisterwerk ist, das ich mir gewünscht hätte. Es ist aber auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung – denn während die Amis zahlreiche Filme über die blutige Vergangenheit anderer Nationen gemacht haben, blieb eine filmische Auseinandersetzung mit der eigenen Historie meist auf der Strecke. „12 Years A Slave“ zeigt nun erstmals schonungslos den brutalen und ausbeuterischen Umgang mit den Sklaven im späten 19. Jahrhunderts. Das ist filmisch top umgesetzt und McQueen braucht den Vergleich mit „Schindlers Liste“ hier definitiv nicht zu scheuen. Der Score gliedert sich achtsam ins Geschehen, die Aufnahmen spiegeln perfekt die lauwarme und triste Südstaaten-Atmosphäre wider und auch die Kostüme und die Ausstattungen können sich sehen lassen. Die Darsteller agieren in ihren Rollen großartig, allen voran Michael Fassbender als Plantagenbesitzer ohne Gewissen, der seine Gräueltaten mit der Bibel rechtfertigt. Das Drehbuch ist allerdings aus meiner Sicht der kleine Schwachpunkt des Films. Dadurch, dass der Film sich einem Einzelschicksal annimmt, bleibt vieles leider auf der Strecke und die Geschichte ein wenig zu einseitig. Ich hätte mir vielleicht einen universelleren Film über das Thema gewünscht. Letzendlich aber ein sehr guter und wichtiger Filme, der unter die Haut geht.
8. RUSH
Regie: Ron Howard | mit Chris Hemsworth, Daniel Brühl, Alexandra Maria Lara u.a.
Mit Formel 1 habe ich nichts am Hut, genauso wenig wie mit „Thor“-Darsteller Chris Hemsworth. Also habe ich mal nicht allzu viel erwartet. Regisseur Ron Howard und sein Autor Peter Morgan zaubern jedoch auch für Nicht-Formel 1-Fans eine spannende Rivalitätsgeschichte auf die Leinwand mit einem durch und durch genialen Daniel Brühl in der Rolle des Nicki Lauda. Im Mittelpunkt des Films steht nicht der Sport, sondern der Wettkampf zweier Männer, die auf unterschiedliche Art und Weise das gleiche Ziel erreichen wollen. Das schöne ist dabei, dass es keine Schwarz/Weiß-Malerei gibt, sondern beide Charaktere gleichermaßen sympathisch/unsympathisch für den Zuschauer daher kommen. Grade das macht den hohen Reiz des Films aus. Und auch wenn man weiß, wie die Geschichte ausgeht, so bleibt es dennoch spannend bis zum Schluß. Also doch kein „Driven 2“ und zum Glück kein Stallone oder Til Schweiger in Sicht. Dieser Film gehört wohl in die Kategorie „Erwartungen weit übertroffen“.
7. PAIN & GAIN
Regie: Michael Bay | mit Mark Wahlberg, Dwayne Johnson, Ed Harris u.a.
Jetzt hagelt’s Tomaten. Mir egal! Denn ich muss tatsächlich zugeben, dass diese Proll-Komödie von Proll-Regisseur Michael Bay mit den Proll-Darstellern Mark Wahlberg und Dwayne Johnson einer der besten Filme des Jahres ist. Wer eine Show mit geilen Typen à la „Fast & Furious“ erwartet, hat sich geschnitten. Dieser Film ist eine bitterböse Abrechnung mit dem amerikanischen Traum und könnte vom Drehbuch her fast von den Coen-Brüdern stammen. Jetzt könnte man sich wünschen, dass diese Brüder den Film auch inszeniert hätten – aber ich denke, es ist grade diese typische Michael Bay-Optik mit grellen Farben und jeder Menge Slow Motion, die dem Film noch mal extra den Satire-Anstrich gibt und ihn zu dem macht, was er ist. Wahlberg und vor allem „The Rock“ agieren ungewohnt gut, sind sogar richtig komisch und liefern dem Zuschauer zwei herrliche Idioten. Der Film macht somit von Anfang bis Ende extrem viel Spaß. Richtige Highlights sind außerdem „Monk“-Darsteller Tony Shaloub und der Score von Steve Jablonsky, der jede Zeitlupe zu einem visuellen Hammer macht. Schlimm nur, dass diese wahnwitzige Geschichte (leider) auf Tatsachen beruht.
6. DAS IST DAS ENDE (OT: This Is The End)
Regie: Seth Rogen & Evan Goldberg | mit James Franco, Jonah Hill, Seth Rogen u.a.
Ähnlich wie Stephan bin auch ich ein großer Judd Apatow-Fan und verehre vor allem die Comedy-Truppe um Seth Rogen, Jonah Hill und James Franco. Wenn diese Jungs etwas gemeinsam auf die Beine stellen, bin ich definitiv dabei. Rogen führte hier zusammen mit Evan Goldberg erstmals Regie (zusammen schrieben sie bereits das Drehbuch zu „Superbad“) und trommelte dafür nicht nur die übliche Truppe zusammen – zahlreiche Stars wie Emma Watson, Michael Cera und Rihanna parodieren sich hier selbst. Der Film ist zudem nicht nur eine flotte Endzeit-Komödie mit zahlreichen grandiosen Einfällen, die die Grenzen des guten Geschmacks übersteigen, sondern zeitgleich eine wunderbare Satire über den Hollywood-Lifestyle. Dass der Humor zwar nicht immer jedermanns Sache ist, sehe ich ein. Aber zu sagen, der Film wäre wie „Scary Movie“ (wie es ein Freund von mir neulich tatsächlich getan hat), lässt mir dann doch den Atem stocken. Es ist ein sehr spezieller Humor, aber ich bin froh, dass er in Hollywood Fuß gefasst hat und ich mich nicht mehr nur mit Adam Sandler & Co. zufrieden geben muss. Ich hab mich auch während der dritten Sichtung noch in die Ecke geschmissen vor Lachen.
5. THE PLACE BEYOND THE PINES
Regie: Derek Cianfrance | mit Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes u.a.
Derek Cianfrance erzählt von Vätern, von Söhnen, von Verantwortung und von unseren Spuren, die wir im Leben hinterlassen. Mit seinem genialen Drehbuch verknüpft der Autor und Regisseur drei Geschichten generationsübergreifend miteinander und bietet dem Zuschauer eine hochemotionale und spannungsgeladene Geschichte. Ryan Gosling und Bradley Cooper liefern als Zugpferde tolle Darstellungen ab – Aber vor allem Dane DeHaan und Ben Mendelsohn glänzen in ihren Nebenrollen. Eine wahre Indie-Perle, die zu unrecht leider während der Awards-Season keine Beachtung fand.
4. THE WOLF OF WALL STREET
Regie: Martin Scorsese | mit Leonardo DiCaprio, Jonah Hill, Margot Robbie u.a.
Nach einer zweiten Sichtung muß man zugeben, dass TWOWS nicht ganz der große Wurf ist, den man sich erhofft hatte, aber es bleibt am Ende immer noch ein genialer Film und einer der besten des Jahres. Leonardo DiCaprio liefert eine Mega-Performance ab, Scorsese inszeniert als wäre er erst 28, Jonah Hill erspielt sich zurecht seine zweite Oscar-Nominierung und Margot Robbie ist die weibliche Entdeckung des Jahres und definitv mehr als nur schmuckes Beiwerk. Das Tempo, der Wortwitz und der visuelle Exzess machen den Film zu einer wahren Achterbahnfahrt. Allerdings kann ich es den Kritikern nicht verübeln, wenn sie sagen, die Erzählweise der Geschichte sei zu eindimensional geraten und die Dauer von 180 Min definitiv etwas zu lang. Bei so einer Lauflänge könnte man meinen, dass am Ende durchaus mehr Platz für eine kritischere Betrachtungsweise gewesen wäre. Trotzdem ist der Film ein mutiges Projekt und definitiv „One of a kind“, das richtig rockt.
3. BLUE JASMINE
Regie: Woody Allen | mit Cate Blanchett, Sally Hawkins, Alec Baldwin u.a.
Woody Allen in Höchstform: Irgendeiner meiner Kollegen schrieb hier vor kurzem, ob auf jeden schlechten Woody Allen-Film zwangsläufig ein guter folgt (Ich glaube, es war Stephan). Da ich „Midnight in Paris“ sensationell fand und den Nachfolger „To Rome with Love“ wohl niemals ein zweites Mal sehen werde, wollte ich mal sehen, ob diese These aufgeht. Der Trailer hatte mich, ehrlich gesagt, vorab nicht sonderlich heiß auf dem Film gemacht. Im Kino wurde ich dann jedoch eines besseren belehrt: Cate Blanchett liefert als labile gefallene Society-Lady die beste Leistung ihrer Karriere ab. Allens Drehbuch sprüht grade so vor Wortwitz und Tiefgang und schafft es am Ende sogar den Zuschauer in Erstaunen zu versetzen. Und so traurig der Film eigentlich ist, so schafft man es trotzdem fast nie, das Grinsen aus dem Gesicht zu bekommen. Auf Anhieb hat es „Blue Jasmine“ in meine Top 3 der Woody Allen Filme geschafft. Genial!
2. PRISONERS
Regie: Denis Villeneuve | mit Hugh Jackman, Jake Gyllenhaal, Maria Bello u.a.
Der beste dramatische Thriller seit „Mystic River“. Zwei Mega-Performances von Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal, für dessen Charakter Detective Loki ich mir am liebsten eine eigene Filmreihe wünschen würde. Die grandiose Kamera von Roger Deakins gehört zudem mal wieder zu den besten Arbeiten des Jahres und verleiht dem Film die kühle Atmosphäre, die er benötigt. Bis in die Nebenrollen perfekt besetzt (außer Melissa Leo) und trotz der Länge von 150 Minuten keine Sekunde langweilig. Einziges Manko sind kleine Schwächen am Ende – trotzdem bleibt „Prisoners“ einer der besten und spannendsten Thriller seit Jahren.
1. INSIDE LLEWYN DAVIS
Regie: Joel & Ethan Coen | mit Oscar Isaac, Carey Mulligan, John Goodman u.a.
Das neue Werk der Coen-Brüder ist für mich ein nahezu perfekter Film. Eine wunderbar tragikomische Charakterstudie, die dank der tollen Folksongs und der traumhaften Bilder von Bruno Delbonnel zu einem grandiosen Filmerlebnis avanciert. Dazu der sarkastische Ton des Drehbuchs, gespickt mit jeder Menge Melancholie und skurillen Nebencharakteren. „Inside Llewyn Davis“ könnte definitiv im Laufe der Zeit in meinen persönlichen Film-Olymp aufsteigen. Als ich im Kino saß und der Abspann begann, habe ich mir gewünscht, dass die Geschichte gar nicht mehr enden würde. Traurig, komisch, schön! Ein grandioses Meistwerwerk und für mich mit Abstand der beste Film des Jahres!