Claude und Marie Verneuil aus dem mittelfranzösischen Städtchen Chinon sind stolze Eltern von vier erwachsenen, bildschönen Töchtern. Zum absoluten Leidwesen des konservativen Notars und bekennenden Gaullisten heiratet aber keine einzige von ihnen einen katholischen Franzosen. Die Älteste ist mit dem erfolglosen jüdischen Geschäftsmann David verheiratet, Isabelle hat sich mit dem algerischstämmigen, folglich muslimischen Rechtsanwalt Rachid vermählt und Ségolène ist Ehefrau des chinesischen Bankers Chao Ling. Selbst die Schwiegersöhne hegen eine Reihe an Vorurteilen gegeneinander. Die einzige Hoffnung des Familienoberhauptes auf wenigstens einen wunschgemäßen Schwiegersohn ruht nun auf der jüngsten Tochter Laure. Doch als ebendiese ihren Eltern einen jungen Mann von der Elfenbeinküste als zukünftigen Ehemann vorstellt, wird endgültig ein allumfassendes Familienchaos losgetreten. So viel zur Handlung…
Dass ich französischen Filmproduktionen zumeist eine ganze Menge abgewinnen kann, dürfte hinlänglich bekannt sein, auch wenn ich andererseits offen gestehen muss, dass beispielsweise der Kassenschlager „Ziemlich Beste Freunde“ aus verschiedenen Gründen überhaupt nicht meinen Geschmack getroffen hat. Anhand der in seinem Heimatland zahlenmäßig nahezu ebenso erfolgreichen Familienkomödie „Monsieur Claude und seine Töchter“ des Regisseurs Philippe de Chauveron war dies aber glücklicherweise der Fall, denn ich fühlte mich nach langer Kinoabstinenz für anderthalb Stunden einfach rundum gut unterhalten. Die Zuschauer werden fortwährend mit bewusst überspitzten und sich in Form von Running-Gags wiederholenden, gefestigten Ressentiments gegenüber Arabern, Juden, Chinesen, Afrikanern, aber auch Europäern auf der anderen Seite konfrontiert. Viele diesbezügliche Klischees wurden intentioniert gewählt, und entweder widerlegt oder bestätigt, so dass es einer wahren Freude glich. Die Mischung zwischen authentischen Sarkasmus, komödiantischer Übertreibung, Realismus und einer Prise an gut platziertem Feingefühl ist besonders gelungen. Im Gegenzug jedoch hat man es in Bezug auf die bisweilen baugleiche Art der Witze dann und wann vielleicht etwas übertrieben.
Die darüber hinaus imposant bebilderte Produktion lebt neben der angenehmen, wenn auch unspektakulären Filmmusik vor allem von der abwechslunsgreichen, situativen und dialogischen Komik. An vielen Stellen kam man aus dem Lachen schlichtweg nicht heraus, sodass die Laufzeit fast wie im Fluge verging. Zwar zündeten nicht ausnahmslos alle der zahlreichen Dialoge beziehungsweise Gags und auch die grundsätzliche Entwicklung ab der zweiten Hälfte des Films konnte mehr oder weniger vorausgesehen oder zumindest -geahnt werden, dennoch möchte ich in der Gesamtheit von einer durch und durch gelungenen, kurzweiligen, selten ins Pietätlose abdriftende Komödie sprechen. Die sehenswerten Schauspielerleistungen sind dafür ebenfalls maßgeblich verantwortlich. Besonders die mir zuvor gänzlich unbekannte Chantal Lauby überzeugte mit Facettenreichtum und Charme in der Rolle der Mutter, die zwischen Fürsorge und persönlich-traditionellen Idealen hin- und hergerissen ist. Christian Clavier, der für mich noch immer der einzig wahre „Asterix“ ist, enttäuschte dahingehend auch in keiner einzigen Sequenz. Allgemein bot das talentierte Ensemble eine Palette an verschieden gearteten Rollenbildern, wodurch die multikulturellen und teilweie wenig erfahrenen Nebendarsteller, vor allem der ivorische Schwiegervater sowie die „leicht“ depressive Tochter, für erfrischende Vielfalt sorgten, von der man sich gern mitreißen ließ.
Vielleicht kann dieser typisch französische, instruktive, allerdings auch nicht perfekte Film es vermögen, das Publikum zum Nachdenken zu animieren, denn wohl jeder von uns besitzt die ein oder anderen Vorurteile gegen Minderheiten oder Menschen anderer Nationen. Besonders erfreulich wäre es jedenfalls in meinen Augen, wenn Frankreich sich dazu entscheiden würde, „Monsieur Claude und seine Töchter“ (und damit, entgegen der Landestradition, einen vergnüglichen Film), ins Rennen für den fremdsprachigen Oscar zu schicken, wo er sicherlich nicht die allerschlechtesten Chancen hätte. Unglaublich witzig und ohne den mindesten Zweifel sehenswert! Derart lachen durfte ich jedenfalls schon wirklich lange nicht mehr.