Hercules

Hercules 2

Göttermythen und Heldensagen faszinieren die Menschen seit Jahrtausenden. Wurden sie früher in Liedern besungen oder traten in klassischen Dramen auf die Bühne, begegnet man ihnen heute in Filmen, Comics und Videospielen. Das gilt für Achilles und den Krieg um Troja oder Percy Jackson und den Olymp, genauso wie für Noah und den nordischen Gott Thor.

Zu den berühmtesten jener Gestalten zählt auch der griechische Halbgott Herakles, den man hierzulande eher mit seinem römischen Namen Herkules ruft. In den 50er-Jahren wurde der Bodybuilder Steve Reeves durch die Rolle berühmt, nun tritt ein weiterer Muskelmann in seine Fußstapfen: Dwayne (Call me not) „The Rock“ Johnson. Er war ein erfolgreicher Wrestler, bevor er sich der Schauspielerei zuwandte oder sagen wir mal lieber, er beteiligt sich an Actionfilmen, schließlich hat er jede Menge Schrott abgedreht, wie die „Zahnfee“ um nur einen seiner Tiefpunkte zu nennen. Doch es waren auch finanzielle Erfolge darunter, etwa „The Scorpion King“ oder zuletzt „Fast & Furious“.

Dass das Muskelpaket auch die Hauptrolle in „Hercules“ von „Rush Hour“-Regisseur Brett Ratner übernommen hat verwundert wenig, schließlich handelt es sich bei Hercules um den wohl „stärksten Mann der Welt“ und diesen Egostempel drückt sich „The Rock“, ähm… tschuldige… Dwayne Johnson gerne auf. Recherchen ergaben, dass er dafür ein 6-monatiges Specialtraining absolviert hat, um nochmal massivst an Masse zuzulegen, schließlich kann man ihn und alle seine Muskeln sogar in 3D bewundern. Allerdings muss er hier einen flinken und schnellen Krieger spielen, was manchmal unfreiwillig komisch wirkt. Schließlich warten genügend Prüfungen auf den Helden, bevor es richtig losgeht. Daher werden im Schnelldurchlauf die berühmten zwölf Aufgaben der Götter abgehandelt., bevor es zur Haupthandlung kommt.

Hercules 3

Hercules kämpft an der Seite von Schauspiellegende John Hurt als König Koitus (eigentlich Cotys, aber einmal „Koitus“ verstanden, blieb dieser Name fortan) gegen den Feind Rheseus um die Vormacht in Thrakien. Sie sind aber nicht allein: Hilfe kommt von Hercules‘ kleiner, kampferprobter Söldner-Familie, dargestellt unter anderem von Rufus Sewell, Ian McShane und Ingrid Bolsø Berdal.

Was man „Hercules“ positiv zurechnen muss, er wiederholt den altbekannten Mythos nicht einfach, sondern erneuert ihn. Nur leider auf eine derart dilettantische Art und Weise das es weh tut. Während Dwayne Johnson vor allem durch seine physische Präsenz überzeugt, die die Kamera immer wieder in Szene setzt, wirken andere Darsteller einfach deplatziert und hölzern. Die Darstellung einiger Charaktere ist sehr dürftig, was allerdings genauso wenig überrascht wie die Logiklöcher und das zu breit aufgetragene Ende.

Die großen Schlachten, 3 an der Zahl, dienen nur dazu dem missglückten und vor allen Dingen einfallslosen Drehbuch etwas mehr Biss zu verleihen. Der Trailer ist allerdings so geschnitten, dass dieser eine spannende Geschichte eines Göttersohnes vorgaukeln, der ein aufregendes Abenteuer mit seinen Gefolgsleuten erlebt und dabei zahlreiche Bestien und dunkle Wesen zur Strecke zu bringen muss. Doch Pustekuchen: Solche Szenen wie der heroische Kampf mit dem Löwen oder dem Angst einflößenden Höllenhund sind nur kurze Nebenerzählungen, welche die Tatsache verbergen sollen, dass Hercules nichts weiter ist als ein Söldner.

Um der Geschichte nicht komplett das Mystische zu nehmen, wird immer wieder in Frage gestellt, ob er tatsächlich nur ein aufgepumpter Sterblicher oder wahrhaftig der Nachfahre der Götter ist. Bedauerlicherweise zieht sich diese Fragestellung über den ganzen Film hin, sodass es mit der Zeit immer schwieriger wird, dem Streifen auch nur einen Hauch an Ernsthaftigkeit zuzusprechen. Und so ist muss man es hinnehmen, dass dies alles nur eine Kaschierarbeit einer missglückten Autorenleistung ist.

Hercules

Auch Dwayne Johnson wird der Erwartung nicht gerecht in einer seriöseren Rolle zu überzeugen. Viel zu oft geraten die Dialoge unter Einbezug von Hercules ins Lächerliche, die den Zuschauer sofort auf den Boden der Tatsachen zurückholen und zu verstehen geben, dass sich an der Charakterwahl von „The Rock“ (Mist, schon wieder gesagt) auch diesmal nichts geändert hat und er weiterhin einen übergroßen Teddybären spielt, der sich wenigstens ein paar Mal das Lächeln in die Kamera verkneifen hätte könnte, um dem Geschehen mehr Würde zu verleihen. Aber leider Fehlanzeige! Ganz zu schweigen von der Stelle, an der sein Verlust von Frau und Kind offenbart wird und er diesen Schmerz dem Zuschauer fühlbar werden lässt, fällt ihm nichts weiter ein als „Ich bin Hercules“-zu Schreien und alles niederzuknüppeln! Ja nee, is klar! Setzen 6!

Das bisschen Gepunkte (für die Gesamtwertung) kommt nur durch die sehr gute Darstellung von John Hurt, denn auch die Kostüme und die oftmals künstlich aussehenden Effekte dieser 100 Mio. (!) – für was bitte? – Produktion können nur zum geringen Teil überzeugen.

Die vielen doch eher milden Kritiken, kann ich nicht nachvollziehen. Entweder sind die Zuschauer durch den ganzen Einheitsmüll so leicht zu befrieden oder es fehlt ihnen schlichtweg an filmische Erziehung. Wir waren zu 6. im Kino und nur Eine fand ihn solide. Ich hatte mir vor dem Kinobesuch vorgenommen unvorhereingenommen dem Film eine Chance zu geben und war gewillt warme Worte zu finden, doch bei diesem großen Haufen Kot von Film der einem hier vorgesetzt wurde, war dies schlichtweg unmöglich! Entschuldigt bitte! 😉

Wertung15
USA 2014: 98 Minuten Regie: Brett Ratner Genre: Action / Adventure Darsteller: Dwayne Johnson, John Hurt, Ian McShane, ua.
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