Wenn ich eines aus „Jurassic World“ gelernt habe, dann dass ich mich in Zukunft definitiv keinen Deut mehr um irgendwelche Trailer schere. Denn so schlecht diese auch auf mich gewirkt hatten, so positiv überrascht war ich nun vom fertigen Film, und das kam in letzter Zeit schon öfter vor (aber natürlich leider auch anders herum).
„Jurassic Park“ war anno 1993 eine meiner ersten großen und prägenden Kino-Erfahrungen als junger Teenager. Ich weiß noch als ob es gestern gewesen wäre, wie ich damals wochen-, wenn nicht sogar monatelang, nur noch irgendwelche Dinos im Kopf hatte, alle Bücher verschlang die mir untergekommen sind und zuhause selbst einen halben Jurassic Park in meiner Spielecke betreiben konnte. Die beiden darauf folgenden, unausweichlichen Fortsetzungen konnten dabei naturgemäß nur bedingt bzw. überhaupt nicht an die bis heute enorme Qualität des Originals heranreichen.
Teil 4 schafft dies selbstredend ebenfalls nicht, doch ist es eindeutig der beste Film der Sequels, der besonders durch eine gehörige Portion Selbstironie gekonnt diverse Drehbuchschwächen vergessen lässt. Und was in den Trailern als billiger Abklatsch von Spielbergs Klassiker anmutete, stellt sich im Endeffekt als warmherzige Verbeugung an die Reihe mit vielen wunderbaren Reminiszenzen in Bild, Wort und Ton heraus.
22 Jahre nach den desaströsen Ereignissen im von John Hammond geplanten „Jurassic Park“ konnten nun (vermeintlich) alle Sicherheitsmängel beseitigt und der Park letztlich doch noch auf Isla Nublar eröffnet werden. Die Leiterin, Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), hat ihre Neffen Gray (Ty Simpkins) und Zach Mitchell (Nick Robinson), die sie nur sehr selten sieht, zu einer exklusiven Tour durch „Jurassic World“ eingeladen. Doch hat sie wegen der bevorstehenden Präsentation eines neuartig entwickelten, genetisch mutierten Super-Sauriers, den Indominus Rex, nur wenig Zeit für die beiden Teenies, die sie deshalb kurzerhand ihrer Assistentin Zara (Katie McGrath) überantwortet.
Derweil arbeitet der ehemalige Soldat Owen Grady (Chris Pratt) auf einem anderen Teil der Insel mit seinem Kollegen Barry (Omar Sy) als Wildtiertrainer daran eine Gruppe Velociraptoren zu bändigen, die sein Boss Vic Hoskins (Vincent D’Onofrio) als neuartiges „Spezialkommando“ in Kriegsgebieten einsetzen will.
Doch es kommt was kommen muss, das hochintelligente Indominus-Weibchen kann aus seinem Gehege ausbrechen und bewegt sich in Richtung Menschenmassen im Zentrum des Parks. Owen kommt Claire daraufhin zu Hilfe um die drohende Gefahr einzudämmen.
Und zu allem Übel konnten Gray und Zach in der Zwischenzeit auch noch ihrer Aufsichtsperson entwischen und sind nun auf eigene Tour im Park unterwegs, während der Indominus immer näher rückt. …
Regisseur und Co-Autor Colin Trevorrow erfindet mit „Jurassic World“ nicht gerade das Blockbuster-Kino neu, er liefert aber perfekt inszenierten und bebilderten Kintopp der Superlative, bestes Popcorn-Kino in Reinkultur.
Dabei ist die eigentliche Handlung eher sekundärer Natur und im Prinzip nur eine weitere Variation der altbekannten Geschichte. Was Trevorrows Film allerdings von Spielbergs eigener und ganz besonders Johnstons Fortsetzung unterscheidet ist ein durchgehend leicht selbstironischer Ton in der Erzählweise. Der geneigte Zuschauer soll einfach nur zwei Stunden Spaß haben und gegebenenfalls in nostalgischen Erinnerungen schwelgen. Und das kann man hier definitiv. Natürlich ist das stellenweise auch mal cheesy und teils leicht over the top, aber durchaus so gewollt.
Man merkt einfach, dass Trevorrow selbst mit dieser Reihe aufgewachsen ist und sie hier entsprechend abfeiert. Dabei schwankt er gekonnt zwischen ehrfürchtigen Zitaten und herrlich augenzwinkernden Anspielungen auf die vergangenen Filme, dass es eine wahre Wonne ist. Ferner besitzt er ein großartiges Timing was Komik betrifft, die meisten One-Liner sind perfekt gesetzt und bisweilen spielt er sogar brillant mit den Erwartungen der Zuschauer, nur um sie dann genial zu brechen.
Ein weiteres nennenswertes Highlight ist der fantastische Score von Oscar-Preisträger Michael Giacchino. Er musste hier freilich in sehr große Fußstapfen treten, schließlich gehört John Williams‘ Score von 1993 mit zum besten was die moderne Filmmusik hervorgebracht hat, er kann sie jedoch durchaus füllen. Zudem verwebt er seinen neuen Score gekonnt mit den bekannten Williams-Themen, was bei mir mehrfach Gänsehaut auslöste.
USA – 2015 – 2 Std. 04 Min.
Regie: Colin Trevorrow
mit Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Vincent D’Onofrio, Ty Simpkins, Nick Robinson, Omar Sy, Irrfan Khan, B.D. Wong, Jake Johnson, Lauren Lapkus, Katie McGrath, Brian Tee, Andy Buckley & Judy Greer
Genre: Science Fiction, Abenteuer