Inzwischen ist es mehr als fünfeinhalb Jahrzehnte her, seit William Wylers Epos „Ben Hur“ die Rekordmarke von 11 Oscarstatuetten erringen konnte, mit der bis dato lediglich zwei andere Filmwerke gleichziehen konnten. Selbst Zuschauer, deren Herz nicht uneingeschränkt für das Genre des Monumentaldramas schlägt, werden neidlos anerkennen müssen, dass es sich dabei um einen der bahnbrechenden, prägenden Meilensteine innerhalb der Filmgeschichte handelt. Aus diesem Grund sorgte bereits die Ankündigung eines aufwendigen Remakes bei den meisten Cineasten für ein nicht unerhebliches Maß an irritierter Skepsis, das sich nach dem sommerlichen Kinostart leider als absolut gerechtfertigt erwies. Ferner hätte es einem schon zu denken geben müssen, dass die bisher größte Errungenschaft des russischstämmigen Regisseurs, der sich an das hochaltertümliche Sujet traute, ein allseits verrissener Film namens „Abraham Lincoln: Vampirjäger“ darstellte und unweigerlich die Frage nach der Notwendigkeit einer Neuverfilmung von „Ben Hur“ aufwarf.
In Summe verärgerte die unausgegorene Genremischung vor allem dadurch, dass sie im Grunde in keinem einzigen Belang halbwegs zu überzeugen weiß. Die wertvolle, interkulturelle Intention des Originals rund um den titelgebenden, israelitischen Prinzen und Weggefährten Jesu Christi wurde hierin in geradezu erschreckender Weise auf Kosten bloßer Effekthascherei veräußert und auf ein plattes, haarsträubend einfach gestricktes Niveau heruntergebrochen. Während man etwaige, für die Personenentwicklungen überaus essentielle Versatzstücke einfach gänzlich unter den Tisch fallen ließ, erinnert speziell die technisch-inszenatorische Sphäre an eine klägliche Kopie der actionreichen Blutrünstigkeit von „300“, in welche deplatzierte, zwischen unglaubwürdigem Pathos und Seifenopercharakter schwankende Dialoge gequetscht wurden. Mit einem nicht gerade sparsamen Budget von über 100 Millionen US-$ versuchten die Macher krampfhaft, das säkularisierte Publikum wenigstens visuell zu fesseln, doch leider wirkten selbst die CGI-Effekte im Zusammenspiel mit einem hektischer Schnittarbeit mehrfach vollkommen überladen und weit weniger professionell als erwartet. Besonders der direkte Vergleich zu der genialen Wagenrennen-Sequenz der Version von 1959 offenbart schnell, dass der technische Fortschritt einmal mehr eher ein Hemmnis als ein Nonplusultra darzustellen vermag. Zur allgemeinen Ernüchterung von Inhalt und Form gesellen sich in Gestalt der beiden Protagonisten größtenteils dilettantische Schauspielleistungen und insbesondere Morgan Freeman entbietet hier nichts anderes als eine Rolle, die eines Tages wohl als Sternstunde unfreiwilliger Komik gelten wird. Einzig und allein die durch eine Nebenrolle in „How I Met Your Mother“ bekannt gewordene Iranerin Nazanin Boniadi sorgte für wenige Szenen darstellerischer Annehmbarkeit, doch weder sie noch eine Handvoll solid ausgewählter Schauplätze und muskalischer Arrangements bewahren die Neuadaption davor, dem zielgerichteten Untergang mit kennzeichnender Sturheit entgegenzusteuern.
Schlussendlich kann „Ben Hur“ auch mit allergrößtem Wohlwollen lediglich als blutleerer, uninspirierter und verzichtbarer C-Blockbuster charakterisiert werden, der nicht nur angesichts der Parallelziehung zu seinem großen Vorgänger kläglich scheitert und daher eine lange Reihe misslungener Werke über das antike Zeitalter seit dem Millennium fortsetzt. Infolgedessen fördert das in absolut jeder Hinsicht unbefriedigende Kinoereignis sogar in postmoderner Ära zutage, dass die augenscheinlich zugrunde liegende Profitgier der Beteiligten nicht von ungefähr zu den verlässlichsten und gleichermaßen verwerflichsten Sünden des christlichen Glaubens zählt. Dass sich der Zweistünder indes als finanzieller Flop entpuppt, verschafft einem gerade in diesem Zusammenhang zumindest einen Hauch an Genugtuung.