Nachdem Stefan seine Top-Filme des Jahres bereits aufgelistet haben, kann ich mir natürlich nicht nehmen lassen auch meine Top 30 einmal aufzulisten! 😉
Basis waren alle deutschen Starttermine in diesem Jahr. Viel Spaß beim Lesen, kommentieren und vor allem natürlich beim Anschauen dieser von mir sehr geschätzten Werke! Ganz am Ende sehr ihr auch nochmal eine Übersicht von Filmen, die ich gesichtet habe, die aber knapp die Top 30 verfehlt haben, u.a. Kritikerliebling „Black Panther“.
30 THE BALLAD OF BUSTER SCRUGGS
Die Coen-Brüder, die uns mit Meisterwerke wie „No Country for old Men“, „Fargo“ oder „The Big Lebowski“ beglückt haben, haben sechs ihrer bitterböse Western-Märchen zu einem Film zusammengeknüpft, der seit dem 15.11.18 auf Netflix abrufbar ist. Zu tun haben die Geschichten eigentlich nichts miteinander und sind auch vom Stil höchst unterschiedlich. Gemeinsam haben alle Episoden lediglich den Schauplatz (Wilder Westen) und die über allem schwebende, unsichtbare Hauptfigur (der Tod).
Von vielen Kritikern gefeiert, ist der neuste Coen sicher nicht jedermanns Sache. Dafür sind der schwarze Humor und die sehr besondere Erzählweise zu speziell und die erzählten Geschichten zu unterschiedlich. Die tollen Kameraaufnahmen von Bruno Delbonnel und der klassische Western-Sound mit schönen Balladen sind ein Augen- und Ohrenschmaus. Bei den Figuren werden Klischees gekonnt überzeichnet. Am Unterhaltsamsten sind zwar red- und singfreudige Charaktere wie Buster Scruggs am Spannendsten aber wortkarge wie der Schausteller (Liam Neeson).
29 DEATH OF STALIN
„Death of Stalin“ ist eine bitterböse Komödie über einen Haufen Verbrecher, die auf Kosten unzähliger Leben ein menschenverachtendes Ränkespiel zelebrieren als Josef Stalin 1953 im Sterben liegt.
Trotz vorzüglicher Situationskomik werden dem Zuschauer niemals die drastischen Konsequenzen der handelnden Figuren vorenthalten. Die tonalen Dissonanzen, die dadurch entstehen, werden sicher nicht jedem zusagen, ich habe den fiesen Humor allerdings sehr genossen, was nicht zuletzt an den darstellerischen Leistungen liegt, allen voran Steve Buscemi, Jeffrey Tambor, Andrea Riseborough, Michel Palin, Jason Isaacs und Simon Russell Beale.
Trotz aller Satire nimmt der Film seine Charaktere ernst. Auch inszenatorisch ist der Film gelungen und die Kulissen und Kostüme verblüffend aufwendig, das Erzähltempo hoch und durch Einsatz von Handkameras ensteht eine Dynamik, die bei Komödien oft fehlt.
28 WUNDER
Um richtig atmen und sehen zu können muss sich Auggie seit er ein Baby ist zahlreichen Operationen unterziehen. Sein deformiertes Gesicht macht ihn zum Außenseiter. Die Meinung seiner neuen Klassenkameraden wiegt für ihn viel schwerer, als die seiner liebevollen Eltern. Dabei möchte er nur akzeptiert und behandelt werden wie jeder andere seiner Mitschüler auch…
„Wunder“ ist ein emotional erzählten Film ohne zu sehr in Kitsch auszuarten. Die Schauspieler machen einen guten Job, sogar Owen Wilson ist durchaus ertragbar. Neben einer großartigen Julia Roberts, sind es vor allem die Kinder-Schauspieler, allen voran natürlich Jacob Tremblay als Auggie und Izabela Vidovic als seine Schwester Via, die sich ins Herz des Zuschauers spielen. Hier wird Inklusion für viele etwas sehr weltfremd dargestellt, aber sind es nicht solche Filme, die uns zum Nachdenken anregen und zeigen sollen wie eine offene Gesellschaft funktionieren könnte? Als am Ende eine Schulklasse vor mir im Kinosaal applaudierte und Standing Ovations für Auggie gab, da blitzte nicht nur Hoffnung auf ein weltoffenes Miteinander auf, sondern auch die ein oder andere Träne. Einfach „Wunder“-voll!
27 BLACKKKLANSMAN
Ron Stallworth ist der erste afroamerikanische Detektiv, der im Colorado Springs Police Department arbeitet. Entschlossen, sich einen Namen zu machen, begibt sich Stallworth tapfer auf eine gefährliche Mission: en Ku-Klux-Klan zu infiltrieren und zu entlarven. Dazu braucht er allerdings die Hilfe von seinem jüdischen Kollegen Flip Zimmerman. Ron wird telefonisch zum Mitglied des KKK. Um sich tatsächlich mit den Mitgliedern zu treffen, springt Flip ein…
Die Geschichte des Films ist heutzutage aktueller denn je. Mit John David Washington und Adam Driver hat Spike Lee auch direkt mal die perfekte Besetzung bei der Hand. Was ich dem Film höchstens vorwerfen würde, dass die rechtsradikalen Antagonisten allesamt saublöd dargestellt werden. Das pointierte Ende halte ich trotzdem für einen kleinen Geniestreich von Spike Lee. Wenn der Film insgesmat noch etwas bissiger gewesen wäre dann htte aus einem guten Film und Meisterwerk sein können. Handwerklich und darstellerisch ist er definitiv beachtlich.
Richard und Rachel haben ihre fruchtbarsten Tage bereits hinter sich. Dennoch haben sie sich in den Kopf gesetzt, eine Familie zu gründen – das einzige, was ihnen zu ihrem typischen New Yorker Mittelstandsglück noch fehlt. Alle Versuche, von künstlicher Befruchtung bis zu Adoption, scheitern. Doch das Paar möchte nicht aufgeben. Als eines Tages ihre Nichte Sadie, gespielt von Kayli Carter, bei ihnen einzieht, setzen sie all ihre Hoffnung in die junge Frau, die sich – kurz nachdem sie das College hingeschmissen hat – auf der Suche nach dem Sinn in ihrem Leben befindet.
Regisseurin Tamara Jenkins (The Savages) zeichnet mit mit der Netflix-Produktion „Private Life„ eine schwarze, wenn auch zutiefst menschliche Komödie, die so lustig wie auch schmerzvoll ist. Man kommt zum Nachdenken, aber vor allem kann man eines: Mitfühlen. Kathryn Hahn, Paul Giammti, Molly Shallon und Denis O´Hare harmonieren so wunderbar miteinander, dass es einfach Spaß macht ihnen zuzusehen. Mehr davon!
25 AUFBRUCH ZUM MOND
Neil Armstrong gehört zu den größten Helden des 20. Jahrhunderts, als er am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mond mit den Worten: „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger für die Menschheit!“ betrat. „La La Land“-Regisseur Damien Chazelle erzählt aus Armstrongs Leben, von den enormen Konflikten und Entbehrungen, mit denen der Pilot vor und während seiner legendären Mission konfrontiert war. Gleichzeitig schildert der Film auf ergreifende Weise die hochdramatischen Ereignisse des amerikanischen Raumfahrtprogramms zwischen 1961 und 1969.
Produktionstechnisch ist alles auf höchstem Niveau. Besonders brillant inszeniert ist die Mondlandung, bei der man dank des überragenden Sound-Designs, das Gefühl hat, tatsächlich auf dem Mond zu sein. Ohne Pathos wurde so einer der bedeutendsten Momente der Menschheitsgeschichte würdevoll auf Zelluloid gebannt. Leider sorgt die sachliche, gar kühle Erzählung für einige Längen. Einige technische Oscars wird er dennoch erhalten!
24 DER SEIDENE FADEN
Der dreifache Oscarpreisträger Daniel Day-Lewis verkörpert in seiner Abschiedsrolle den Schneider und Modedesigner Reynolds Woodstock, dessen Kunden unter anderem zum britischen Königshaus, Filmstars und die Oberschicht Großbritanniens der 50er-Jahre gehören. Der überzeugte Junggeselle, der sich mit den jungen Damen nur zur Inspiration oder für kurze Affäiren umgibt, findet in der willenstarken Alma mehr als nur eine Muse und sein einst so streng geplantes Leben gerät durch sie gehörig aus den Fugen…
Inhaltlich ist das Werk manchmal etwas schwermutig, aber das machen die darstellerischen Leistungen von Neuentdeckung Vicky Krieps, Daniel Day-Lewis und Lesley Manvolle, sowie die oscarprämierten Kostüme von Mark Bridges und die Filmmusik von Radiohead-Frontmann Jonny Greenwood wieder wett.
22 WIND RIVER
Cory Lambert ist Fährtenleser und Jäger und arbeitet in einem Indianerreservat. Als er bei der Jagd auf eine Frauenleiche stößt, übernimmt FBI-Agentin Jane Banner den Fall. Doch die junge Frau aus Florida kennt sich im eiskalten Wyoming nicht aus. Noch dazu erinnert Cory der Todesfall der 18-jährigen Natalie an ein eigenes Trauma – den Tod seiner Tochter. Also bietet er Jane seine Hilfe bei dem Fall an.
Ein kühler, spannender Thriller im Western-Style mit tollen Naturaufnahmen und einen ruhigen, kühlen Look, der das Leben der Ureinwohner in den Reservaten realitätsnah darstellt und in manchen Szenen immer wieder zeigt, wie diese auch heute noch bzw. gerade heute benachteiligt und von der Außenwelt abgeschnitten werden ohne hierbei in für Hollywood typische Klischees abzurutschen. Die Gesellschaftskritik wird hierbei eher unterschwellig rübergebracht und nicht plakativ zur Schau gestellt. So muss das sein! Zudem warten Jeremy Renner , Graham Greene und Elizabeth Olsen mit sehr guten Darstellungen auf.
21 DIE UNGLAUBLICHEN 2
Elastigirl wurde beauftragt, die Kriminalität zu bekämpfen und Superhelden wieder attraktiv zu machen. Das lässt ihren Ehemann, Mr. Incredible, mit einer seiner größten Herausforderungen aller Zeiten zurück – zu Hause zu bleiben und sich um drei unbändige Kinder zu kümmern. Als Violet, Dash und Jack-Jack ihm erneut Kopfschmerzen bereiten, startet ein Cyberkrimineller namens Screenslaver seinen hinterhältigen Plan: Er will die Welt durch Computerbildschirme hypnotisieren.
Als hätte es die 14 Jahre zwischen den beiden Filmen nie gegeben, schließt die Fortsetzung nahtlos an den Vorgänger an. Der Dynamik hat die lange Pause nicht geschadet, inzwischen ist das Thema Superhelden sogar aktueller denn je. Wieder wird viel mit den Klischees gespielt und augenzwinkernd der normale Wahnsinn der Branche beleuchtet. Auch wenn das Drehbuch nicht mehr ganz so frisch und gewitzt wirkt hat man doch jede Menge Spaß und gegen die Animation gibt es auch nichts einzuwenden, welches sich vor allem in den Actionsequenzen zeigt.
20 I, TONYA
Die Geschichte an sich ist schon irre genug. Was Craig Gillespie aber aus dem etwas sperrigen Thema des Eiskunstlaufens heraus holt, das ist schon mehr als beachtlich. Tonya Harding ist in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen. Der Mikrokosmos aus Losern, Lügnern, unglaublich herzlosen Müttern und einer Kämpferin, die angesichts dieses Umfelds und ihrer Unfähigkeit das Umfeld als solches zu erkennen, nur Scheitern kann, ist schlicht atemberaubend. Diese Geschichte ist, so unglaublich sie war, genau so passiert. Und klar – Schuld war am Ende Keiner!
Neben der grandiosen Inszenierung, wobei vor allem die Schnittarbeit in Kombination mit der Musik positiv auffällt, ist es vor allem Margot Robbie, die mit ihrer bisherigen Karrierebestleistung beeindruckt. Neben ihr glänzen zudem die für diesen Film frisch gebackene Oscarpreisträgerin Allison Janney und Sebastian Stan als ihr gewalttätiger Mann, der mehr Anerkennung für seine Performance verdient gehabt hätte.
Da sämtliche Hunde von Megasaki unter der Hundegrippe leiden, werden sie von dem diktatorischen Bürgermeister Kobayashi auf eine Insel verbannt, wo sie ihrem Schicksal überlassen sind. Doch der 12-jährige Atari will seinen treuen Begleiter Spots zurückholen. Also fliegt er mit einer Propellermaschine auf die Müllinsel, wo er eine Gruppe von Alphahunden trifft, die ihm bei seiner Suche helfen wollen. Nur der Streuner Chief ist nicht gleich auf Ataris Seite….
Handwerklich perfekt, detailverliebt und absolut nichts für Kinder. Neben der herausragenden Stop Motion-Technik möchte ich noch den hervorragenden Score von Alexandre Desplat erwähnen, der sicherlich, wie der Animationsfilm an sich, auf der Liste der Academy vertreten sein wird und das der Film seine politische Botschaft prägnant, aber nicht mit dem Holzhammer präsentiert.
Veronica hat nicht gewusst, auf wen sie sich einlässt, als sie den Gangster Harry geheiratet hat. Doch als eines Tages ein lang geplanter Coup misslingt und er, sowie seine Gang im Kugel- und Feuerhagel ums Leben kommen, bleibt Veronica trauernd zurück – bis sie von Jamal Manning aufgesucht wird. Harry hat Manning um 2 Millionen Dollar gebracht und will nun binnen zwei Wochen sein Geld zurück. Veronica beschließt, zusammen mit den anderen Witwen den letzten geplanten Coup ihres Mannes und dessen Gang durchzuführen.
Steve McQueens neuer Film, nach seinem Oscar-Triumph mit „12 Years a Slave“ ist ein Thriller, der mit dem Zuschauer permanent Katz und Maus spielt. Nie kann man sich sicher sein, welcher der ambivalenten und vielschichtigen Figuren man wirklich trauen kann und wer was aus welcher Motivation heraus tut. Genau das ist die Stärke dieses spannungsgeladenen Films, zusammen mit einer souveränen Inszenierung durch McQueen. Neben Viola Davis ist Elizabeth Debicki darstellerisches Highlight. Top!
17 BOHEMIAN RHAPSODY
Der frisch gekürte Golden Globe-Gewinner scheint mittlerweile bei Kritikern und Zuschauern gleichermaßen gut anzukommen. Das der Erfolg an den Kinokassen nicht unverdient ist liegt vorallem an seinem herausragendem Hauptdarsteller Rami Malek (Mr. Robot), der zwar optisch mit der künstlichen Kauleiste etwas gewöhnungsbedürftig aussieht, er aber umso schneller den Film und die Zuschauer an sich reißt und eine eindrucksvolle Performance in der Rolle des extrovertierten Rocksängers Freddie Mercury abliefert.
Der Film krankt hin und wieder an den typischen Biopic-Mechanismen und dass er die Schattenseiten von Mercury nur sehr oberflächlich anreißt, ich dies für meine Einstufung aber nicht allzu sehr ins Gewicht fallen lassen möchte, da es viele mitreißende Momente gibt, wie z.B. die Arbeit an den Musikstücken „Bohemian Rhapsody“, dem Live Aid-Festival oder wie „Who wants to live forever“ eingebaut ist. Da nimmt der Film sich mal die Zeit und atmet das Gefühl dieser so einzigartigen Band.
16 HEREDITARY – DAS VERMÄCHTNIS
Als die Matriarchin der Grahams nach langem Dahinscheiden stirbt, wird das Kräfteverhältnis innerhalb der Familie neu geordnet. Eine übernatürliche Kraft scheint Einzug zu halten, die vor allem die autistische Tochter Charlie spürt. Ihre Mutter Annie, vor Schmerz gebeutelt, muss tief in die Geheimnisse ihrer Vorfahren eintauchen, um das Schicksal ihrer Familie noch abwenden zu können…
Neben dem schaurig-schönen Filmscore und der herausragenden Regie von Debütant Ari Aster, sind die Darsteller die Seele des Films. Vor allem Toni Collette liefert ein echtes Brett ab, befürchte aber das gerade der umstrittene Schlussakt ihr die Oscarnominierung kosten wird. „Hereditary“ ist ein merkwürdiger, anstrengender und ungemütlicher Film und das ist sein großes Plus, zumindest wenn man sich drauf einlassen vermag. Das allgegenwärtige Grauen kommt nicht durch billige Schockmomente zustande, sondern durch einen penibel ausgetüftelten Spannungsaufbau, der bis zum Schlussakt durchgehalten wird. Klasse! Lediglich die letzte Szene hätte ich mir anders gewünscht!
15 A QUIET PLACE
John Krasinski schickt in seinem Regiedebut die Familie Abbott in eine nahe Zukunft, in der fremdartige Kreaturen einen Großteil der Menschheit ausgelöscht haben. Das Besondere an diesen Killerwesen ist ihr außergewöhnlich sensibles Gehör, welches ihre Blindheit ausgleicht und den kleinen Kreis der noch lebenden Menschen zwingt in absoluter Stille zu leben…
Aus diesem Umstand heraus entwickelt Krasinski einen nicht immens gruseligen, aber stets hochspannenden Horror-Thriller, der sich Zeit nimmt die Familienmitglieder behutsam einzuführen und so eine enge Bindung zum Zuschauer aufbaut. Dementsprechend fiebert man den Protagonisten mit, während in den meisten Horrorproduktionen die meisten Charaktere einem regelrecht egal sind. Neben diesem großen Plus ist die herausragende Tonarbeit zu erwähnen, für den sich der Kinobesuch schon alleine lohnt. Selten sieht man einen Film, der das Medium Ton so geschickt zum Spannungsaufbau einsetzt, wie „A Quiet Place“.
Ein unvergessliches Filmerlebnis hatte ich im August des vergangenen Jahres als das Publikum so emotional mitgerissen wurde, als es in einer der Endszenen gejubelt und applaudiert hat. Das hätte ich bei einer lockeren Rom-Com nicht erwartet. Es war so viel Liebe im Kinosaal zu spüren – einfach wunderschön!
Als homosexueller Mann kann man schon verzweifeln, kriegt man überwiegend Filme geboten, welche die Identitätssuche als zermürbenden Kraftakt zeigen. Doch „Love, Simon“ beweist, dass es auch anders geht und stellt Homosexualität nicht als übergroßes Problem dar, sondern erzählt einfach eine schöne Liebesgeschichte die berührt, gerade weil sie mit sehr viel Liebe zum Detail inszeniert, clever geschrieben und kraftvoll verkörpert wird. Dies ist auch den vielen Regieeinfällen und der Chemie zwischen den Darstellern zu verdanken, die das Herzstück bilden. Ein Film der Jugendlichen mit Identitätsproblemen eine enorme Hilfe sein könnte und in Schulen gezeigt werden sollte. Einfach Top!
Die 15-jährige Lara wurde im Körper eines Jungen geboren. Ihr größter Traum ist es, eine Primaballerina zu werden. Dann wird Lara an einer Ballettakademie in Brüssel angekommen und stellt sich der Herausforderung. Gleichzeitig ist sie unruhig, weil ihre primären Geschlechtsmerkmale immer noch die eines Jungen sind. Die Hormontherapie beginnt, aber Brüste wollen sich nach ihren Beobachtungen nicht ausbilden. Sie sehnt die Operation herbei. Ihr Vater Mathias und ihre Ärztin unterstützen sie dabei, doch Lara droht unter dem Leistungsdruck und den Veränderungen, die ihr Körper durchmacht, zu zerbrechen…
Der diesjährige Oscarbeitrag aus Belgien, der in Cannes die „Queer Palme“ erhielt, überzeugt vor allem durch die grandiose Leistung des Hauptdarstellers Viktor Polster, der ebenso in Cannes geehrt wurde, sowie der intimen Kameraführung, die ihm nicht von der Seite weicht. Besonders die Ballettszenen, als lyrischer Überhöhung des inneren Konflikts sind Ausdruck eines langen Kampfes, der noch lange nachwirkt.
Der Armeeoffizier Joseph J. Blocker soll den im Sterben liegenden Cheyennehäuptling Yellow Hawk (Christian Bale) in dessen Heimat nach Montana überführen. Aufgrund ihrer gemeinsamen Vergangenheit nimmt er diese Aufgabe widerwillig an. Ihre Gruppe wird durch die Witwe Rosalie Quaid (Rosamund Pike) erweitert, deren Familie brutal ermordet wurde. Nun haben es die Mörder auch auf Rosalies Reisegefährten abgesehen…
Schon in den ersten Minuten hat „Hostiles“ den Zuschauer fest im Griff und lässt einen auch in den folgenden zwei Stunden nicht mehr los. Die meisten Protagonisten sind vom Schicksal und von ihren Taten gezeichnet, tragen eine Last mit sich, unter der sie früher oder später zu zerbrechen drohen. Die Darsteller sind durch die Bank ausgezeichnet, auch die Regie von Scott Cooper ist großartig, das Timing zwischen den langen, ruhigen Szenen und den kurzen Gewaltausbrüchen ist nahezu perfekt. Ich bin kein großer Westernfan, aber „Hostiles“ ist wirklich großartig!
Der in die Jahre gekommene Rockstar Jackson Maine entdeckt die talentierte Sängerin Ally, die ihren Traum von einer Musikkarriere aufgegeben hat. Er fördert sie, nimmt sie mit auf seine Tournee und sie verlieben sich ineinander. Ally wächst mit ihm als Mentor zum Popstar heran, wodurch die persönliche Beziehung der beiden zu leiden beginnt. Jacksons innere Dämonen und seine Alkoholsucht stellen die Liebe der beiden auf die Probe, vor allem als sie berühmter wird als er…
Bradley Coper ist für mich einer der Schauspieler, die ich immer für etwas überbewertet halte. Hier jedoch liefert er seine bisherige Karrierbestleistung ab und kann auch als Regisseur in seinem Debüt überzeugen. Hinzu kommt eine Leistung von Lady Gaga, die sie zurecht als eine DER Oscarfavoritinnen in Stellung bringt. Jede Menge neuer Songs runden die nahezu perfekte, sowie mitreißende Adaption des klassischen Stoffes ab! Bravo! Für den Song „Shallow“ kann sich Lady Gaga schon mal einen Platz in der Vitrine für den Oscar bereit halten! Wer will Wetten!?
Nachdem die Drogengeschäfte der Kartelle thematischerSchwerpunkt Vorgänger waren, liegt in der Fortsetzung der Menschenhandel im Fokus, der auch von den Drogenkartellen gesteuert wird und sich als äußerst lukrativ erweist…
Mit Fortsetzungen ist das so eine Sache, vor allem wenn nahezu alle Beteiligte hinter den Kulissen nicht mehr von der Partie sind. Doch Gomorrha-Regisseur Stefano Sollima hat ganze Arbeit geleistet und einen harten, düster-realitischen und packenden Film geschaffen, der aufgrund der thematischen Abgrenzung auch als eigenständiger Film funktioniert, seine Clevernis aber gerade aufgrund der Kenntnis von Teil 1 offenbart und mit einer bitterbösen Schlusssequenz richtig Lust auf den Abschluss der Trilogie macht. „Sicario 2“ wirkt noch hoffnungsloser und düsterer als sein Vorgänger, dabei werden bekannte Kameraeinstellungen und Farbgebungen, sowie musikalische Themen aufgegriffen und stimmig erweitert. Meisterlich. Wenn doch alle Fortsetzungen so wären!
Zula (Joanna Kulig) und Wiktor (Tomasz Kot) leben zwischen zwei Systemen. Weder im stalinistischen Polen noch im französischen Exil finden die charismatische Sängerin und ihr älterer Musikdozent eine gemeinsame Heimat. Ohne einander wollen sie trotzdem nicht sein, und so entspinnt sich in „Cold War“ bittere Nachkriegshistorie als aufwühlendes Liebesdrama: Die Geschichte von zwei Arbeiter- und Bauernkindern, die zusammen sein wollen aber nicht können. Wird die Liebe scheitern oder ist einer von Beiden bereit einen hohen Preis für ihr gemeinsames Glück zu zahlen?
5 Jahre ist es nun her, dass Regisseur Pawel Pawlikowski für Polen den ersten Oscar als „Bester fremdsprachiger Film“ erhielt. Zuminest eine Nominierung sollte gesetzt sein, ist „Cold War“ bereits als einer der letzten 9 Kandidaten beannt gegeben worden. Der große Gewinner des „Europäischen Filmpreises“ besticht durch etliche Szenen die sich ins Gedächtnis brennen, die in wunderschönen schwarz-weiß Bildern gehalten sind, einer angenehm reduzierten Erzählweise gepaart mit starken Leistungen von beiden Hauptdarstellern, wo sich besondern Joanna Kulig empfehlt.
Als ihre Träume von den Olympischen Spielen platzten, begann Molly Bloom erst als VIP-Kellnerin zu arbeiten und dann illegale Pokerspiele zu organisieren. Ihre Veranstaltungen gehörten bald zu den gefragtesten und exklusivsten in Hollywood und verdiente schnell mehrere Millionen im Jahr, wurde aber 2013, mit 36 Jahren, festgenommen und angeklagt, weil sie Profit aus illegalen Pokerspielen geschlagen hatte…
Illegale Pokerrunden, Wirtschaftskriminalität, Mafia, FBI, Jessica Chastain und anbetungswürdige Dialoge vom wohl besten Drehbuchautor unserer Zeit: Aaron Sorkin („The Social Network“). Dieser hat nicht nur das Script verfasst, sondern liefert hier sein Regiedebüt ab, welches so rasant erzählt und geschnitten ist, wie es seine messerscharfen Dialoge verdient haben. Jessica Chastain zeigt einmal mehr, dass sie zur besten Darstellerriege gehört und liefert ein richtige Brett ab. Leider verpasste sie zu Unrecht knapp eine weitere Oscarnominierung. What a Shame!
07 CALL ME BY YOUR NAME
Die große Stärke des Films ist die Natürlichkeit zwischen den Akteuren und das weder der Altersunterscheid noch die aufkeimende Liebe zu einem anderen Mann überdramatisiert werden. Damit hebt er sich von 99% der gängigen Coming Out-Stories ab und wenn man sich auf die Geschichte einlässt bekommt man einen Film geboten der noch lange nachwirkt…
Shooting-Star Timothée Chalamet, spielt sich sich direkt ins Herz der Zuschauer spielt. Ob das Telefongespräch mit seiner Mutter, die Gestik und Mimik mit der Elio Oliver anschaut – er spielt mit absoluter Hingabe. So ist es nicht verwunderlich, dass er schon alleine für die letzte Einstellung zu den Klängen von „Visions of Gideon“ sein Awardregen verdient hat. Neben dieser Szene ist es vor allem das Gespräch mit seinem Vater, welches Unvergesslich bleibt. Michael Stuhlbarg war nie besser als in dieser Szene. Das Drehbuch von James Avory wurde zurecht Oscargekrönt!
06 SHAPE OF WATER – DAS FLÜSTERN DES WASSERS
Die stumme Elisa arbeitet als Reinigungskraft für ein streng geheimes Regierungslabor, wo sie eines Tages eine unbekannte Kreatur entdeckt, welche in einem Wassertank für Experimente gefangen gehalten wird. Nach anfänglicher Abscheu siegt die Neugier und später die Liebe zum Amphibien-Mann. Als sie das Geschöpf befreit, zeigen sich die Gegenspieler von ihrer gnadenlosen Seite…
Der vierfache Oscar-Gewinner beeindruckt neben seiner herausragenden Optik, dem stark aufspielendem Cast, einer anmutigen Filmmusik und tollen Regieeinfällen, durch den Zusammenhalt der Protagonisten, die allesamt zum Rand der Gesellschaft gehören, aber anstelle wegzusehen sich verbünden und aktiv gegen das Unrecht tun. Der Film ist sicher nicht für Jedermann. Begreift man ihn aber als symbolträchtiges Fantasymärchen kiegt man auch beim mehrmaligen Anschauen noch etwas Neues geboten. Ein Film, der die Andersartigkeit zelebriert, wie kein zweiter Film in diesem Jahr!
In ästhetischen und komplett durchkomponierten Schwarz-Weiß-Bildern erzählt er das Leben einer Mittelstands-Familie und deren Haushälterin in der Titel gebenden mexikanischen Hauptstadt ROMA in den frühern 70-er Jahren.
Wo Hollywood vermehrt auf Blockbuster-Filme ohne jeglichen Mehrwert setzen, gehen Streaminganbieter wie Netflix neue Wege und lassen den Regisseuren und Schauspielern vermehrt kreative Freiheit. „Roma“ ist eine Ode an eine glanzvolle Ära Hollywoods und wird nicht zu Unrehct als einer DER großen Favoriten für die kommende Oscarverleihung gehandelt.
Vor allem die letzten 40 Minuten, indem die „politischen Unruhen“ des Landes in die Handlung der Protagonistin integriert worden ist, hat mich überolt und emotional mitgerissen. Was Yalitza Aparicio hier in ihrem Leinwanddebüt in diesem letzten Drittel abliefert ist schon erstaunlich.
04 LADY BIRD
Die junge Anarchistin Christine, die sich selbst „Lady Bird“ nennt, wirkt zum Einen wie eine starke, selbstbewusste junge Frau, die genau weiß was sie will, um nur ein paar Sekunden später, genauso unsicher und schüchtern wie jede andere 17-Jährige zu agieren. Lady Bird ist der innere Zwiespalt, den jeder als Teenager erlebt hat und wirkt dank des raffiniertes Drehbuchs, aber vor allem auch durch die Darstellung von Saoirse Ronan und der komplexen Beziehung zu ihrer Mutter (Laurie Metcalf) absolut authentisch und bleibt im Gedächtnis.
Kaum zu glauben, dass es sich bei „Lady Bird“ um Greta Gerwigs Debüt als Autorin und Regisseurin handelt – so detailverliebt, komplex und authentisch wie sie das Leben ihrer Protagonistin beschreibt und inszeniert hat. Dafür hätte es gerne eine handvoll Oscars geben dürfen. Vor allem für Hauptdarstellerin Ronan, Nebendarstellerin Metcalf und das Drehbuch von Gerwig.
03 DREI TAGE IN QUIBERON
Emily Atef inszeniert ein Kammerspiel der besonderen Art, indem es 4 sehr unterscheidlichen Charakter in einem Sanatorium in Quiberon mit messerscharfen Dialogen aufeinander loslässt, wo Romy Schneider ihren Körper entgiften und ihr Sissy-Image loswerden möchte. Marie Bäumer gebührt allerhöchsten Respekt, wie sie mit jeder Faser ihres Körpers zu Romy Schneider wird und sich mit unerbitterlicher Traurigkeit und tiefschwarzer Melancholie umgibt. Eingefangen wird dies in wunderschönen schwarz-weiß-Bildern voller Poesie und Anmut, die durch einen wundervollen Score nahezu majestätisch wirken.
Neben der überlebensgroßen Darbietung von Marie Bäumer bekommen auch die anderen 3 Darsteller Raum zur Entfaltung. Nicht ohne Grund konnte das Werk satte 7 Deutsche Filmpreise abräumen! Auch für Nicht Romy Schneider-Fans ein echtes Highlight und für mich der beste deutsche Film seit Sebastian Schippers „Victoria“ aus dem Jahr 2015.
Eine in Armut lebende japanische Familie versucht sich mit Gelegeheits- und Teilzeitjobs, sowie der Rente der Großmutter und kleinen Ladendiebstählen über Wasser zu halten. Eines Tages entdeckt der Sohn Shota die obdachlose Yuri, die offenbar misshandelt wurde und nimmt sie mit nach Hause. Trotz der schwierigen finanziellen Situation nimmt die Familie das Mädchen auf, doch Tokios polizei ist bereits auf der Suche nach dem vermissten Kind…
Was ist Familie? Ist Blut dicker als Wasser? Wiegt das Gebären mehr als das Erziehen? All diese Fragen stellt sich Hirokazu Koreeda und erzählt eine kitschfreie aber dennoch emotionale Geschichte ohne Pathos und Romantisierungen über eine Familie die nicht gerade der Norm entspricht. 120 wundervoll erzählte Filmminuten die Systemkritik üben ohne mit der Moralkeule zu schwingen. Der Cannes-Gewinner der „Goldenen Palme“ gilt nicht ohne Grund als einer DER Favoriten für den „Besten fremdprachigen Film“-Oscar in diesem Jahr! Wäre hochverdient!
01 THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI
Im beschaulichen (fiktiven) Städtchen Ebbing wurde die Tochter von Mildred Hayes ermordet aufgefunden. Um nicht an den Verlust zu zerbrechen, kanalisiert sie ihre Ohnmacht indem sie mit den drei Filmtitel gebenden großformatigen Werbetafeln öffentlich die örtliche Polizei für ihr Nichthandeln kritisiert – ein (irrwitziger) Spießrutenlauf beginnt!
Der große Abräumer der letzten Filmpreisverleihungen glänzt mit herausragenden Leistungen vom gesamten Cast, allen vorran Woody Harrelson, Lucas Hedges und den diesjährigen Oscarpreisträgern Frances McDormand und Sam Rockwell. Hier treffen bissige Dialoge auf ungewöhnliche Wendungen und stimmigem Soundtrack. „Three Billboards“ fährt eine Mischung aus Drama und bitterböser Komödie auf, der man sich nur schwer entziehen kann und richtig gute Unterhaltung bietet! Wird ganz sicher Klassikerstatus erreichen und mischt nicht ohne Grund bei nahezu allen Bestenlisten des Jahres oben mit! Klare Empfehlung meinerseits!
Filme, die ich 2018 gesehen habe, aber die Top 30 verpasst haben:
Deadpool 2, Mary Poppins Rückkehr, Wonder Wheel, A Beautiful Day (You were never really here), Stronger, Tully, The Florida Project, Black Panther, Spider-Man: A new Universe, The Rider und Roman J. Israel, esc.
David Kim hackt sich in den Laptop seiner verschwundenen Tochter Margot, um Indizien über ihren Aufenthaltsort zu finden. Er findet heraus, dass sie häufig zum Barbosa See gefahren ist und übermittelt diesen Hinweis an die zuständige Ermittlerin Rosemary Vick. Diese schickt ein Team dort hin, das Margots Wagen samt 2.500 US-Dollar findet. Als David die Aufnahmen vom Tatort anschaut, entdeckt er plötzlich die Jacke seines Bruders Peter in dem Auto seiner Tochter. Hat er etwas mit dem Verschwinden seiner Tochter zu tun?
Je mehr er über seine Tochter ans Tageslicht bringt, desto mehr muss er sich eingestehen, dass sie nicht das perfekte Mädchen war, für das er sie immer gehalten hatte und das sie offenbar keine engeren Freunde hatte. Der Film ist unerwartet spannend bis zum Ende. Die Umsetzung „Searching“ über den Desktop zu erzählen wirkt zwar am Anfang etwas seltsam, funktioniert aber ausgesprochen gut und Debra Messing kann endlich mal zeigen, dass in ihr auch eine gute Drama-Darstellerin steckt.