Old

© Universal Pictures

13 Filme entstanden bis dato unter der Regie des gebürtigen Tamilen „M. Night“ Shyamalan. Während sein frühes Werk „The Sixth Sense“ heute als genredefinierendes Meisterstück gilt, bildete vor allem „Die Legende von Aang“ aus dem Jahr 2010 den absoluten Tiefpunkt seiner Karriere. Nun erschien mit leichter Corona-bedingter Verzögerung sein 14. Opus mit simplen Titel „Old“ und dürfte vor allem aufgrund eines überaus verstörenden Trailers direkt am Veröffentlichungswochenende viele Filmhungrige ins Lichtspielhaus ihres Vertrauens gelockt haben – so auch mich. Das Resultat reiht sich qualitativ zwischen den vorgenannten Produktionen ein, setzt auf Kurzweile, Spannung und visuelle Vorzüge, dennoch hätte auf dem Papier ein weitaus besserer Film über den Kampf ums Überleben im Wettlauf mit der Zeit entstehen können.

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Inmitten der Südsee verschlägt es eine Familie sowie zwei weitere Parteien an eine traumhafte abgelegene Strandbucht, die den Gästen als Geheimtipp angepriesen wird. Die entlegene, idyllische Szenerie mutiert jedoch schnell zum unerklärbaren Alptraum, denn binnen weniger Stunden werden die Besucher einem rapiden Alterungsprozess unterworfen und werden, obwohl einander völlig unbekannt, notgedrungen zu Verbündeten im Kampf gegen eine unbekannte Bedrohung. Über weite Strecken erweist sich das Gebotene nicht nur als extrem spannend, sondern auch als vielfach deutbare Parabel auf die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz und das häufig abrupt vonstattengehende Erwachsenwerden sowie auch als Studie über das Verhalten unter Extrembedingungen. Der krasse Antagonismus zwischen der elegant gefilmten Kulisse der Dominikanischen Republik und den teilweise schwer zu ertragenden Dramen, die sich Knall auf Fall inmitten einer Zwangsgemeinschaft abspielen, wird hierbei zum roten Faden, welcher das Interesse des Publikums am Leben erhält, obwohl Logiklöcher und eine gelegentlich holprige Dialogisierung nicht gänzlich von der Hand zu weisen sind. Dennoch gibt das (bewusst ethnisch divers gehaltene) Schauspielensemble sein Möglichstes – allen voran die Nachwuchsdarsteller – und sorgt für den oft fehlenden Involvierungseffekt. Bedauerlicherweise ist es jedoch der entmystifizierende Schlussakt, der den positiven Eindruck deutlich schmälert und wie eine schablonenhafte Anklage an die humane Pharmaindustrie anmutet.

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Dennoch dürften vor allem Thriller-Fans, die Subtilität bloßem Blutrausch vorziehen, größtenteils auf ihre Kosten kommen. Speziell die Arbeit des Kamerateams und der Maskenbildner sind dabei zu loben, weswegen sich „Old“ trotz des unbefriedigenden Endes insgesamt als solide, ambitionierte Kinokost entpuppt, die zwar vermutlich nicht ewig im Gedächtnis bleiben wird, aber zumindest unterhält und in Teilen sogar zum Nachdenken anzuregen imstande ist.

USA 2021 – 108 Minuten
Regie: M. Night Shyamalan
Genre: Thriller / Horror / Mystery
Darsteller: Gael García Bernal, Vicky Krieps, Rufus Sewell, Alex Wolff, Emun Elliott, Nolan River, Luca Faustino Rodriguez, Thomasin McKenzie, Embeth Davidtz. Alexa Swinton, Abbey Lee, Nikki Amuka-Bird, Ken Leung, Eliza Scanlen, Aaron Pierre
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