Gegen Kriegsende wirft die japanische Armee dem Feind alles entgegen, um doch noch den Sieg zu erringen. Der Kamikaze-Pilot Koichi Shikishima (Ryunosuke Kamiki) gibt vor, einen Motorschaden an seiner Maschine zu haben und landet auf der Insel Odo. Der Mechaniker Sosaku Tachibana (Munetaka Aoki) scheint seiner Lüge auf die Schliche zu kommen, als auf einmal der kleine Stützpunkt von einer riesigen, dinosaurierartigen Kreatur angegriffen wird. Wegen des Maschinengewehrs an seinem Flugzeug soll Shikishima das Schlimmste verhindern, jedoch zögert er und es kommt zu einem Massaker, bei dem er und Tachibana nur durch Glück entkommen können. Schwer traumatisiert kehrt Koichi nach Tokio zurück, wo er einen zerbombte Stadt vorfindet und Menschen, die ihn wegen seiner Feigheit verachten. In Noriko (Minami Hamabe) findet er eine Gefährtin, mit der er zusammen ein Baby versorgt, was sie in einem der vielen zerbombten Häuser gefunden haben. Mit der Zeit bauen sie sich ein neues Zuhause auf und Koichi findet sogar eine Arbeit auf einem Minensuchschiff, und wird schon bald zum festen Bestandteil der Crew…
Nach einer ganzen Reihe zerstörter Militärschiffe vor der Küste Japans wird die Crew um Shikishima ausgesandt, um den Gerücht auf den Grund zu gehen, ein großes Monster sei für die Zwischenfälle verantwortlich. Als die Kreatur tatsächlich erscheint, erkennt Koichi das Monster, das ihn auf der Insel Odo schon einmal angegriffen hat, wobei es dieses Mal wesentlich größer ist. Hilflos müssen sie zusehen, wie sich das Monster, das den Namen Godzilla erhält, gen Tokio aufmacht und eine Schneise der Zerstörung nach sich zieht. Da das Militär nicht helfen kann und man einen internationalen Zwischenfall vermeiden will, sind die Bürger auf sich allein gestellt in einem Kampf gegen einen übermächtigen Feind.
Zweimal kam Regisseur Takashi Yamazaki bereits mit Godzilla in Berührung. Zum ersten Mal, als er die berühmte Riesenechse per CGI in seinem Film Always: Sunset on Third Street 2 zeigte und das andere Mal während seiner Arbeit an Godzilla: The Ride, einer Fahrattraktion in einem japanischen Vergnügungspark. Nun hat er einen Film gemacht, der Godzilla im Zentrum hat. Aber nicht irgendeine X-beliebige Neuauflage; mit Godzilla Minus One wollte er auch zurück an die Wurzeln der Geschichte des berühmten Kaiju. Vor dem Hintergrund eines durch den Zweiten Weltkrieg zerstörten und demoralisierten Japans kehrt mit Godzilla eine Bedrohung in das Land, der man nun Herr werden muss, ohne sich auf die Hilfe des Militärs oder anderer Länder zu verlassen. Zugleich ist Godzilla Minus One eine Verneigung vor Ishiro Hondas Original, ohne aber an dieses heranzukommen. Allerdings ein deutliches Qualitätsplus gegenüber dem Emmerich-Werk darstellt.
Seitdem durch das Monsterverse ein erneutes Interesse an Godzilla vorhanden ist, sind auch japanische Produktionsfirmen eifrig dabei, neue Geschichten um den beliebten Kaiju zu entwerfen, wie man bereits 2016 mit Shin Godzilla gesehen hat. Während dieser Film jedoch mehr auf Action Wert legte, ist Godzilla Minus One deutlich näher am Original angelegt und hat sehr viele dramatische Elemente. Anhand der Geschichte des Piloten Shikishima erzählt Yamazaki von einem vor allem psychologisch zerstörten Japan, was an der Schande leidet, versagt zu haben und ohnmächtig mitansehen musste, wie das Chaos und die Gewalt zunahm. Von daher sollte man sich nicht wundern, wenn Godzilla erst einmal lange nicht in Erscheinung tritt, denn Godzilla Minus One konzentriert sich zunächst einmal auf seinen Hauptcharakter, wie dieser mit seiner Schuld umgeht und wie er langsam aber sich Fuß fasst in der japanischen Nachkriegsgesellschaft. Das Schicksal des Einzelnen wird als Metapher für eine ganze Kultur verstanden, die Zuversicht und Kampfgeist erst wieder lernen muss, doch die es versäumt hat, aus den letzten Jahren im Krieg zu lernen. Insbesondere die Darstellung Ryunosuke Kamikis ist zu loben, der die Zerrissenheit eines Menschen zeigt, der mit seiner Schuld angesichts eines Moments der Unsicherheit und der Angst hadert.
Im zweiten Teil des Film kommt es dann zum Angriff Godzilla, der für einige Schaueffekte sorgt. Der Fokus auf Figurenentwicklung macht sich spätestens dann bezahlt, wenn man als Zuschauer mit diesen fiebert angesichts des Ausmaßes an Zerstörung bei Godzillas Angriff. Die Echse wirkt im Vergleich zu vorherigen Auftritten deutlich grimmiger und wütender, wie eine unkontrollierbare Naturgewalt, was die Filmmusik Naoki Satos noch zusätzlich betont. Über den Plan, den man letztlich ersonnen hat, um Godzilla zu stoppen, sollte man nicht allzu lange nachdenken. Dafür lohnt sich ein Blick darauf, wie Yamazakis Drehbuch den Fokus auf den Tod innerhalb der Kultur seiner Heimat in den Mittelpunkt der Handlung rückt, was zu einigen recht interessanten Dialogen führt. Wirklich kritisch wird dies nur an der Oberfläche, nutzt er diese thematischen Nebenschauplätze um einen Twist ins Melodramatische herbeizuführen. Ob dies nun notwendig getan hat, soll jeder für sich am Besten selber beantworten.
Fazit: „Godzilla Minus One“ ist eine gelungene Neuauflage rund um die bekannte Riesenechse, bei dem die Macher Action und Drama miteinander vermischen. Takashi Yamazaki behandelt für die japanische Gesellschaft provokante Themen. Schauspielerisch und in anderer Hinsicht stimmt vieles in Godzilla Minus One, jedoch so etwas richtig Neues kann auch dieser Teil hinzufügen. Den riesigen Vorschusslorbeeren in sämtlichen Filmforen wird er demnach meines Erachtens nicht ganz gerecht! Die Effekte jedoch sind für das geringe Budget richtig stark, hoffe aber dennoch auf einen Sieg von The Creator!