25 Jahre diente Ludvig Kahlen (Mads Mikkelsen) als Soldat seinem Heimatland Dänemark. Doch damit ist nun Schluss, ein neuer Lebensabschnitt soll beginnen. Er hat auch schon eine Vorstellung davon, wie diese aussehen könnte: Er will sich auf der wilden Heide Jütlands niederlassen, deren raue Natur bislang die Menschen abgeschreckt hat. Tatsächlich erhält er die notwendige Genehmigung und will sich bald an die Arbeit machen. Doch dabei hat er die Rechnung ohne den Gutsherrn Frederik De Schinkel (Simon Bennebjerg) gemacht, der selbst Ansprüche auf das Land hegt. In Folge geraten die beiden Männer immer wieder aneinander, De Schinkel nutzt jedes ihm zur Verfügung stehende Mittel, um den Neuankömmling an seinem Plan zu hindern – doch der lässt sich nicht so leicht abbringen…
Ein bislang ungenutztes, naturbelassenes Land zu besiedeln, das ist heutzutage natürlich ein schwieriges Thema. Ob es nun die Zerstörung der Natur ist oder die zahlreichen Verbrechen, die im Rahmen der Kolonisierung begangen wurden: Es gibt viele Gründe, weshalb ein solches Konzept inzwischen negativ beladen ist. Und doch geht noch immer eine gewisse Faszination davon aus, wie der Mensch widrigsten Bedingungen trotzt und aus allem ein Zuhause machen kann. Zumindest teilweise spielt auch der Film King’s Land mit dieser Faszination. Die Heide, welche der Protagonist zu besiedeln gedenkt, hat bislang noch allen Versuchen getrotzt. Nur mit großer Mühe und harter Arbeit gelingt es ihm, sich niederzulassen und dem Boden neues Leben zu entlocken.
Die Naturaufnahmen sind dann auch ein guter Grund, warum man sich den Film anschauen kann. Ein weiterer ist die Besetzung: Mads Mikkelsen, der schon mit Michael Kohlhaas oder The Salvation – Spur der Vergeltung Erfahrungen mit Western in historischen Settings gesammelt hat, zeigt sich in King’s Land mal wieder in seinem Element. Sein Kahlen ist ein stoischer Mensch, der über einen starken Willen verfügt und sich so leicht niemandem unterwirft. Einer, der auch Regeln nicht ungefragt übernimmt. Das heißt aber nicht, dass er völlig unabhängig ist. So sehnt er sich nach Anerkennung, will unbedingt einen Titel vom König bekommen. Zu dem Zweck ist er auch zu vielem bereit, die Umsetzung seines Ziels ist ihm vieles wert, anfangs zumindest.
Das Ergebnis ist ein wohltuend ambivalenter Protagonist. So demonstriert der Mann durchaus immer wieder Mitgefühl, gerade auch den Ausgestoßenen gegenüber. Er ist aber kein reiner Held, wie man ihn in klassischen Western zu sehen bekam. Dafür machte es sich King’s Land beim Antagonisten sehr einfach. Beim Gegenspieler hätte man sich auch mehr Ambivalenz gewünscht zugegeben, aber Simon Bennebjerg spielt De Schinkel als ein derart verabscheuungswürdigen Menschen, dass es auch Spaß macht ihn richtig zu hassen. Nur, dass eben automatisch Kahlen zum Guten gemacht wird – oder zumindest zum Besseren – sollte nicht unerwähnt bleiben.
Aber das ist meckern auf sehr hohem Niveau, denn insgesamt ist dieses Historiendrama, welches Elemente vom Western und Rachethriller vereint, überaus sehenswert geworden. Die düstere Atmosphäre, eingefangen von einer herausragenden Kamerarbeit und Sounddesign, sowie den intensiven schauspielerischen Leistungen sorgen dafür das King’s Land schon Eindruck hinterlässt, wenn der anfangs so harmlose Wunsch nach einem eigenen Land dazu führt, dass die Ereignisse immer weiter eskalieren. Ausgesprochen spannend und aufwühlend, was Regisseur Nikolaj Arcel, bekannt für seine Arbeiten zu Die Königin und der Leibarzt und Vergeltung), aus dem Stoff herausholt. Dabei wird dann auch niemand geschont: Das Duell zwischen den beiden grundverschiedenen, aber gleichermaßen unbeirrbaren Männer fordert immer mehr Opfer. Am Ende mag das Land zwar besiedelt sein, doch der Preis hierfür war hoch – sehr sehr hoch. Neben den gesellschaftlichen Aspekten wie Klassenkampf und Diskriminierung kommt also auch noch klassisches Genrekino hinzu und ein Mikkelson, der absolutem Königsklassen-Niveau agiert. Ein absoluter Geheimtipp!
Fazit: King’s Land erzählt von einem Mann aus einfacher Herkunft, der ein unberührtes Land besiedeln möchte und damit einem Gutsherrn in die Quere kommt. Das beginnt gemächlich, geht später aber richtig zur Sache. Dabei gibt es nicht nur gesellschaftliche Themen, sondern auch klassische Spannung. Nur den arg stereotypen Gegenspieler kann man kritisieren, wenn man es denn unbedingt möchte.