King Richard

© Warner Bros. Pictures

Neben „Belfast“ erlebte in Gestalt von „King Richard“ in der vergangenen Woche ein weiterer Film mit multiplen Oscarnominierungen seinen deutschen Kinostart. Im Gegensatz zu anderen Filmbiografien im Sportmilieu wie beispielsweise dem wenig fesselnden „Le Mans 66“ überrascht „King Richard“ jedoch durchaus positiv und setzt den beiden, aus bodenständigen Verhältnissen stammenden Williams-Schwestern Venus und Serena, die in ihrer Laufbahn zusammen addiert 30 (!) Grand-Slam-Titel im internationalen Tennissport erringen sollten, ein würdiges und zugleich unterhaltsames Denkmal.

© Warner Bros. Pictures

Die Wahl des Fokus auf das männliche Familienoberhaupt mit ambitioniertem, aber klotzigem, fast schon beratungsresistentem Charakter erweist sich als ergiebig, dennoch agieren die Hauptfiguren fortwährend auf Augenhöhe, denn allen wird viel Raum zur Entfaltung eingeräumt. Getragen von einer starken, in mehreren Momenten sogar herausragenden Performance von Will Smith, der überdies auch als Koproduzent fungierte und nun im dritten Anlauf Kurs auf den Oscar als „Bester Hauptdarsteller“ nimmt, folgt man dem Gesehenen stets mit Neugier. Auch seiner Filmgattin, gespielt von Aunjanue Ellis werden zwei goldene, hochemotionale Szenen zugestanden. Insbesondere die Darbietung der erst 16-jährigen Saniyya Sidney, die im Vorfeld monatelang Tennistraining nehmen musste, um Venus glaubhaft verkörpern zu können, ist ebenfalls von magnetisierendem Naturell. Die Nebenrollen abseits der Familie Williams sind bedauerlicherweise nicht allzu stark besetzt worden. Auch wenn zweieinhalb Stunden aufgrund der darstellerischen Güte schnell vorüberziehen, sind gewisse inhaltliche Redundanzen nicht von der Hand zu weisen und ein paar Kürzungen hätten dann und wann gutgetan, was wohl auch der Unerfahrenheit des Regisseurs zuschulden ist, der erst seinen zweiten Spielfilm inszenierte. Dennoch überzeugt das Ergebnis insbesondere aufgrund seiner gegenwartsrelevanten Dialoge und handwerklicher Raffinesse. Die Illustrierung eines gelingenden „American Dream“ am autobiographischen Exempel erfindet das Rad zwar in Summe nicht gänzlich neu, doch vor allem die gekonnte Verschmelzung von amüsanten und tragischen Momenten entschädigt dafür. Mit „King Richard“ ist in Summe ein überaus souveränes Biopic entstanden, das den Karrierebeginn zweier wegbereitender Sportlerinnen würdig, informativ & unterhaltsam bebildert und mit Sicherheit nicht nur Tennisfans ansprechen dürfte.

USA 2021 – 145 Minuten
Regie: Reinaldo Marcus Green
Genre: Drama / Biographie / Sportfilm
Darsteller: Will Smith, Saniyya Sidney, Demi Singleton, Jon Bernthal, Tony Goldwyn, Dylan McDermott, Aunjanue Ellis, Susie Abromeit, Noah Bean, Hannah Barefoot, Judith Chapman
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