Es läuft nicht mehr wirklich bei dem Late-Night-Host Jack Delroy (David Dastmalchian). Nicht nur, dass er nach wie vor unter dem Tod seiner Frau Madeleine leidet, die vor einiger Zeit ihrer Krankheit erlegen ist. Auch seine Show lief schon mal besser, er braucht dringend wieder einen Hit. Und so hat er sich für die Halloween-Ausgabe etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Seine Gäste kommen alle aus dem paranormalen Umfeld. Da ist das selbsternannte Medium Christou (Fayssal Bazzi), das Kontakt zu den Toten aufnehmen will. Der Skeptiker Carmichael Haig (Ian Bliss) will hingegen beweisen, dass das alles Humbug ist. Aber auch die bekannte Parapsychologin June Ross-Mitchell (Laura Gordon) ist dabei, gemeinsam mit Lilly D’Abo (Ingrid Torelli), die als Einzige einen Massenselbstmord bei einem satanischen Kult überlebt hat…
Ob es so etwas wie Dämonen oder Teufel gibt, darüber kann man sich streiten. Zumindest das Horrorgenre wäre ohne sie aber sehr viel ärmer. Kein übernatürliches Wesen dürfte ähnlich oft in Filmen und Serien zum Einsatz kommen. Gerade auch das Motiv der Besessenheit wird gern verwendet. Dann und wann schafft es ein solcher Film auch noch ins Kino, letztes Jahr etwa bei Der Exorzist: Bekenntnis. Vor allem aber im Direct-to-Video-Bereich gibt es unzählige Beiträge, dass bei jedem Neuen die Frage aufgeworfen wird, ob es da noch Geschichten zu erzählen gibt, die man bislang nicht kannte oder zumindest neue Ansätze?
Bei Late Night with the Devil darf man dies aber auf jeden Fall bejahen. Der Film hebt sich auf jeden Fall wohltuend von den meisten okkulten Horrortiteln ab. Das hängt auch mit dem Setting zusammen. Nahezu die komplette Geschichte spielt in dem Fernsehstudio, wo die Show gedreht wird. Hier wird niemand ans Bett gefesselt, es gibt keine Ausflüge in Kirchen oder dunkle Keller. Stattdessen sehen wir hier einen Sitzkreis vor einem Publikum. Das klingt erst einmal weder aufregend noch abwechslungsreich, aber wer ne halbe Stunde Geduld mitbringt wird eines besseren belehrt werden. Manche werden sich bis dahin aber fragen, ob das überhaupt ein Horrorfilm ist, worüber man auch nach Ende geteilter Meinung sein kann.
Etwas passender wäre es dann wohl auch, von einer Mischung aus Horror und Satire zu sprechen. So nehmen die Brüder Colin und Cameron Cairnes, die gemeinsam Regie führten und das Drehbuch schrieben, besonders das Showgeschäft aufs Korn. Zu dem Zweck blickt Late Night with the Devil auch hinter die Kulissen. Teilweise wird so getan, als wäre das hier ein Found-Footage-Beitrag, wenn die Aufnahmen der Show Jahrzehnte später mit dem Publikum geteilt werden. Dazu gehören auch ein Prolog, der mehr über den Protagonisten erzählt. Es finden sich also auch Mockumentaryanteile in dem Werk. Neben einer herausragenden Performance von David Dastmalchian, der hier beweist, dass er auf seinen Schultern einen ganzen Film tragen kann, sollte man auch die Ausstattung, welche eine ansprechende 70er Jahre Atmosphäre verbreitet, positiv erwähnen.
Überhaupt ist der Film sehr stimmungsvoll geworden. Das gilt auch für den späteren Verlauf, wenn nach langen Diskussionen doch noch die Situation eskaliert und der Wahnsinn um sich greift. Late Night with the Devil lässt dabei auch offen, was nun real und was eingebildet ist, passend zu den Gästen, die das ganze Spektrum der paranormalen Beschäftigung abdecken. Künstliche Spannungsbögen sind hier allerdings Fehlanzeige. Wer so etwas braucht, sollte sich dann vielleicht doch eher an die traditionelleren Genrevertreter halten. Unheimlich, gar verstörend, wird es aber schon. Und eben sehenswert: Der nicht mehr ganz so geheime Geheimtipp ist nach zahlreichenden enttäuschenden Titeln wie Imaginary mal wieder ein Horrorfilm, dessen Besuch im Kino sich tatsächlich lohnt.
Fazit: Late Night with the Devil ist tatsächlich ist ein sehr sehenswerter Genrebeitrag. Die Geschichte um eine Halloween Late Show, die zunehmend außer Kontrolle gerät, bietet zwar nicht Nonstop-Spannung, aber die Mischung aus einer zunehmend alptraumhaften Stimmung und satirischen Spitzen gegen die Unterhaltungsindustrie geht aber auf und wird durch die tolle Ausstattung unterstützt und einem herausragendem Hauptdarsteller getragen.