Wicked- Teil 1

Cynthia Erivo als Elphaba und Ariana Grande als Glinda in WICKED
Universal Pictures

Wir befinden uns im zauberhaften Land von Oz, alle feiern ausgelassen den Tod der bösen Hexe des Westens, Elphaba (Cynthia Erivo). Doch Glinda die Gute (Ariana Grande) – ihre Gegenspielerin – scheint nicht ganz so glücklich darüber wie die Manschkins und anderen Ozianer. Es wird offenbart, dass die beiden gemeinsam auf die berühmte Glizz-Universität gingen und dort nach einer Weile zu besten Freundinnen wurden. Wie konnte es zu einem derart eklatanten Auseinanderfallen kommen? Sind die Bösen von den Guten vielleicht doch nicht ganz so einfach zu unterscheiden?

Die Geschichte Der Zauberer von Oz mit dem Mädchen Dorothy, ihrem Hund Toto, dem feigen Löwen, der Vogelscheuche, die gern Verstand, und dem Blechmann, der gern ein Herz hätte, ist den meisten Menschen geläufig. Sei es direkt durch den Roman von L. Frank Baum oder einer der zahlreichen Filmadaptionen, darunter nicht zuletzt die ikonische Verfilmung von 1939, die durch die neue Technicolor-Technik ebenso bestach wie durch die Besetzung der berühmten Sängerin Judy Garland als Dorothy.

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Universal Pictures

Um all diese wohlvertrauten Charaktere geht es in Wicked jedoch nicht. Denn in den 90er Jahren hatte Autor Gregory Maguire den famosen Einfall, die berühmte Erzählung aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten: Dem der bösen Hexe des Westens. Und es funktionierte: Das Buch wurde zum Erfolg und nach einigen Jahren für den Broadway als Musical adaptiert, das es zu einer treuen Gefolgschaft an Fans brachte, die auch heute noch begeistert die Theatersäle füllen und nun ist das Filmmusical da.

Universal Pictures ließ sich wahrlich nicht lumpen und hat geschätzte 150 Millionen Dollar für die Produktion unter der Regie von Jon M. Chu (Crazy Rich, The Heights) springen lassen. Und das merkt man: Von den tatsächlichen Aufbau jedes einzelnen Sets bis hin zu detaillierten Stickereien auf den Kostümen. Dabei steckt so viel Handarbeit und Liebe für das ganze Oz-Universum, dass es definitiv Oscars für die „Ausstattung“ und „Kostüme“ geben wird, aber damit sind wir auch schon fast am Ende, denn ansonsten ist an dieser Musicalverfilmung nichts Oscarwürdiges. Ich mag Ariana Grande, aber den Oscarhype kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen und eine Nebenrolle ist sie schon mal gar nicht. Es war in ihrem Spiel rein gar nichts herausragendes zu erkennen und selbst ihre Tonlagen waren oft viel zu hoch. Im Gegensatz dazu Cynthia Erivo, die sehr gut in die Rolle passt und auch die wesentlich angenehmere Stimmfarbe hat.

Wicked' Is the Film We All Need Right Now | Counter Arts
Universal Pictures

Was aber noch viel eklatanter ist, ist die viel zu lange Lauflänge. Die erste Stunde passiert fast nichts und auch der Rest wirkt komplett belanglos. Ich kannte das Musical schon vorher und fand die Songs damals eher Mittelmaß, austauschbar und inhaltlich sehr dünn. Imgrunde gibt es nur eine Ausnahme und das ist der grandiose Endsong „Frei und schwerelos“ (im Original „Gravity“). Die letzte 20 Minuten kann ich uneingeschränkt empfehlen, aber die 140 endlos ziehenden Minuten davor sind es eigentlich nicht wert sich diese Bonbonfarbende klebende Schmonzette zu geben. Wer ein wirklich starkes Musical, wo nahezu jeder Song eine Message hat, sollte sich lieber den mit 5 europäischen Filmpreisen (Inkl. Bestem Film, beste Regie und Beste Hauptdarstellerin) prämierten Emilia Pérez geben, der ist (bis auf Ausstattung und Kostüme) in jeglichen Belangen deeeutlich besser!

Fazit: Die niedrigen Erwartungen wurden noch deutlich unterboten. An dieser nichtssagenden und völlig belanglosen Musical-Adaption eines grandiosen Klassikers ist bis auf den starken Schlussakt einfach alles grün.  Und das Schlimme, das Teil geht Dezember 2025 weiter. Rund 5-5,5 Stunden Wicked, sorry, dass hat es einfach nicht gebraucht. Greift lieber zu den zahlreichen Klassikern, die wirklich was zu erzählen haben und eine gute Zeit bescheren, anstelle diesen Woke-Mist eine Bühne zu geben.

USA 2024 – 164 Minuten Regie: Jon M. Chu / Genre: Musical / Darsteller: Cynthia Erivo, Ariana Grande, Michelle Yeoh, Jeff Goldblum, Jonathan Bailey, Ethan Slater, Marissa Bode, Andy Nyman, Bowen Yang, uva.
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