Mein „Best Picture“ Ranking 2024/2025

Oscar nominated movies 2025: How to watch the 10 best picture nominees before the 97th Academy Awards on ABC and Hulu - 6abc Philadelphia

Die Oscarverleihung steht in den Startlöchern und Anora  geht als leichter Frontrunner ins Rennen, doch auch The Brutalist und Conclave werden Chancen ausgerechnet den Hauptpreis zu ergattern, vor allem angesichts des „Preferential Ballots“, in dem die Academy Mitglieder alle 10 nominierten Filmen ranken. Dies kann vor allem kontroverseren Filmen zum Nachteil werden, auch wenn in den letzten 10 Jahren sich oftmals diese am Ende doch durchgesetzt haben, siehe Parasite oder Everything Everywhere all at Once.

Ich habe vorab bis auf eine Ausnahme (Für immer hier bzw. unter dem internationalen Titel I´m still here besser bekannt, startet erst ab dem 13.03. in den Kinos) alle nominierten Filme in der Königskategorie gesichtet und stelle fest, dass dieses Jahr die meisten Filme ihren Platz als „Bester Film“ verdient haben. Doch in welcher Reihenfolge? Für mein Ranking versuche ich möglichst viele Faktoren mit einzubeziehen – nicht nur den eigenen Geschmack, obwohl bei solchen Listen natürlich auch subjektive Anteile mitschwingen. „Bester Film“ ist für mich bsp. die Zusammenführung von Inszenierung, mitsamt aller akustischer und visueller Mittel, schauspielerischen Leistungen, Drehbuch und auch Zeitgeist.

Im Anschluss würde ich mich freuen, wenn ihr Euer Ranking und Eure Gedanken im Kommentarfeld posten würdet! Ich bin mir fast sicher, dass Eure Listen teilweise ganz anders aussehen – nur Mut! Ich habe mir die Entscheidungen nicht leicht gemacht und hoffe gut abgewogen zu haben! Unterhaltsam sind alle 10 nominierten Werke für mich – einen richtigen Stinker konnte ich nicht ausmachen, allerdings ist vor allem einer unter meinen Erwartungen geblieben und ich hätte diesen definitiv mit dem wunderbaren Sing Sing ersetzt, aber im Großen und Ganzen eine gute Auswahl liebe Academy, aber nun genug der langen Eröffnungsworte, let´s go!

09 WICKED Wicked Filmplakat Kinoplakat Kinoposter Plakat A1 Deko Dekoration - Bild 1 von 1

Die Geschichte Der Zauberer von Oz mit dem Mädchen Dorothy, ihrem Hund Toto, dem feigen Löwen, der Vogelscheuche, die gern Verstand, und dem Blechmann, der gern ein Herz hätte, ist den meisten Menschen geläufig und wurde in den 90er Jahren aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten: Dem der bösen Hexe des Westens. Und es funktionierte: Das Buch wurde zum Erfolg und nach einigen Jahren für den Broadway als Musical adaptiert, das es zu einer treuen Gefolgschaft an Fans brachte, die auch heute noch begeistert die Theatersäle füllen.

Leider bin ich keiner von ihnen, denn obwohl ich Musicals liebe, hat mir diese Adaption des Klassikers noch nie gefallen, zu belanglos sind die Songs, von „Devine Gravity“ mal abgesehen. Entsprechend niedrig waren die Erwartungen, die aber noch deutlich unterboten wurden. An dieser nichtssagenden und völlig belanglosen Musical-Adaption ist bis auf den starken Schlussakt einfach alles grün.  Und das Schlimme, das Teil geht Dezember 2025 weiter. Rund 5-5,5 Stunden Wicked, sorry, dass braucht es einfach nicht.


08 NICKEL BOYS Nickel Boys (2024) - IMDb

Die Geschichte einer Freundschaft zweier junger Afroamerikaner, die sich in den 1960er Jahren in einer berüchtigten Besserungsanstalt in Florida wiederfinden. Gemeinsam kämpfen sie gegen die brutalen Misshandlungen und Ungerechtigkeiten, denen sie in dieser korrumpierten Institution ausgesetzt sind. Ihre enge Verbindung wird zum einzigen Halt in einer Welt voller Gewalt und Verzweiflung, während sie versuchen, die erschütternden Prüfungen zu überstehen…

Die Verfilmung von Colson Whiteheads 2019 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetem Roman „The Nickel Boys“ besticht durch eine außergewöhnliche Inszenierung, die man entweder feiert oder nicht, da die Kamera jeweils aus der Sicht der beiden Protagonisten die Geschehnisse zeigt. Ansonsten ist RaMell, der sonst als Dokumentarfilmer sich einen Namen gemacht hat und bereits für eines seiner Arbeiten Oscar nominiert war, sehr ambitioniert und liefert ein vielseitiges Gesellschaftsportrait ab. Könnte bei einer Zeitsichtung definitiv noch höher platziert sein. Ich lasse es euch wissen!


07 KONKLAVE Konklave Conclave

Der Papst ist tot, lange lebe der Papst! Als der Papst stirbt, wird Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) mit der Aufgabe betraut, die anstehende Konklave als Dekan zu leiten, bei dem der nächste Papst bestimmt werden soll. Zu diesem Zweck kommen die Kardinäle aus aller Welt zusammen, um in geheimen Abstimmungen den geeigneten Kandidaten zu wählen. Dabei ist die Bandbreite groß. Während die Reformer auf Bellini (Stanley Tucci) setzen, konkurrieren Tedesco (Sergio Castellitto) und Adeyemi (Lucian Msamati) um die Stimmen der konservativen Geistlichen. Aber auch Tremblay (John Lithgow) werden gute Chancen eingeräumt, der eine Zwischenposition einnimmt – wäre da nicht ein seltsames Gerücht, das die Runde macht. Und während Lawrence noch überlegt, was das Richtige wäre, taucht auf einmal Benitez (Carlos Diehz) auf, den niemand kennt, aber als Kardinal in Afghanistan tätig sein soll…

Konklave erzählt von den Machtkämpfen und Intrigen der Kardinäle, die den nächsten Papst wählen sollen. Das hat nicht wirklich viel Tiefgang, ist an manchen Stellen auch gnadenlos überzogen und der Schlussakt ist totaler Käse. Aber es macht doch Spaß, bei diesem schmutzigen Wettstreit zuzusehen, auch weil Ensemble und Setting viel fürs Auge bieten und Edward Berger einfach weiß wie man Filme in Szene setzt. Insgesamt war aber dann noch mehr drin!

 


06 THE SUBSTANCE

Früher einmal, da war Elisabeth Sparkle (Demi Moore) eine gefragte Schauspielerin, wurde mit einem Oscar gewürdigt, erhielt auch einen eigenen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Doch davon ist nicht viel geblieben, ihre Filmkarriere ist schon seit einer ganzen Weile vorbei. Immerhin, mit ihrer eigenen Fitness-Fernsehsendung hat sie ein großes Publikum erreicht. Ihre Show hat über die Jahre hinweg treue Fans gewonnen. Dennoch, für ihren Chef Harvey (Dennis Quaid) ist es an der höchsten Zeit, dass das Zugpferd gegen ein jüngeres, frischeres Exemplar ausgetauscht wird. Eine blutjunge, knackige Frau, mit der auch ein männliches Publikum angesprochen wird, das braucht es. Für Elisabeth bricht eine Welt zusammen, als sie von dieser Entscheidung hört. Und so lässt sie sich auf das Angebot ein, eine mysteriöse Substanz zu sich zu nehmen, durch die sie wieder jung wird. Tatsächlich, kurze Zeit später wird aus ihr die schlanke Mittzwanzigerin Sue (Margaret Qualley). Die Sache hat nur einen Haken: Beide müssen sich die Zeit teilen. Und Sue hat keine große Lust aufs Teilen…

The Substance kombiniert Body Horror mit Showgeschäftsatire, wenn eine kriselnde Ex-Schauspielerin dem Jugendwahn zuliebe Grenzen überschreitet. Das ist in vielerlei Hinsicht exzessiv, mal im positiven, mal im negativen Sinn. Doch auch wenn dem Genremix zum Ende hin deutlich die Luft ausgeht, ist er doch ein Ereignis, an dem man kaum vorbeikommt! Demi Moore wurde jüngst mit mehreren Filmpreisen als „Beste Darstellerin“ geehrt. Ob es auch für den Oscar reicht wird sich Sonntag zeigen!


05 A COMPLETE UNKNOWN Like a Complete Unknown

Mit zehn Dollar in der Tasche, einer Gitarre und einem Traum kommt Robert “Bobby” Dylan (Timothée Chalamet) 1961 nach New York. Er besucht eines seiner Idole, Woody Guthrie (Scoot McNairy), im Krankenhaus und lernt dort zufällig auch Pete Seeger (Edward Norton) kennen. Pete bietet dem jungen Bob Dylan nicht nur eine Unterkunft während seines Aufenthalts in New York, sondern erkennt auch sofort dessen außergewöhnliches musikalisches Talent. Nach einigen Auftritten in New Yorker Underground-Bars erregt Dylan die Aufmerksamkeit von Kollegen und Produzenten. Spätestens durch seinen ersten Auftritt beim Newport Folk Festival nimmt seine Karriere Fahrt auf…

Mit „Like A Complete Unknown“ inszeniert James Mangold eine der visuell und auditiv ansprechendsten Musikbiografien der letzten Jahre. Timothée Chalamet besticht in der Rolle des Bob Dylan durch eine oscarreifen Performance. Aber auch Monica Barbaro, Edward Norton und Boyd Holbrook (als Johnny Cash!) liefern richtig stark ab!  Anstelle ein 08/15-Musik-Biopic abzudrehen stellt Mangold die Songs in den Vordergrund, welches metaphorisch den gesellschaftlichen Wandel sehr gut widerspiegelt und obendrein von Kameramann Phedon Papamichael wunderschön bebildert wird. Hab ich nach all den mittelmäßigen Musik-Biopics der letzten Jahre so nicht kommen sehen!


04 THE BRUTALIST Der Brutalist

1947 – Der Architekt László Tóth (Adrien Brody) flieht aus dem Europa der Nachkriegszeit in die Vereinigten Staaten von Amerika. Wie so viele andere Immigranten träumt er den Amerikanischen Traum und hofft, sich und seiner Familie in den USA ein neues Leben aufzubauen. Allerdings fällt es ihm schwer, Fuß zu fassen. Obwohl er studierter Architekt ist, hält er sich gerade so mit einem Job als Bauarbeiter über Wasser. Doch sein Schicksal beginnt sich zu wenden, als der Industrietycoon Harrison Van Buren (Guy Pearce) ihn damit beauftragt, ein Mammutprojekt im Stil des Brutalismus umzusetzen. Diese einzigartige Chance entwickelt sich zum größten Projekt seiner Karriere, setzt ihn und seine kleine Familie aber gleichzeitig massiv unter Druck…

Wer sich von der fast vierstündigen Laufzeit nicht abschrecken lässt, wird mit einem amerikanischen Epos der Extraklasse belohnt. Mit „Der Brutalist“ liefert Brady Corbet ein eindrucksvolles Period Piece im Stil des New Hollywood. Anhand des fiktive Leben László Tóths erhalten die Zuschauer einen intensiven Einblick in den Amerikanischen Traum der Nachkriegszeit – getragen von Adrien Brodys schauspielerischer Höchstleistung. Aber auch Guy Pearce und Felicity Jones zeigen hier ihre ganze Klasse und empfehlen sich ebenso wie die herausragende Kamerarbeit und der grandiose Filmmusik für die Oscars.


03 DUNE 2 Dune Part Two

Seit dem verheerenden Angriff auf das Haus Atreides, bei dem auch dessen Oberhaupt gestorben ist, sind dessen Sohn Paul (Timothée Chalamet) und Mutter Jessica (Rebecca Ferguson) auf der Flucht. Eigentlich hätten sie die Kontrolle über den Planeten Arrakis übernehmen und den Abbau von Spice überwachen sollen. Stattdessen schweben sie in Lebensgefahr. Zu ihrem Glück werden sie jedoch bei dem einheimischen Volk der Fremen aufgenommen. Während Paul sich dem Kampf gegen die Unterdrücker anschließt, soll Jessica die Rolle der im Sterben liegenden ehrwürdigen Mutter übernehmen. Aber auch Paul selbst wird verehrt, als gemunkelt wird, er wäre der Messias aus der alten Legende. Die Einheimische Chani (Zendaya), die Gefühle für ihn entwickelt hat, zweifelt daran, hat insgesamt nicht viel für den alten Glauben übrig, muss aber hilflos zusehen, wie sich die Religion immer weiter ausbreitet. Während sie noch nach einem weg suchen, die Harkonnen zu vertreiben, schmiedet die Gegenseite längst an neuen Plänen…

Die Erwartungen an Dune: Part Two waren gigantisch. Die Gestaltung der Welt ist wieder gigantisch, die Einblicke in die fremde Kultur sind spannend und der religiöse Faktor lässt es einen mehrfach eiskalt den Rücken hinunterlaufen. Gibt zwar Kleinigkeiten, wie die sehr seltenen und kurzen Action und die von Austin Butler verkörperte psychopathische Figur ohne jegliche Kontur, aber ansonsten handelt es bei Dune 2 um einen Film, der definitiv als Klassiker in die analen der Filmgeschichte eingehen wird, dass man darüber hinweg sehen kann, aber kein unanfechtbares Meisterwerk macht, wie ihn viele sehen.


02 EMILIA PÈREZ Capitol Kino : Emilia Perez

Als Anwältin hat Rita (Zoe Saldaña) viel Erfolg, sie hat zahlreiche Verbrecher vor Gericht vertreten und freibekommen, auch wenn den Ruhm dafür meistens ihr Chef einheimst. Kartellboss Manitas del Monte (Karla Sofía Gascón) ist das Talent der Mexikanerin aber nicht verborgen geblieben, weshalb er einen besonders heiklen Auftrag für sie hat. Er will einen Schlussstrich unter sein kriminelles Leben ziehen und noch einmal neu anfangen. Vor allem will er in Zukunft ein Leben als Frau führen können, was er sich schon länger erträumt hat. Rita soll nicht nur den passenden Arzt finden, der diese geschlechtsangleichende Operation durchführen kann. Sie soll zudem ein neues Zuhause für del Montes Ehefrau Jessi (Selena Gomez) und die beiden Kinder finden, die nichts von der neuen Identität erfahren dürfen. Doch so einfach wie gedacht ist das mit dem Schlussstrich nicht…

Emilia Pérez ist ein gleichermaßen überraschendes, wie mitreißendes Werk, dessen grandiose weibliche Darstellerriege zurecht mit dem Darstellerpreis in Cannes geehrt wurde. Der Academy hat der Genremix gefallen und satte 13 (!) Mal für den Oscar vorgeschlagen. Trotz Kontroverse um Karla Sofía Gascón sollte sich Zoe Saldaña Sonntag Oscarpreisträgerin nennen dürfen und es weitere Oscars für einen der nominierten Songs und als „Bester internationaler Film“ geben. Ein mitreißende Film, auf den man sich aber ganz einlassen muss, dann aber Mitten ins Herz trifft!

 


01 ANORA camera zwo - das arthouse kino : Anora

Die 23-jährige Ani (Mikey Madison) verdient sich ihr Geld als Stripperin in einem Club in New York City. Dabei kommt ihr nicht nur ihr gutes Aussehen zugute. Auch die Russischkenntnisse sind sehr nützlich, haben sie doch sehr viel russisches Klientel. Zu diesem zählt auch Vanya (Mark Eydelshteyn), der als Sohn eines mächtigen russischen Oligarchen nach Belieben mit Geld um sich werfen kann. Der ist hin und weg von der selbstbewussten, zwei Jahre älteren Frau, bestellt sie immer wieder zu sich, um gegen Geld Sex mit ihr zu haben. Doch Vanya will mehr als das: Er überredet sie dazu, eine Woche nur für ihn zur Verfügung zu stehen und sich als seine Freundin auszugeben. Dieses Angebot lässt sich Ani nicht entgehen und sie ziehen von einer Party zur anderen. Als die zwei spontan entscheiden, in Las Vegas zu heiraten, überschreiten sie aber eine Grenze, was die Familie des Liebestollen nicht akzeptieren will…

Was im ersten Akt wie die Neuauflage von Pretty Woman anmutet ändert im zweiten Akt die komplette Tonart und auch den Inhalt. Auch der Schlussakt gestaltet sich ganz anders als man es erwartet hätte. Was als Gimmik hätte enden können, ist das bisherige Magnus Opus von Regisseur Sean Baker, der mit Anora mehrere Oscars einheimsen dürfte. So oder so ist ihm ein Meisterwerk gelungen, welches auf jeglicher Ebene funktioniert und in so einer Vollkommenheit seit Parasite (2019) keinem Film mehr gelungen ist. Beide Daumen sind für Sonntag Nacht gedrückt!!!

 

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