Die Jagd nach Osama bin Laden hielt die Welt mehr als ein Jahrzehnt lang in Atem. Am Ende spürte ein kleines Team von CIA und Navy SEALs den meistgesuchten Terroristen auf. Jeder Aspekt dieser Mission war geheim. Einige Details sind inzwischen veröffentlicht, die entscheidenden Aspekte der Operation werden jedoch erstmals in diesem Film der beiden Oscar-Preisträger Kathryn Bigelow und Mark Boal (The Hurt Locker) enthüllt.
Der Filmtitel Zero Dark Thirty steht für die militärische Zeitangabe von 0.30 Uhr, jenem Moment, als der Angriff der Navy SEALs begann) verbindet Actionfilm mit investigativem Drama und wirft ein neues Licht auf die geheimen, dunklen Korridore des Krieges gegen den Terror. Die Geschichte, die aus der Perspektive der jungen CIA-Agentin Maya (Oscarnominiert: Jessica Chastain) erzählt wird, führt in die Schaltzentralen der Macht und an die Frontlinien einer riskanten und umstrittenen Mission. Sie handelt von außergewöhnlichem Mut sowie von Grenzsituationen, in denen übliche Moralregeln nicht mehr gelten.
Jessica Chastain gibt wieder einmal eine Gala-Vorstellung ihrer Schauspielkunst und skizziert die CIA-Agentin Maya als ein ambivalentes Frauenwesen zwischen Unsicherheiten und manischer Obsession. Aber auch der Rest des Casts kann sich wirklich sehen lassen und agiert durchweg herausragend. Da haben wir Jason Clarke als Folterer, Kyle Chandler als CIA-Chef, Jennifer Ehle als erfahrenere Kollegin, die in einen brutalen Terroranschlag verwickelt wird, Edgar Ramirez (brilliant auch im Film Carlos) als Feldagent, James Gandolfini als CIA-Boss, Mark Strong als Mayas direkter Vorgesetzter oder Joel Edgerton und Chris Patt als Navi-Seals, die Bin Laden schließlich töten.
Das Werk nutzt seine ganzen 157 Minuten, um eine zehnjährige Jagd aufzurollen und gibt im fast dokumentarischen Stil die einzelnen kleinen Schritte wieder und scheut sich nicht davor, den Zuschauer zu fordern, um ihm am Ende mit den gestellten Fragen alleine zu lassen. Dabei geht Zero Dark Thirty menschlich zwar nicht so nah wie Bigelows 6-fach oscargekröntes Meisterwerk The Hurt Locker, aber dafür sagt der Film eine ganze Menge darüber aus, wie die Welt im post-09/11 Zeitalter funktioniert. Höchst ambitioniert und filmisch beeindruckend, sagt er mehr über die Prozesse, als über Menschen aus. Allerdings ist diese nüchterne Erzählweise wohl die beste Methode um möglichst objektiv solch eine „Jagd“ zu bebildern. Bigelow, die nicht zu Unrecht Tonnen von Regiepreise und Nominierungen von der Foreign Press (Golden Globes), dem DGA und dem englischen Oscar BAFTA erhalten hat, hat einen stark polarisierenden Film geschaffen, der weit mehr als 5 Oscarnominierungen verdient gehabt hätte. Der Schnitt ist wie bei The Hurt Locker absolut brilliant und intensiv, die Kamera, Regie- und Tonarbeit herausragend, das Drehbuch wirkt absolut dicht geschrieben und ist anscheinend sehr faktentreu recherchiert, der hervorragende Score von Alexandre Desplat trägt zum angespanntem Grundton mit bei und zum sehr gutem Cast muss nicht mehr viel gesagt werden. Für mich definitiv einer der Top-Filme des Jahres!
USA – 2012 – 2 Std. 37 Min.
Regie: Kathryn Bigelow
mit Jessica Chastain, Jason Clarke und Joel Edgerton
Genre: Thriller, Action
Meinungen aus der Blogosphäre:
Johannes von Die Academy
Deniz von Movienerd
Dos Corazones von watched