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Die alte bekannte Story: Typ findet Koffer mit Geld und irgendwie wollen alle diesen einen Koffer haben. In diesem Fall spielt der Film in Australien, David Lyons spielt den (Un)glücksknaben und Jason Clarke und Emma Booth das Sheriff-Ehepaar, das unbedingt an den Koffer möchte. Es gibt eine Menge Wendungen mit der einen oder anderen Umdrehung zu viel und wie beim Alkohol weiß man am Ende gar nicht, was eigentlich passiert ist. Aber es gibt einige nette Szenen – sobald ich mich erinnern kann – und es war mal schön Australien auf der Leinwand zu sehen, als immer nur New York oder Los Angeles. Was so alles in dem Film passiert? Ich habe keine blassen Schimmer mehr. Ich kann mich nur daran erinnern, dass am Ende alle in einem Zug sind und die Auflösung so 08/15 war, dass es mich fast ein wenig sauer gemacht hat.
Australien- 2011 – 1 Std. 23 Min.
Regie: Craig Lahiff
mit Jason Clarke, Emma Booth und David Lyons
Genre: Drama, Thriller
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Ausnahmsweise ist der Titel mal wörtlich zu nehmen: Es geht um einen Headhunter (Aksel Hennie), der sich nebenbei noch als Dieb von Gemälden ein Zusatzbrot verdient, um seine Frau glücklich zu machen (wie Frauen nun mal so sind: Geld, Schmuck, Juwelen). Als er für sein Unternehmen einen passenden Kandidaten (Nikolaj Coster-Waldau) für den Vorsitz findet, fangen die Probleme erst richtig an. Ist der Film am Anfang noch leicht humorig, ändert sich irgendwann die Genre-Ausrichtung des Filmes und wir bekommen einen manchmal vielleicht so gewollt harten skandinavischen Thriller in gewohnter Manier. Die Schauspieler – vor allen Hennie und Coster-Waldau – sind passend gewählt und spielen ihre Rollen im gewohnten soliden Rahmen. Wer ein Fan der Millennium-Trilogie ist, kann mit dieser Produktion aus Norwegen nichts falschen machen, auch wenn er lange nicht die Klasse des großen Vorbildes erreicht. Dafür ist der Bruch der Tonart doch zu seltsam auf die Leinwand gebracht wurden.
Norwegen, Deutschland- 2011 – 1 Std. 41 Min.
Regie: Morten Tyldum
mit Aksel Hennie, Synnøve Macody Lund und Nikolaj Coster-Waldau
Genre: Thriller, Action
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Das Animationsstudio Laika zeigt mit Coraline sehr eindrucksvoll, dass Animationsfilme nicht immer von Hand oder per Computer entstehen müssen: Manchmal reicht auch das gute alte Stop-Motion-Animationsverfahren voll und ganz aus. Mit ParaNorman kommt der nächste Streich und obwohl er eine wunderbare Grundidee mit sich bringt (eine Mischung aus The Sixth Sense und Dawn of the Dead), braucht der Film fast zu lange, um richtig in Fahrt zu kommen und Spaß zu machen. Dabei möchte ich gar nicht behaupten, dass die Animationen schlecht sind, denn das sind sie auf keinen Fall; auch wenn es ein bisschen dauert, bis man sich daran gewöhnt hat. Auch der am Anfang wunderbar zelebrierte Charme alter Horror-B-Movies weiß zu begeistern. Für mich war das Problem, dass der Film sehr lange Zeit einfach nur in Richtung Ziel zusteuert ohne mich abzuholen. Erst mit dem Auftauchen einer weiteren Gefahr und dem Verbünden von Norman mit dem Oberzombie gelingt es Sam Fell und Chris Butler mich richtig abzuholen und in diese wunderbar gestaltete Welt zu entführen und mir ein magisch anzuschauendes und schönes Finale zu bereiten. Schade, dass man so lange damit gewartet hat und nicht direkt damit angefangen hat. Trotzdem nicht ohne Charme, der kleine ParaNorman.
USA – 2012 – 1 Std. 33 Min.
Regie: Sam Fell und Chris Butler
mit Kodi Smit-McPhee, Tucker Albrizzi und Anna Kendrick
Genre: Animation, Abenteuer, Komödie
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Um es gleich zu sagen: Den Vergleich mit Nicolas Winding Refns großartigen Neo-Noir Drive kann man gerne vornehmen, muss aber folgende Faktoren beachten: Im Gegensatz zu Drive hat Motorway ganz klar die schwächere Story – die ist dünner als dünn -, gleicht diese aber mit einem Hauptaugenmerk wieder aus: Die Verfolgungsjagden sind besser und spannender in Szene gesetzt. Wer also das starke Intro von Drive mochte, bekommt es in Motorway fast 90 Minuten lang serviert; nur halt unterbrochen von storybedingten Dialogen zwischen den handelten Personen, denn man kann ja schlecht 90 Minuten High-Speed-Verfolgungsjagden am Stück zeigen. Denn auf diesem Gebiet macht der Film aus Hong-Kong unfassbar viel Spaß: Die Kamera von Fung Yuen Man bleibt dicht an den getunten Autos dran und vermittelt ein besseres Gefühl von Geschwindigkeit als jeder The Fast and the Furios-Teil; die treibende Musik von Xavier Jamaux und Alex Gopher versprüht tatsächlich ein Drive-Feeling und selbst die beiden Hauptdarsteller Anthony Wong Chau-Sang und Josie Ho füllen ihre stereotypischen Rollen wunderbar aus. Wie schon gesagt: Die Story ist nun wirklich nicht die Stärke des Films, aber dass macht rein gar nichts, wenn man die viel wichtigeren Verfolgungsjagden auf sich wirken lässt und aufsaugt.
Hong-Kong- 2011 – 1 Std. 30 Min.
Regie: Soi Cheang
mit Anthony Wong Chau-Sang, Josie Ho und Shawn Yue
Genre: Action, Drama
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Wunderbare Indie-Mumblecore-Tragikkomödie mit einem glänzend aufgelegten Cast: Jason Segel spielt Jeff zwar schon fast als eine übersteigerte und fast schon phlegmatische Variante von Marshall Eriksen, aber sein Zusammenspiel mit einem wunderbar überheblichen – und doch typisch auftrumpfenden- Ed Helms funktioniert in fast jeder Szene und die Odyssee auf der Suche nach Holzleim und einem Sinn hinter ihrem Leben endet mit einem der rührendsten Schlussakte, die ich seit langer Zeit durchleben musste: Wer hier nicht ein paar Tränen vergisst, hat kein Herz! Daneben zeichnen sich vor allem noch Judy Greer als Ehefrau von Ed Helms und im besonderen Maße noch die wunderbare Susan Sarandon, die mit ihrem Thelma & Louise-ähnlichen Office-Plot fast das Herzstück des Filmes ist und in jeder Szene überdeutlich zeigt, dass sie noch lange nicht zur alten Garde Hollywoods gehört, sondern zur besten Garde! Der einzige wirkliche Schwachpunkt liegt weniger in der Story oder ihren Figuren, sondern ist inszenatorischer Natur: Das permanente Rein- und Rauszoomen der Kamera kommt vielleicht bei CSI oder den Bourne-Filmen gut an, hat aber für mich in einer Indie-Komödie nichts verloren. Abgesehen davon liefern Jay und Mark Duplass wiedermal einen wunderbaren Film mit viel Herz ab. Ich freue mich auf den nächsten Streich der beiden!
USA – 2011 – 1 Std. 23 Min.
Regie: Jay Duplass und Mark Duplass
mit Jason Segel, Ed Helms und Susan Sarandon
Genre: Komödie
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Über das Regie-Debüt von Lorene Scafaria kann man durchaus geteilter Meinung sein: Für mich überzeugte es auf der ganzen Linie und sollte sich mit etwas Glück noch auf der Liste meiner Lieblings-Filme 2012 (Kino) einschleichen können. Natürlich hätte man die Reise zweier grundverschiedenen Menschen (dargestellt von Steve Carell und Keira Knightley) wie bei Shaun of the Dead oder 28 Days Later auf die Leinwand bringen können. Stattdessen begnügt sich Scafaria auf einige Momente die das Chaos gut vermitteln – schließlich vernichtet in einigen Tagen ein Asteroid die komplette Erde und wer möchte da nicht noch schnell die Sau rauslassen? – und widmet sich sonst ihren beiden Hauptfiguren. Steve Carell überzeugt in einer fast schon ungewohnt ernsten Rolle (seine manchmal typischen Jim Carrey-ähnlichen-Momente entfallen vollständig) und auch Keira Knightley konnte mich nach ihrer Overacting-Perfomance in Eine dunkle Begierde wieder von sich überzeugen. Mehr wollte ich nicht von diesem Film: Einfach zwei Menschen dabei zusehen wie sie versuchen den letzten Tagen auf Erden noch so etwas wie einen guten Abschluss zu geben, ihren Unterhaltungen zu lauschen und dann mit einem perfekten Schlussmoment die Augen zu schließen und mit zwei Freunden – die einem ans Herz gewachsen sind – das Ende der Welt zu erleben. Bravo, Lorene Scafaria! Bravo!
USA – 2012 – 1 Std. 34 Min.
Regie: Lorene Scafaria
mit Steve Carell, Keira Knightley und Melanie Lynskey
Genre: Komödie, Drama, Romanze