Der Klassiker:
„Leoparden küßt man nicht (OT: Bringing Up Baby)“
Anfang der 1930er-Jahre stand das Kino vor einer Zeitenwende. Der Börsencrash von 1929 hatte die Weltwirtschaft zum erliegen und die Mehrheit der Bevölkerung dadurch in Arbeitslosigkeit und Armut gebracht. In dieser „Großen Depression“ sehnten sich die Menschen also nach etwas Komischen um wenigstens für kurze Zeit ihrem tristen Alltag entfliehen zu können. Die Slapstick-Filme der Stummfilmära waren aber nicht mehr zeitgemäß, da die Filme inzwischen das sprechen gelernt hatten. So konnte sich in dieser Umbruchsphase also ein neues Genre entwickeln: die „Screwball“-Komödie. Diese Beziehungskomödien zeichneten sich besonders durch hohe Dialoglastigkeit, großen Sprachwitz, sowie ein rasantes Erzähltempo aus und stellten bis etwa Mitte der 1940er-Jahre die Übergangsphase vom reinen Slapstick hin zu den klassischen romantischen Komödien heutiger Prägung dar.
„Bringing Up Baby“ war damals übrigens ein kommerzieller Flop, die „Screwball-Zeit“ neigte sich schon langsam wieder dem Ende, konnte aber Jahre später dennoch seine Fangemeinde finden und gilt heute als eine der besten Screwball-Komödien überhaupt. Für mich ist sie sogar DIE Beste.
Die Handlung dreht sich um den schusseligen Paläontologen David Huxley, der kurz vor der Vollendung eines Brontosaurier-Skeletts steht zu dem ihm nur noch ein letzter Knochen fehlt. Am Tag vor seiner Hochzeit mit der dominanten Alice schickt diese David zu einem Golfspiel mit dem Anwalt eines bekannten Millionärs, der eine Spende für das Museum erwägt, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Dort trifft David zufällig auf die lebenslustige aber verpeilte, resolute Susan Vance, die zuerst seinen Golfball und später auch seinen Wagen mit ihrem verwechselt. Am Abend treffen sich die beiden in einem Restaurant wieder und von da an bricht das völlige Chaos über Davids bisher ruhiges und geregeltes Leben herein. Susan hält David irrtümlich für einen Zoologen und bringt ihn dazu auf ihren (zahmen) Leoparden, ein Geschenk ihres Bruder für die gemeinsame Tante, aufzupassen. In der Folge kommt es dann zu unzähligen urkomischen Verwechslungen, peinlichen Situationen, genialen Wortgefechten und am Ende natürlich zur großen Liebe zwischen David und Susan.
Howard Hawks hält dabei das Tempo des Films über die volle Laufzeit auf höchster Stufe, so dass man als Zuschauer irgendwann fast nicht mehr weiß wo einem der Kopf steht. Da kann man verstehen, dass der Film damals nicht ganz so gut ankam, er war rein inszenatorisch seiner Zeit wohl einfach weit voraus. Die Chemie zwischen Grant und Hepburn ist großartig und der verbale Schlagabtausch gehört bis heute, also auch nach exakt 75 Jahren, zum Besten was je im Komödienfach geschrieben wurde.
„Leoparden küßt man nicht“ ist ein Film, den jeder in seinem Leben zumindest einmal gesehen haben sollte. Ein Klassiker für die Ewigkeit.
USA 1938 – 1 Std. 42 Min.
Regie: Howard Hawks
mit: Cary Grant, Katharine Hepburn, May Robson, Charlie Ruggles, Walter Catlett & Barry Fitzgerald
Genre: romantische Komödie, Screwball
Mein Highlight:
„Mitten ins Herz – Ein Song für dich (OT: Music and Lyrics)“
Bei „Mitten ins Herz“ oder „Music and Lyrics“ wie der viel sinnvollere Originaltitel heißt, bekommt man natürlich auch alles geboten was man von einer romantischen Komödie erwartet, doch ist dieser Film zugleich auch ein herrlicher Abgesang auf die „New Romantic“-Szene der 80er-Jahre sowie eine wundervolle Satire auf die aktuelle Popmusikindustrie.
Dies wird schon bei der genialen Vorspann-Sequenz deutlich, die ein „altes“ Musikvideo der fiktiven Band „PoP“ um Bandchef und Keyboarder Alex Fletcher darstellt. Alleine dieses Intro ist es schon wert sich den Film anzuschaun und gehört für mich definitiv zu den besten Titelsequenzen aller Zeiten! In diese 2:30 Minuten wurde wirklich jedes erdenkliche Synthie-Pop-Klischee gesteckt, und leider doch so wahr. Ich habe echt jedes Mal Lachtränen in den Augen. Und Hugh Grant gibt alleine hier schon eine Megavorstellung mit tollen Reminiszenzen an etwa Simon Le Bon von „Duran Duran“ oder auch Gary Kemp von „Spandau Ballet“.
Natürlich hat es der Film an sich nach so einem Monster-Opening schwer da qualitativ durchgehend mitzuhalten, doch gelingt ihm dies die meiste Zeit hervorragend.
Es geht um den abgehalfterten Ex-Superstar Alex Fletcher, ehemaliger Keyboarder, Co-Sänger und Songschreiber der 80er-Jahre-Kultband „PoP“, der sich mit Retroshows, kleineren Auftritten auf Jahrmarktbühnen und sonstigen Provinzveranstaltungen über Wasser hält, bis er die Chance erhält wieder in der ersten Liga mitzumischen. DER aktuelle Teenie-Super-Star am Pop-Himmel, „Cora“, möchte dass Alex einen Song für ihre neue Platte schreibt und produziert. Das Problem, der Song muss in 3 Tagen fertig sein. Als Alex gerade zusammen mit seinem Texter in seiner Wohnung an möglichen Song-Ideen sitzt, aber nichts davon zündet, meldet sich Sophie Fisher, die neue Aushilfs-Versorgerin für seine Pflanzen, mit einer guten Textidee zu Wort. Alex bittet daraufhin SIE für ihn den Text zu schreiben, doch Sophie lehnt zuerst ab. Nachdem Alex sie jedoch erneut bittet willigt sie ein. Sie schaffen es noch rechtzeitig und Cora gefällt der Song sogar… zunächst.
Und dann gibt es da noch das Problem mit Sophies Ex, einem Literaturprofessor, der ein Buch über ihre ehemalige Beziehung geschrieben hat, in dem Sophie nicht besonders gut weg kommt, und das momentan sogar verfilmt wird. …
Grant und Barrymore spielen gewohnt gut, ihre Chemie ist perfekt, aber Haley Bennett stiehlt ihnen hier definitiv die Show. Ihre leicht dümmliche weltfremde Cora ist eine herrlich satirische Überspitzung aller Britney Spears‘ und Christina Aguileras da draußen.
Doch neben aller Satire bietet der Soundtrack auch einige richtig gute Songs, allen voran das wunderschöne „Don’t write me off“.
Wer also intelligente RomComs mag und zudem an einem humorvollen Einblick in die Popmusikindustrie interessiert ist wird „Music and Lyrics“ garantiert lieben.
USA 2007 – 1 Std. 44 Min.
Regie: Marc Lawrence
mit: Hugh Grant, Drew Barrymore, Haley Bennett, Brad Garrett, Kristen Johnston, Matthew Morrison & Campbell Scott
Genre: romantische Komödie
Finger weg!
„Wie werde ich ihn los – in 10 Tagen? (OT: How to Lose a Guy in 10 Days)“
In diesem Film geht es um die junge Reporterin Andie Anderson, die eine Kolumne für ein Modeblättchen schreibt, sich aber zu Höherem berufen fühlt. Sie kann jedoch einen Deal mit ihrer Chefin einfädeln. Wenn ihr nächster Artikel, der titelgebende Ratgeber wie eine Frau jeden beliebigen Mann innerhalb von 10 Tagen vergraulen kann, einschlägt, darf sie schreiben worüber sie möchte.
Parallel dazu möchte der Werbetexter Benjamin Barry den Auftrag eines Diamanten-Produzenten an Land ziehen. Diesen hat sein Chef jedoch schon zwei seiner Kolleginnen gegeben. Über ein Gespräch bei dem Ben fallen lässt, dass er jede Frau innerhalb von 10 Tagen dazu bringen kann sich in ihn zu verlieben, kommt es ebenfalls zu eben dieser Wette. Bens Kolleginnen schlagen daraufhin Andie, die sie bereits bei einem anderen Kundentermin kennengelernt hatten und über ihre Kolumne Bescheid wissen, als Kandidatin für die Wette vor.
Ist die Grundidee noch ganz reizvoll, da beide Seiten mit alten Rollenklischees spielen und diese somit unwillkürlich aufeinandertreffen, so enttäuscht der Film doch leider über weite Strecken, da er eben genau diese Klischess am Ende nicht karikiert, sondern sie gnadenlos bedient.
Das Ganze ist dabei phasenweise so unlustig wie ein Zahnarztbesuch, auch wenn ich zugegeben mehrmals leicht schmunzeln musste. Zudem sind alle Charaktere im Film so unglaubwürdig und aufgesetzt, dass man keine Bindung mit ihnen aufbauen kann.
Kate Hudson ist hier zugegeben echt schnuckelig und auch McConaughey dürfte so manches Frauenherz höher schlagen lassen, aber auch wenn sie das Beste draus machen, den Film können sie leider nicht retten.
USA 2003 – 1 Std. 51 Min.
Regie: Donald Petrie
mit: Kate Hudson, Matthew McConaughey, Kathryn Hahn, Annie Parisse, Adam Goldberg
Genre: romantische Komödie