DIE AKTE GRANT bzw. im Original THE COMPANY YOU KEEP erzählt von einer ehemaligen linksradikalen Studentengruppe, die während des Vietnamkrieges nach jahrelangen friedlichen Protesten zu Anschlägen überging, um „den Krieg nach Hause zu bringen“ – wobei die Attentate nicht darauf anzielten, Menschen in Mitleidenschaft zu ziehen. Dann aber gehen einige Mitglieder zu weit – bei einem Raubüberfall, um Geld zu beschaffen, töteten sie einen Wachmann.
Sharon Solarz (Susan Sarandon), Mutter zweier inzwischen fast erwachsenen Kinder, will sich nach 30 Jahren Versteckspiel den Behörden stellen will, doch die kommen ihr zuvor. Nach ihrer Verhaftung wird der Lokalreporter Shepard (Shia LaBeouf) aufmerksam und macht Jim Grant (Robert Redford) ausfindig, ohne zu ahnen, dass dieser ebenfalls ein Untergetauchter der damaligen bewegung ist. Grant hat eine kleine Tochter, seine Frau ist gerade verstorben und der Besuch des Journalisten macht ihm klar, dass er wohl auch bald aufgespürt werden wird. In einer ausgeklügelten Aktion schafft er es, seine Tochter zu seinem Bruder in Sicherheit zu begeben, danach flüchtet er alleine weiter…Der Film begleitet in zwei parallelen Handlungen Grant beim Flüchten und Shepard beim Ermitteln. Doch es zeigt sich, dass die Flucht gar keine ist, vielmehr sucht Grant seine alten Kollegen auf, um eine der damaligen Drahtzieherinnen des Überfalls zu finden, für den er angeklagt ist.
Wen Hollywood-Veteran Robert Redford für Die Akte Grant alles gewinnen konnte ist schon erstaunlich: Von Stanly Tucci, über Brit Marling, Breendon Gleeson, Terrence Howard, Nick Nolte, Chris Cooper, Susan Sarandon, Anna Kendrick, Richard Jenkins, Sam Eliott und Julie Christie agiert hier ein absoluter Traumcast und diese danken es ihm, indem sie die kleinen Randgeschichten mit sehr guten Auftritten füllen. Viel spannender ist jedoch, dass dieser Film immer wieder die Thriller-Aspekte unterbricht um eine gar nicht mal so subtile politische Ebene mit sich bringt, die sehr laut darauf hinweist, dass die (amerikanische) Politik zu einem Schaukampf verkommen ist, bei dem es überhaupt nicht mehr um das Volk oder Politik geht.
Die in Würde ergrauten Freiheitskämpfer finden in diesem Film immer wieder Zeit, um über ihre alten Ideale und ihre Taten sprechen und diese zu überdenken. Die Message, die Redford hier aussendet, ist eindeutig: Zwar bereuen sie die Radikalisierung und einige konkrete Ereignisse, doch lieber gehen sie für den Rest des Lebens ins Gefängnis, als nicht für ihre Ideale zu kämpfen. So viel Enthusiasmus und Ideale wünschte man sich auch ein bisschen von den heutigen Kandidaten, die um Wählerstimmen buhlen.
Die durchwachsenen Kritiken kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Der Film ist handwerklich gut, das Drehbuch ebenso, da selbst die kleinsten Charaktere durch vortreffliche Dialoge näher beleuchtet werden und den herausragenden Cast hab ich bereits lobend erwähnt, der jede Figur mit Leben füllt. Redford gibt ebenfalls eine sehr gute Leistung ab, sowohl vor als auch hinter der Kamera. Die schauspielerische Highlight liefert Susan Sarandon in gerade mal 2 (größeren) Szenen, des sonst durch und durch guten Dramas ab, welches mit der ein oder anderen Wendung überrascht und damit ebenfalls zu überzeugen weiß. Eine echte Wohltat zwischen all dem ganzen Hollywood-Blockbuster-Nonsens der letzten Wochen und Monate.
Einzig allein, die (neuen!) Synchronstimmen von Julie Christie und Richard Jenkins haben mir gar nicht gefallen, aber das kann man dem Film auch nicht zu Lasten legen.