Vince Vaughn und Owen Wilson, bereits bekannt als Comedy-Duo aus dem Hit „Wedding Crashers“, versuchen sich in ihrem neuen Film „Practi.com“ (im Original: „The Internship“) als Trendsetter in spe.
Sie verkörpern Billy (Vaughn) und Nick (Wilson), zwei an sich fähige Vertreter für Armbanduhren, denen allerdings ihr Business wegbricht. In Zeiten der Smartphones, so meint ihr Chef (John Goodman in einer Kleinstrolle), kauft sich niemand mehr eine Uhr. Doch anstatt die aktuellen Technologien und „Neuland“ deswegen zu hassen, gehen die beiden den umgekehrten Weg, nämlich in die Offensive. Billy sucht im Internet nach Stellenanzeigen und ähnlich mystifiziert und geheimnisvoll wie eine Marienerscheinung taucht plötzlich das Google-Logo vor seinem erstaunten Gesicht auf – eine vielversprechende Zukunft wirkt für ihn plötzlich vorgezeichnet. Er und Nick bewerben sich daraufhin als Praktikanten beim weltbekannten Unternehmen und werden mit Vorbehalten aufgenommen. Als solche sind die Mittvierziger nämlich mehr als zwanzig Jahre älter als ihre studentischen Mitstreiter…
An sich eine interessante Ausgangsposition für eine Geschichte, doch schon der Einstieg ist völlig missglückt. Wenn Nick und Billy so wirken sollen, als wären sie in eine Welt gezwungen, in der beide nicht recht passen wollen, so gilt für Vaughn und Wilson im Film dasselbe. Sie scheinen wie Schauspielanfänger, die den richtigen Ton noch nicht gefunden haben und die die Sprache nicht sprechen, die ihnen das Drehbuch aufzwingt (das von Vaughn übrigens selbst mitgeschrieben wurde). Wenn man daran denkt, wie speziell Owen Wilson bei entsprechendem Stoff zu Höchstform auflaufen kann („The Royal Tennenbaums“, „Midnight in Paris“), kann man hier nur betrübt den Kopf schütteln, wie flach sein Charakter bleiben muss und wie schlecht das Timing infolgedessen zwischen ihm und Vaughn funktioniert. Zündende Gags sucht man aber allgemein vergebens, der Auftritt von Will Ferell etwa, wahrscheinlich als ein Highlight des Films konzipiert, verkommt hier zu einer richtig unangenehmen Einlage, die derber ist als sie sein müsste. Es scheint, als würden hier munter Versatzstücke aus verschiedenen Frat-Pack Komödien aneinandergereiht, die mit dem vorliegenden Stoff rein gar nichts zu tun haben.
Etwas besser wird es, als Nick und Billy endlich am Google-Campus ankommen. Wobei auch hier weitere Fragen auftauchen, beispielsweise warum man ein real existierendes Unternehmen porträtiert und kein fiktives und warum um Himmels auf dem Campus derart viel los ist. Wer selbst einmal das Headquarter in Palo Alto besucht hat weiß, man sieht in der Regel keine Menschenseele. Anders in „Practi.com“, wo knallbunte Fahrräder den Massen an nerdigen Trainees mit infantilen Hüten vor die Füße fahren. Da wird gepicknickt, pausenlos gelacht und geflirtet, ja sogar Beachvolleyball gespielt. Pudding, Bananen und Sandwiches gibt es bei Google ebenso gratis wie Kaffee und Softdrinks, doch der Eindruck eines modernen Schlaraffenlandes wird dadurch getrübt, dass die Praktikanten einen ganzen Sommer lang unentgeltlich schuften, um dann vielleicht unter den vier, fünf Auserwählten zu sein, die eine Festanstellung bekommen können. Ein brisantes Thema für die „Generation Praktikum“ unter den Zusehern, doch hier wird das System nicht hinterfragt. Stattdessen unterwerfen sich die Aspiranten der Diktatur des Marktes und bedienen ihre Ellbogen, wie das von ihnen gefordert wird. Nur ein oder zwei selbstironische Witze reflektieren ihre Handlungen. Ob das die „Googliness“ ist, die als Schlagwort dem ganzen Film überschrieben steht?
Die Protagonisten bekommen auf dem Campus aber zumindest ein paar Konturen und die Sympathie für Billy und Nick, sowie ihrer Praktikantengruppe (bestehend aus dem unvermeidlichen Streber, dem Soziopathen, dem Hipster und der verhuschten, aber attraktiven Quotenfrau) steigt ein bisschen mit jeder kulturellen Anspielung an die 1980er Jahre, Stichwort „Flashdance“. Dennoch werden auch in dieser Phase jede Menge Möglichkeiten ausgelassen, dem Film tatsächliche Substanz zu verleihen. Als Billy und Nick eine Strip-Bar besuchen wollen, fragen sie zwar einfühlsam, und natürlich auch sehr politisch korrekt die Frau im Team, ob sie denn nichts dagegen hätte, so ein Etablissement zu betreten. Leider verneint diese aber, sonst wäre dem Zuseher einiges erspart geblieben: Teambuilding mithilfe und Alkoholika und Zoten etwa. Bis auf wenige stimmige Szenen, eine hat die imposante Golden Gate Bridge als Hintergrund, grast der Film also seine vorhersehbaren Stationen ab, um in einem erwartbaren Finale zu gipfeln.
„Practi.com“ kann sich nicht recht entscheiden, welche Art von Film er eigentlich sein möchte. Während am Anfang der sinnentleere Klamauk überwiegt, entwickelt sich zum Ende eine Schlagseite in Richtung Verherrlichung des „American Dream“. Eine anspruchsvolle, originelle oder einfach nur witzige Komödie wird der Film aber über die gesamte Laufzeit hin nicht.
USA – 2013 – 1 Std. 59 Min.
Regie: Shawn Levy
mit: Vince Vaughn, Owen Wilson, Rose Byrne, Max Minghella, Joanna Garcia, John Goodman
Genre: Komödie