Romantic Comedy – das verkannte Genre…, Teil 5

RomCom - das verrkannte Genre

Zum kleinen Jubiläum der Reihe gibt es diesmal ein Julia Roberts-Spezial. Denn Roberts war in den letzten 20 Jahren (neben Meg Ryan) die wohl mit Abstand zugkräftigste Schauspielerin was romantische Komödien anbelangt. Und so zählen die beiden diesmaligen Tipps auch zu ihren bis heute finanziell erfolgreichsten Filmen.

Der Klassiker:
„Pretty Woman“

Pretty Woman

Mit „Pretty Woman“ feierte die zum Zeitpunkt des Drehs 21-jährige Roberts ihren internationalen Durchbruch und zugleich den größten Kassenhit ihrer Karriere. Anfang der 90er herrschte zudem ein regelrechter Hype um alles was mit dem Film zu tun hatte und verhalf somit auch der schwedischen Popgruppe Roxette, die den inoffiziellen Titelsong „It must have been love“ beisteuerten, zu Weltruhm.
„Pretty Woman“ wurde umgehend zu einem Instant Classic und kann aus heutiger Sicht mit Fug und Recht als die Mutter der modernen romantischen Komödie bezeichnet werden. Garry Marshall verschaffte dem ab Mitte der 80er-Jahre erst wieder richtig aufblühendem Genre neuen Schwung und ebnete so den Weg für alle RomComs die seitdem bis heute auf dem Markt gelandet sind.
Die Handlung kann als moderne Aschenputtel-Variante gesehen werden und trägt somit natürlich leicht märchenhafte Züge. Diese märchenhaften Anleihen wurden seitdem übrigens viel kopiert und gelten bei grundsätzlichen Kritikern des Genres aufgrund des mangelnden Realismus oftmals als Hauptargument gegen diese Art Filme. M.E. muss man aber immer auf den Gesamtkontext einer jeweiligen RomCom achten. So sind natürlich die Handlungen von Filmen wie „Pretty Woman“, „Weil es Dich gibt“ oder dem nachfolgenden „Notting Hill“ doch eher unrealistisch, aber das ist auch nicht deren Intention. Schlimm wird es nur dann, wenn sich ein Film Realismus auf die Fahnen schreibt und dann mit eher märchenhaften Wendungen daherkommt. Der heutige Anti-Tipp ist ein Paradebeispiel dafür.

Zum Inhalt von „Pretty Woman“ muss man vermutlich nicht viele Worte verlieren. Die junge Prostituierte Vivian trifft auf dem Hollywood Boulevard zufällig auf den smarten aber geschäftlich eiskalten reichen Geschäftsmann Edward Lewis. Dieser ist von Anfang an fasziniert von ihr, bucht sie zuerst für eine Nacht und bietet ihr am nächsten Morgen 3000 Dollar, wenn sie eine ganze Woche mit ihm verbringt. Vivian willigt ein und verliebt sich ebenfalls Hals über Kopf in ihren Kunden. Während Edward eine wichtige Firmenübernahme abwickelt ist Vivian seine allabendliche Begleiterin, muss aber anfänglich mit Vorurteilen und Anfeindungen der Beverly Hills Society sowie mit Edwards schmierigem Anwalt Phil klarkommen. …

Die Chemie zwischen Julia Roberts und Richard Gere ist perfekt und Roberts‘ Vivian ist einfach bezaubernd. Sie erhielt für diese Rolle völlig zurecht ihre zweite Oscar-Nominerung. Marshall liefert mit „Pretty Woman“ ein wunderschönes modernes Märchen, dass einfach das Herz eines jeden Romantikers höher schlagen lässt. In wundervollen Bildern und mit einem tollen Soundtrack bietet der Film knapp zwei Stunden beste Unterhaltung. Bei dieser „Pretty Woman“ muss einfach jeder ins schwärmen kommen.

Wertung40

USA 1990 – 1 Std. 59 Min.
Regie: Garry Marshall
mit: Richard Gere, Julia Roberts, Hector Elizondo, Ralph Bellamy, Jason Alexander & Laura San Giacomo
Genre: romantische Komödie

Mein Highlight:
„Notting Hill“

Notting Hill 2

„Notting Hill“ ist gewissermaßen „Pretty Woman“ unter umgekehrten Vorzeichen. Denn dieses Mal ist Roberts die große reiche Traumfrau die auf einen einfachen Normalo (Hugh Grant) trifft und sich in ihn verliebt.

Anna Scott ist eine der erfolgreichsten und begehrtesten Schauspielerinnen Hollywoods. Eines Tages möchte sie sich in einem Londoner Buchladen (im titelgebenden Viertel Notting Hill) etwas umschauen und lernt dabei dessen Besitzer William Thacker kennen. Kurz darauf rennen die Beiden wieder buchstäblich ineinander wobei William Anna mit Saft bekleckert. Er bietet ihr an sich bei ihm zuhause umziehen zu können. Dort versucht der liebenswürdige Tollpatsch Anna in ein Gespräch zu verwickeln, was mehr schlecht als recht funktioniert. Anna findet ihn aber sympathisch, woraufhin sie ihn spontan küsst und sich die beiden umgehend ineinander verlieben. Er lädt sie zur Geburstagsfeier seiner kleinen Schwester ein welche sie annimmt und sich in der einfachen „bürgerlichen“ Welt sofort willkommen fühlt. Anna lädt William kurz darauf telefonisch zu sich ins Hotel ein, was er aber aufgrund seines trotteligen Mitbewohners Spike (grandios: Rhys Ifans) zu spät erfährt und mitten in eine Pressekonferenz zu Annas neuem Film hineinplatzt. Nach einigen weiteren Dates wollen sie sich erneut bei ihr treffen. Doch dann steht plötzlich Annas Freund, der Schauspieler Jeff King, im Hotelzimmer. …

Natürlich kommt es wieder zum klassischen Happy-End, auch wenn zuerst noch diverse Klippen umschifft werden müssen.
Hugh Grant spielt hier zwar wieder seine Standard-Rolle und Julia Roberts im Prinzip sich selbst, sie agieren zusammen aber wirklich grandios.
Auch dieser Film ist ein modernes Märchen bei dem man nicht so viel Wert auf Realismus setzen sollte (wobei ich jeden Tag darauf hoffe auch mal zufällig in Jessica Chastain zu rennen 😀 ), wer die Story aber schluckt erlebt eine großartige romantische Komödie die nur wenige leichte Hänger hat. Und spätestens wenn Julia Roberts gegen Ende Hugh Grant rehäugig anblickt („Ich bin auch nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und ihn bittet es zu lieben“) sollte selbst der gröbste Klotz ein kleines Sandkorn aus dem Augenwinkel wischen können.

Morgen (Sonntag, 22.09.) bietet sich übrigens die Gelegenheit „Notting Hill“ mal wieder im TV anzuschauen. Er läuft um 15:05 Uhr im ZDF.
Wenn ihr also einen perfekten Sonntag erleben wollt könntet Ihr Euch (und Euren Liebsten, wenn vorhanden) z.B. was Tolles kochen oder lecker essen gehen, der anschließende Verdauungsspaziergang ließe sich dann prima mit einem Schlenker zum örtlichen Wahllokal verbinden (GEHT WÄHLEN!) und anschließend könntet ihr einen schönen restlichen Sonntagnachmittag bei einem tollen Film verbringen.

Wertung40

GB/USA 1999 – 1 Std. 59 Min.
Regie: Roger Michell
mit: Julia Roberts, Hugh Grant, Rhys Ifans, Tim McInnerny, Gina McKee, James Dreyfus, Dylan Moran, Emma Chambers, Hugh Bonneville, Emily Mortimer & Alec Baldwin
Genre: romantische Komödie

Finger weg!
„Valentinstag (OT: Valentine’s Day)“

Valentinstag 2

Garry Marshall war bis Anfang der 2000er einer der größten Regisseure im Liebskomödien-Fach, doch nach „Plötzlich Prinzessin“ hat er leider nur noch mittelmäßige bis schlechte Filme gedreht. Und „Valentinstag“ ist da leider keine Ausnhame.
Dabei hätte dieser Film das Potenzial gehabt ganz großartig zu werden. Zum einen ist da dieser unfassbare All Star-Cast rund um Ashton Kutcher und Jennifer Garner zu nennen (ich habe irgendwann echt aufgehört die ganzen Academy Award Winner und Nominees zu zählen), zum anderen bietet er gerade gegen Ende als die Beziehungsgeflechte endgültig aufgedröselt werden ein paar tolle Einfälle (besonders die vorherige Konstellation Bradley Cooper/Julia Roberts finde ich wunderbar aufgelöst). Und ja, auch die nebenberuflichen Aktivitäten von Anne Hathaways Rolle als „Erwachsenen-Telefon-Entertainerin“ fand ich ganz amüsant.
Dennoch ist es irgendwo bezeichnend wenn die witzigste Szene im gesamten Film ausgerechnet eine mit Taylor Lautner und Taylor Swift ist! Und die besten Gags ausschließlich bei den Out-Takes im Abspann auftauchen.

Der Rest ist leider einfach nur schwach. Die Grundidee verschiedene Paare einer Großstadt und deren Verbindungen untereinander vor bzw. während eines Feiertages in episodisch angelegten Erzählsträngen zu beobachten ist schamlos bei dem wirklich tollen „Tatsächlich… Liebe“ geklaut (so wird Weihnachten einfach durch den Valentinstag und London durch L.A. ersetzt) und wurde von Marshall mit „Happy New Year“ sogar nochmals selbst wiederholt. Die einzelnen Geschichten sind dagegen aber um einiges uninteressanter und wie bereits erwähnt lange nicht so witzig. Zudem nimmt sich der Film als solches viel zu ernst, da versucht wird den Anschein zu erwecken, dass diese Wendungen so auch tatsächlich im realen Leben vorkommen könnten, obwohl er letztenendes dieselben märchenhaften Motive wie Marshalls Meisterwerk „Pretty Woman“ oder dem o.g. direkten Vorbild „Tatsächlich… Liebe“ benutzt (wobei sich dieser aufgrund seiner teils eindeutig überzeichneten Charaktere eben nicht so „realistisch“ gibt). Und auch die grandiose Schauspielerriege kann den Film leider zum Großteil nicht mehr retten. So waren besonders die Rollen von z.B. Kathy Bates, Jamie Foxx oder auch Shirley MacLaine echt verschenkt.
Alles in allem ist der Film zwar keine Megagurke, aber man ärgert sich doch ob des leider verschenkten Potenzials. Kann man sich zwar mal anschaun, ist aber wirklich kein Muss.

Wertung40

USA 2010 – 2 Std. 05 Min.
Regie: Garry Marshall
mit: Jessica Alba, Kathy Bates, Jessica Biel, Bradley Cooper, Eric Dane, Patrick Dempsey, Hector Elizondo, Jamie Foxx, Jennifer Garner, Topher Grace, Anne Hathaway, Ashton Kutcher, Queen Latifah, Taylor Lautner, Shirley MacLaine, Emma Roberts, Julia Roberts & Taylor Swift
Genre: romantische Komödie

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Artikel, Filme, Reviews, Romantic Comedy. Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.