Zusammen mit seinem Partner „Zorro“ – einer behämmert dreinblickenden Fußhupe von einem Polizeispürhund, der im früheren Leben ein Spitz gewesen ist und dessen Fell, so es der Zufall will, exakt dieselbe Farbe wie Herrchens Trenchcoat hat – geht Kommissar 00 Schneider auf Verbrecherjagd. Eigentlich wollte sich der optisch leicht gealterte Ermittler ja zur Ruhe setzen und an seinen Memoiren schreiben, aber Straftaten passieren schließlich nicht nur am Wochenende.
Kommissar 00 Schneider hat von Anfang an alle Hände voll zu tun. Ein Sexferkel treibt sein Unwesen. Kein Geringerer als der Chefermittler persönlich mimt den Köder, um den perversen Sittenstrolch dingfest zu machen. Als Frau der Tat verkleidet stiefelt 00 Schneider beinahe lasziv als Bordsteinschwalbe auf dem Straßenstrich auf und ab.Nach dem Sittenstrolch-Fall steht fest: 00 Schneider ist für die Polizei unabkömmlich. Zum Chillen oder Biografie schreiben fehlt die Zeit. Neue Verbrechen erschüttern 00 Schneiders Revier, das schöne Mülheim, das in lauschiger 60er Jahre-Optik daherkommt. Es sind knifflige Fälle, für die es eines erfahrenen Ermittlers bedarf: Ein Kiosk ist überfallen worden. Der ahnungslose Kiosk-Betreiber – pardon – die ahnungslose Kiosk-Betreiberin wurde von einem reptilienartigen Wesen (ja im ernst!) bespuckt, bevor ihr eine Schachtel Kippen geraubt wurde (welch Fang!). Gelber, zähflüssiger Ekel-Schleim klebt auf ihrem Pullunder, unschuldige Rentner werden hemmungslos abgezockt und dem fleißigen Blumenbinder und Bauern Kevin, wohnhaft im spanischen Viertel von Mülheim, wird – mitten in der Nacht – ganz hinterhältig und ohne Vorwarnung ein Huhn gestohlen.
Gibt es Parallelen zwischen den Fällen. Steckt hinter mehreren Delikten womöglich ein und derselbe Täter? Viele Fragen und ein Haufen Arbeit für Minispitz Zorro und Herrchen 00 Schneider.
Helges Komik basiert auf Improvisation. Dies gilt im Besonderen auch für seine Filme. Szenen, die nicht den geringsten Sinn ergeben, gefüllt mit Dialogen, deren Zweck sich dem Zuschauer nicht immer erschließt, nötigen den Betrachter zu Lachanfällen.
Während man Roy bei seinem zweiten großen Fall (1994 jagte 00 Schneider Nihil Baxter) die meiste Zeit auf der Suche nach der Eidechse beobachtet, passieren nebenbei allerhand Dinge, die mit der eigentlichen Story überhaupt nichts zu tun haben, aber trotzdem – wie es sich für einen Helge-Film gehört – irgendwie dazugehören: Sein Spitz verschwindet, er spielt Lotto, kriegt Zahnschmerzen, vermöbelt Staubsaugervertreter, trinkt Kaffee mit gefühlten 375 Stück Zucker und muss sich um herrenlose Kofferstücke kümmern und der Kauf einer Waschmaschine führt dann auch schon mal auf dem Weg nach Hause abgekürzt über die Dolomiten (oder den Brocken oder einen anderen ziemlich hohen, ziemlich eingeschneiten Berg). Die meisten Ladys in dem Streifen sind eigentlich Kerle. Und von Beginn an wird man den Eindruck nicht los, dass die Welt, in der der Film spielt, eine andere ist, in der ganz eigene Gesetze gelten. Und zwar die von Helge Schneider!
Nicht unerwähnt bleiben darf, dass das Multitalent nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern erneut auch das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat. Und natürlich mimt Helge nicht nur Kommissar 00 Schneider, sondern spielt gleich mehrere Rollen: einen notgeilen Zahnarzt, der seine Patientinnen klarmacht oder einen lispelnden Psychologen, den kein Schwein versteht, um nur einige zu nennen.
Fragt man sich in den ersten Minuten noch, worum es eigentlich genau geht oder welcher Handlungsstrang der tragende ist, wird man im Laufe des Filmes feststellen, dass dies, wie so oft bei Schneider, im Grunde keine Rolle spielt.
00 Schneider ist Kult und weil 00 Schneider weiß, dass er Kult ist, agiert er, wie es ihm gerade Spaß macht. Und zwar manchmal auch überhaupt nicht. Ansonsten blödelt er herum, tänzelt, säuselt, stellt sich zur Schau, haut Bösewichten auf die Mütze, spielt Orgel oder moderiert Radiosendungen. Entweder liebt man ihn oder man liebt ihn nicht, so dass eine objektive Kritik auch so schwierig erscheint. Die einzelnen nicht-der-Geschichte dienenden Ausflüge gefielen mir zum größten Teil sehr gut, die Haupthandlung, insofern man davon sprechen vermag, hat mir indes nicht sonderlich gut gefallen: Die Eidechse ist schlicht zu dämlich und schlecht gespielt um wirklich witzig zu sein.
Deutschland – 2013 – 1 Std. 34 Min.
Regie: Helge Schneider
mit Helge Schneider, Rocko Schamoni, Peter Thoms, Tyree Glenn Jr., Ira Coleman & Pete York
Genre: Komödie