Frank Capras legendärer Kultfilm aus dem Jahr 1946 ist unumstritten der größte Weihnachtsklassiker aller Zeiten – zeitlos, menschlich und zutiefst rührend. Grund genug ihn zum Film der Woche zu machen und Euch diesen zeitlosen Klassiker ans Herz zu legen.
Weihnachtszeit, Depressionszeit: Als George Bailey (James Steward) nach dem versehentlichen Verlust von 8000 Dollar mit dem finanziellen Ruin konfrontiert wird und sich außer Stande fühlt seiner Familie weiterhin ein gutes Leben bieten zu können, wünscht er sich, dass er nie existiert hätte und sieht den einzigen Ausweg darin sich das Leben zu nehmen. Gerade als er von einer Brücke springen will, taucht der Schutzengel Clarence (Henry Travers) auf und führt George vor Augen, wie der Lauf der Dinge ausgesehen hätte, wenn es ihn tatsächlich nie gegeben hätte…
Als ich „Ist das Leben nicht schön?“ vor etwas über einem Jahr zum ersten Mal sah, musste ich mir eingestehen, dass dies einer der besten Filme ist, die ich bis dato gesehen habe. Dabei ist „Ist das Leben nicht schön?“ kein außergewöhnlicher Film im Sinne einer abgefahrenen Story, verrückter Charaktere oder besonderer Dialoge. Nein, es ist ein klassischer Film der von Anfang bis Ende sehr geradlinig daher kommt. Seine Attraktivität, die ihn von den meisten anderen Filmklassikern abhebt, bezieht er zum Einen aus seiner emotionalen Komponente und zum Anderen aus seiner Aktualität. „Ist das Leben nicht schön?“ ist ein sehr emotionaler Film, der aber gerade deswegen auch besonders gut die negativen Phasen unseres Lebens beleuchtet. Auf eindringliche Art und Weise versucht uns Capra klar zu machen, dass wir auch in einer von Profitstreben und Distanzierung geprägten Gesellschaft füreinander sein müssen. Das ist das eigentliche Thema des Films – und nicht die Rettung durch Gott, wie es in manchen Kritiken zu lesen ist. Fast 70 Jahre nach Veröffentlichung des Films“, sind viele Tatbestände, die in Capra’s Klassiker dargestellt wurden, präsenter denn je. Vor allem die Exzesse auf dem Finanzsektor zeigen deutliche Parallelen zum Auftreten von Mr. Potter, der in dem Film den Bösewicht spielt, einen aggressiven Kapitalisten, der aus Profit- und Machtstreben zu fast allem bereit ist. Es scheint so, als würde der Duktus von Mr. Potter (überragend gespielt von Oscarpreisträger Lionel Barrymore) auch heute noch in internationalen Großkonzernen und Investmentbanken umher spuken. Wir haben es hier also mit einen wirklich reizvollen Klassiker zu tun. Ein emotionaler, fast schon kitischiger, aber kapitalismuskritischer Film, der die Solidarität innerhalb der Gesellschaft zur moralischen Pflicht erhebt. Noch dazu ist „Ist das Leben nicht schön?“ der wohl klassischste aller Weihnachtsfilme zum Thema Nächstenliebe. Der verschneite Ort Bedford Falls in der die Geschichte spielt wird viel Liebe zum Detail eingefangen und jedes Bild zielt auf größten emotionalen Effekt, jede Szene unterstützt die humanistische Aussage. Dabei sieht man einen über weite Strecken düsteren Film, in dem das Gute einen verzweifelten Kampf gegen das Böse führt und soziale Ungerechtigkeiten keineswegs ausgeblendet werden. Frank Capra gaukelt keine heile Welt vor.
Dieses großartige amerikanische Märchen lebt nicht zuletzt vom unerschütterlichen Glauben an die Fülle der menschlichen Seele. Regisseur Frank Capra wollte einen Film drehen, der Amerika half, seine depressive Stimmung nach dem Zweiten Weltkrieg zu überwinden, doch ironischerweise wurde der Film erst in der Zeit nach Vietnam richtig populär, wo die Menschen die Menschlichkeit noch nötiger hatte. Sowohl Capra als auch Steward betrachteten „It´s a wonderful Life“ (Originaltitel) zeitlebens als ihren Lieblingsfilm. Kommerziell war er damals trotz 5 Oscarnominierungen wenig erfolgreich, inzwischen wird er aber zumindest in den USA von fast jeder Fernsehansatlt an Weihnachten gezeigt, auch wenn Capra nie im Sinn hatte einen „Weihnachtsklassiker“ zu drehen.
Im übrigen steht „Ist das Leben nicht schön?“ bei imdb konstant auf Platz 27 der Bestenliste und sollte jeder mal gesehen haben, um die Kraft dieses Films zu erleben. Der Film ist uneingeschränkt empfehlenswert! 😉