Nachdem der Hobbit Bilbo Beutlin Auenland verlassen und Gandalf dem Grauen und den 13 Zwergen unter Führung von Thorin Eichenschild eher widerwillig folgte den Schatz der Zwerge zurückzuerlangen, den der Drache Smaug (im Original gesprochen von Benedict Cumberbatch) einst raubte und nun im Berg Erebor bewacht, konnte er sich mittlerweile nach anfänglicher Skepsis seitens der Zwerge mehrfach beweisen.
Die Reise führt durch das Nebelgebirge, den finsteren Düsterwald, in dem Riesenspinnen – aber auch Waldelben hausen, durch die Seestadt Esgaroth bis nach Erebor. Hier nun muss Bilbo beweisen, ob es ihm gelingt, die geheime Tür ins Innere des Einsamen Berges zu finden, um Smaugs Einöde ein Ende zu bereiten….Die Adaption für die Leinwand schlägt logischerweise deutlich andere Wege ein als es das Buch. Inhaltlich hat die Verfilmung mit dem Buch nur noch die Grundgeschichte gemein, die auf „Herr der Ringe“-Epik ausgeweitet wird. Sieht man mal von der Notwendgkeit für eine solche Aufsplittung in 3 Teile ab, lässt „The Desolation of Smaug“ auf jeden Fall das Fan-Herz höher schlagen. Er macht zwar dieselben kleinen Schwächen wie auch Teil 1: Übermäßiger CGI Nutzung, fehlende Charakterzeichnung, aber dafür gibt es satte 2,5 Stunden lang eine schnell fortschreitende Geschichte, in der keine nennenswerten Längen herrschen. Ruhige Momente gibt es kaum, denn das Hauptaugenmerk liegt auf der Konfrontation zwischen Bilbo und Smaug. Wenn dieser sich auftürmt und durch die Goldmünzen gefüllte Halle schleicht, kommt wirklich ein beklemmendes Gefühl auf. Die Umsetzung ist hier äußerst gelungen.
Dieser zweite Hobbit-Teil ist merkbar düsterer als noch der Erste, auch wenn eine massentaugliche kleine Liebesgeschichte eingebaut wurde, die man als einzigen wirklich Kritikpunkt nennen könnte. Aber solange die im 3. Teil nicht zu gefühlsduselig wird, ist auch dies zu verschmerzen, denn ansonsten tut sich die starke Frauenfigur im Männerkosmos geprägter Buchvorlage sehr gut. „Smaugs Einöde“ überzeugt vor allem Kritiker und Publikum mehr als der Vorgänger, den ich für etwas unterbewertet halte.
[Siehe hierzu meine Kritik: http://dieacademy.de/2012/12/der-hobbit-eine-unerwartete-reise/]
„Smaugs Einöde“ fügt sich sehr gut ins Tolkin-Erbe ein und überzeugt als kurzweiliger Zwischenteil mit der Liebe zum Detail, die Peter Jackson schon bei der Lord of the Rings-Triologie anwendete und herausragend machte. Alleine die atemberaubende Flussfahrt in Fässern mit den angreifenden Orks sei besonders betont. Insgesamt sind die Action-Sequenzen allesamt kreativ und gelungen. Ebenso werden geschickt Verweise und Fährten zur chronologisch später spielenden „Ringe“-Trilogie gelegt.
Im etwas ruhiger gehaltenen Mittelteil verschlägt es die Reisegruppe in die heruntergekommene Wasserstadt Laketown, einem Hybrid aus Dickens‘ London und Venedig, die von einem dekadenten Despoten regiert wird (Stephen Fry), der die Stadt in bitterer Armut hält. Der Widerstandskämpfer Bard gewährt den Zwergen Unterschlupf. Die ganze Szenerie, die nicht von Tolkien stammt, wirft ein durchaus sozialkritisches Auge auf die komplexe Gesellschaftsstruktur von Mittelerde: Ganz oben die aristokratischen, unsterblichen Elben mit ihrer Isolationshaltung, unten die erzkapitalistischen Zwerge mit ihrer Sehnsucht nach alter, durch Gold und Reichtum abgesicherte Größe, dazwischen die Menschenreiche, vorindustriell und prädemokratisch, aber zunehmend unzufrieden mit den feudalistischen Herrschern. Die öko-bewussten Hobbits aus dem Auenland nicht zu vergessen.
Warum der Film allerdings eine Freigabe ab 12 Jahren bekommen hat, ist mir schlichtweg unbegreiflich: Eltern können so mit ihren 6-jährigen Kindern abgetrennte Gliedmaße und mit Pfeilen durchbohrte Köpfe in Hülle und Fülle bewundern. Diese Entwicklung finde ich wie gesagt äußerst fragwürdig, aber soll den Filmgenuss an dieser Stelle nicht schmälern, denn Peter Jackson, das muss man ihm lassen, hat die Magie von Mittelerde erneut entfacht.