Film des Monats: HEAT (1995)

Heat


„Heat“ ist einer dieser Filme bei dem einfach alles stimmt. Ich denke ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass Michael Mann damit nicht nur das absolute Highlight seiner Karriere gelungen ist, sondern auch einer der besten Filme des Jahres 1995, vielleicht sogar des gesamten Jahrzehnts. Bei „Heat“ handelt es sich um ein Remake des Fernehfilms „Showdown in L.A.“ aus dem Jahre 1989, der ebenfalls schon von Michael Mann geschrieben und inszeniert wurde und ursprünglich sogar als Pilotfilm für eine Serie gedacht war.

Der Gangster Neil McCauley (Robert De Niro) ist ein Meister seines Fachs. Er versteht sich darauf selbst unmöglich erscheinende Einbrüche und Überfälle durch präzise Planung und minutiöse Ausführung schnell und gefahrlos über die Bühne zu bringen. Gemeinsam mit seinem Team um seine rechte Hand Chris Shiherlis (Val Kilmer), dem brutalen Michael Cheritto (Tom Sizemore) und Fahrer Trejo (Danny Trejo) hat er schon diverse Dinger in Los Angeles gedreht. Doch beim letzten Überfall auf einen Geldtransporter läuft alles schief. Der aufbrausende und eiskalte Waingro (Kevin Gage), den McCauley zum ersten mal mitnimmt, fühlt sich von einem Wachmann grundlos provoziert und erschießt ihn kaltblütig. Um keine Zeugen zu haben, müssen sie daher auch die anderen Wachmänner umbringen. Als McCauley Waingro deshalb später exekutieren will kann dieser jedoch flüchten und sinnt nun seinerseits auf blutige Rache.

Indessen untersucht Lieutenant Vincent Hanna (Al Pacino) vom Morddezernat den tödlichen Raubüberfall auf den Geldtransport. Er ist ein von seinem Beruf Besessener, genial bei der Arbeit, doch menschlich ein halbes Wrack. Zwei Ehen hat seine Karriere schon auf dem Gewissen und seine dritte mit Justine (Diane Venora) scheint kurz vor demselben Schicksal zu stehen.

Als McCauley von seinem Verbündeten Nate (Jon Voight) einen neuen ebenso lukrativen wie hochgefährlichen Job annimmt, soll dies sein letzter Bruch werden. Danach möchte er sich mit seiner neuen Geliebten Eady (Amy Brenneman), die nichts von seinen Machenschaften weiß, ins Ausland absetzen. Denn er hat nicht vor noch einmal in den Knast zu gehen, lieber würde er sich vorher von der Polizei ausschalten lassen.
Und Hanna kommt ihm langsam aber sicher auf die Spur. …

„Heat“ ist in erster Linie ein fabulöser Cop-Thriller. Hier gibt es nicht den Guten und die Bösen, Mann zeichnet statt altbekanntem Schwarz-Weiß-Muster vielmehr ein stimmiges Bild in allen Grautönen. Dies zeigt sich u.a. deutlich in dem Respekt den sich McCauley und Hanna im Laufe der Handlung gegenüber zollen. Sie spielen auf zwei verschiedenen Seiten desselben Spielfeldes, wissen beide dass der Eine den Anderen ausschalten muss, doch sie begegnen sich eben nicht mit Verachtung. Jeder würdigt die Motive des jeweils Anderen in einem gewissen Rahmen auf seine spezifische Weise. In einem anderen Leben, zu einer anderen Zeit hätten Beide vermutlich sogar Freunde fürs Leben werden können. Besonders schön wird das in der Diner-Szene rübergebracht (übrigens der bis dato ersten gemeinsamen Filmszene von Pacino und De Niro, die damals beide auf dem Höhepunkt ihrer jeweiligen Karrieren waren). Diese 5 Minuten haben wahrlich Filmgeschichte geschrieben! Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut wenn ich sie sehe. Daneben werden dem Zuschauer auch viele großartige Action-Sequenzen präsentiert. Die Flucht und der Schusswechsel nach dem Bankraub im zweiten Drittel des Films sind mittlerweile schon beinahe legendär.

Der Film funktioniert jenseits der grandiosen Crime & Action-Story aber auch noch als waschechtes Beziehungsdrama. Denn bei allen Beteiligten kriselt es immer wieder. Egal ob zwischen Hanna und Justine, McCauley und Eady oder Shiherlis und seiner Frau Charlene (Ashley Judd). Mann zeigt offen und schonungslos, dass solche Leben nur wenig Spielraum für zwischenmenschliche Beziehungen lassen. Letztenendes sind Alle einsame Wölfe. Egal ob Gangster, der, wie es De Niros Figur im Film sinngemäß in den Mund gelegt wird, an nichts hängen darf, was er nicht innerhalb von 30 Sekunden wieder loswerden kann, oder pflichtbewusster Cop, der das Wohl der Bevölkerung die er schützen soll im Zweifelsfall sogar über das der eigenen Famile stellt. Auf allen Ebenen ein sehr tiefschürfender und aufwühlender Film.

Unterstrichen wird die Genialität dieses Meisterwerks zudem noch durch die beindruckende Kameraarbeit von Dante Spinotti, sowie dem treibenden Score von Elliot Goldenthal, der das Adrenalin noch weiter steigen lässt.


USA – 1995 – 2 Std. 51 Min.
Regie: Michael Mann
mit Al Pacino, Robert De Niro, Val Kilmer, Jon Voight, Tom Sizemore, Diane Venora, Amy Brenneman, Ashley Judd, William Fichtner, Natalie Portman, Kevin Gage, Dennis Haysbert, Tom Noonan, Danny Trejo, Hank Azaria, Wes Studi, Jeremy Piven, Xander Berkeley & Bud Cort
Genre: Krimi/ Action/ Drama

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