Ein Luxushotelkomplex mitten im nigerianischen Lagos. Draußen herrschen kriegsähnliche Zustände. Doch drinnen sitzen drei Business Consultants und wollen den Lauf der ökonomischen Welt nach ihren Vorstellungen beeinflussen. Wo sie sich überhaupt gerade befinden ist ihnen dabei egal. Die Hotelzimmer sehen eh immer gleich aus, egal ob in Delhi, Islamabad oder eben heute Lagos. Und die wirkliche Welt betreten sie nur auf dem Weg vom Flughafen zur Hotellobby.
Der smarte aber zynische Kai Niederländer (Sebastian Blomberg) und der cholerische Familienvater Frank Öllers (Devid Striesow) haben gerade eine komplette Firma von Indien nach Pakistan outgesourct, einfach weil sie es können, und es ihren Profit maximiert. Was mit den Angestellten vor Ort passiert interessiert sie nicht. Für sie sind das keine Menschen, nur nackte Zahlen. Ansonsten machen sie sich über ihren Kollegen Hellinger lustig, der gerade zum Partner ihrer „Company“ gewählt wurde, dabei waren sie eigentlich beide auf den Posten scharf. Seit sechs Jahren sind die beiden ein eingespieltes Team. Sie zerschlagen Firmen, kaufen andere auf und fühlen sich dabei wie die Könige Welt.
Für ihren neuesten Deal wird ihnen nun die junge Kollegin Bianca März (Katharina Schüttler) zugeteilt, die zwar noch lange nicht so abgestumpft und zynisch ist, aber nicht minder durchsetzungskräftig.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, Hellinger begeht Selbstmord und die Company soll plötzlich verkauft werden. Und draußen tobt derweil die Talibanmiliz weiter. Dadurch geraten auf einmal selbst die sonst so unnahbaren Conultants ins Schwitzen. …
Regisseur Johannes Naber hat mit „Zeit der Kannibalen“ versucht eine schonungslose Abrechnung mit dem Heuschreckenkapitalismus der letzten Jahre zu machen. Doch dafür ist ihm der Film zu blass geraten. Die Charaktere sind zwar natürlich satirisch überzeichnet und die drei Hauptdarsteller spielen sensationell, jedoch werden sie durch das Drehbuch zu stark ausgebremst. Für eine wirklich gelungene Satire hätten die Unternehmensberater allerdings noch zynischer, noch fieser, noch aalglatter und noch weltfremder daher kommen müssen. Das herrlich radikale Ende entschädigt jedoch wieder ein wenig dafür.
Bei der genialen amerikanischen Serie „House of Lies“ mit Don Cheadle und Kristen Bell in den Hauptrollen wurde die gleiche Thematik hingegen noch viel konsequenter auf die Spitze getrieben. Mit etwas mehr Mut hätte somit auch „Zeit der Kannibalen“ zu einem kleinen deutschen Meisterwerk werden können.
Das Drehbuch bietet aber Gott sei Dank die einzige echte Schwäche des Films. Die Kameraarbeit ist sensationell, in langen ruhigen, beinahe schon stoisch wirkenden, Bildern fängt Pascal Schmit eindringlich die Kühle und Unnahbarkeit der Figuren ein, während von draußen, (meist) ganz leise, Maschinengewehrsalven durch die Straßen jagen. Der minimalistische, von tiefen Streichern geprägte und leicht elektronisch angehauchte Score von Cornelius Schwer hält zudem elegant die Spannung oben.
D – 2014 – 1 Std. 33 Min.
Regie: Johannes Naber
mit Devid Striesow, Sebastian Blomberg & Katharina Schüttler
Genre: Satire, Drama