Die Daten
Regie: Damien Chazelle | Drehbuch: Damien Chazelle | Musik: Justin Hurwitz | Kamera: Linus Sandgren | Schnitt: Tom Cross
Darsteller: Ryan Gosling, Emma Stone, John Legend, Rosemarie DeWitt, J. K. Simmons, Finn Wittrock, Sonoya Mizuno, Callie Hernandez, Jessica Rothe, Tom Everett Scott, Josh Pence, Trevor Lissauer, Jason Fuchs, Hemky Madera
Die Story
In der Stadt der Engel trifft die angehende Schauspielerin Mia (Emma Stone) auf den Musiker Sebastian (Ryan Gosling).
Die Review
Im Grunde erzählt Damien Chazelle jetzt keine so neue Geschichte oder verändert das Genre des Musicals – oder in diesem Fall besser ausgedrückt: Musikfilm – in ihren kompletten Strukturen. Es ist eher wie er sich dem Stoff annimmt und einen klassischen Gene Kelly/Leslie Caron-Film der 40er/50er-Jahre dreht, der aber in der heuten Zeit spielt. Auch wenn man wegen den Kostümen und der Ausstattung oft ins grübeln kommt, ob man sich nicht vielleicht doch in 40er/50er-Jahren befindet. Bei Chazelle treffen also eine moderne Art der Inszenierung auf eine klassische Hollywood-Story aufeinander und im Falle von La La Land ist das Ergebnis absolut fantastisch. Angefangen bei der ersten Nummer (Another Day of Sun) die komplett in einem One-Shot-Take aufgenommen wurde ist der Film vor allem auf visueller Ebene ein Genuss: Musik, Kamera, Ton und Regie greifen nahtlos ineinander und verursachen dadurch einen Wirbel der visuellen Genüsse, ohne dass einem davon schlecht wird.
Wie schon gesagt: Für mich ist La La Land kein klassisches Musical – es gibt auch eigentlich nur zwei klassischen Musicalnummern in den Film und das sind die ersten beiden die man zu sehen bzw. hören bekomme mit Another Day of Sun und Someone in the Crowd – sondern ein Musikfilm, ein Film der eine romantische Geschichte mit Unterstützung der Musik erzählt. Würde man die Musik aus dem Film raus nehmen und das ganze nach New York City verlagern, hätte man locker einen Nachfolger zu Blue Valentine – ebenfalls schon mit Ryan Gosling – drehen können. Zwar ist La La Land sehr viel klassischer, aber nicht weniger deprimierend in seiner Erzählung einer Beziehung als das Werk von Derek Cianfrance. Auch kann man es Chazelle anrechnen, dass er sich wie schon bei Whiplash gegen ein strahlendes Happy-End entscheidet entscheidet, sondern seine beiden Hauptfiguren ihren eigenen Weg gehen, der am Ende zwar von Erfolg gekrönt ist, aber nicht in klassischer Art als Paar.
Darstellerisch liegt der Fokus natürlich voll und ganz auf Ryan Gosling und Emma Stone die ohne Frage starke Leistungen aus ihren Figuren rauskitzeln. Während Gosling mit kleinen lustigen Facetten in seiner Mimik und seinem Spiel punkten kann – eine Sache die er echt gut beherrscht und noch viel mehr in The Nice Guys ausleben konnte – gefällt Emma Stone in ihrer ebenfalls sehr klassischen Rolle des Mädchens vom Land die sich in der großen Stadt ihren Lebenstraum erfüllen möchte. Davon hätte sich Elizabeth Berkley für ihre Rolle in Showgirls ruhig was abschneiden können. Bei den Nebenfiguren kann vor allem John Legend als musikalischer Freund der Figur von Ryan Gosling am stärksten eigene Aspekte setzen, während z. B. der Auftritt von J. K. Simmons eher als kleines Cameo gelten kann; aber natürlich großartig gespielt wird von ihm.
In einer Szene wirft Keith (John Legend) Sebastian (Ryan Gosling) vor mit seiner Musik nur die alten Meister zu kopieren, aber keine eigenen Impulse und kreativen Ideen einfließen zu lassen um selbst klassischen Jazz auf eine neue – moderne – Ebene zu bringen. Damien Chazelle hätte mit seinem Film in genau diese Falle auch selbst treten können: Nach seinem Estlingswerkt – der ja schon fast die erste Hälfte von Full Metal Jacket mit Jazz-Schlagzeugern war – komplett auf Nummer sicher gehen, einen klassischen romantischen Hollywoodfilm mit zwei großen Stars drehen können mit allen bekannten Zutaten und Szenen. Stattdessen schaut er zwar – wie auch Sebastian – auf eine lange zurückliegende Zeit zurück und verbeugt sich vor ihr, verleiht dem ganzen aber einen sehr realistischen und modernen Look. Da bleibt einem am Ende nicht viel mehr als Beifall zu klatschen.
Das Fazit
Eine klassische Geschichte modern verpackt und mit zwei in ihren Rollen aufgehenden Hauptdarstellern perfekt besetzt, liefert Damien Chazelle nach Whiplash seine zweites eindrucksvolles Ausrufezeichen in Filmform ab.