Basierend auf Liane Moriartys Bestsellerromans „Tausend kleine Lügen“ hat Drehbuchautor David E. Kelley für HBO die Handlung als mehrteilige Mini-Serie ausgelegt. Dreh- und Angelpunkt ist eine Spendengala zugunsten der örtlichen Grundschule, wo es zu einem Todesfall kommt, in dem offenbar eine von drei Müttern verstrickt ist. Bei den Ermittlungen kommt heraus, dass alle drei etwas zu verbergen haben…
– Staffel 1 –
Erzählt wird hauptsächlich in Rückblenden, die alle Geschehnisse beleuchten die vermeintlich zum Todesfall beigetragen haben. Dabei wird weder das Opfer noch der bzw. die Täterin dem Zuschauer bis zur letzten Folge offenbart.
Was Regisseur Jean-Marc Vallée aus dem recht standardisierten Plot gezaubert hat, lässt sich wirklich sehen. Nicht ohne Grund war „Big little Lies“ der große Abräumer bei den Emmy Awards und Golden Globes mit je 8 bzw. 4 Preisen, allen vorran für die „Beste Mini-Serie des Jahres“ und Nicole Kidman, Alexander Skarsgard und Laura Dern für ihre starken Darbietungen.
Die größte Überraschung ist aber wohl Reese Witherspoon, die als Madeline Mackenzie ihre Karrierebestleistung abruft und sowohl ihre oscargekröntes Schauspiel von „Walk the Line“, als auch ihre beiden gleichwertig starken Leistungen in „Wild – der große Trip“ und „Election“ übertrifft. Auch Shaileene Woodley überrascht als junge Mutter Jane Chapman mit einer komplexen Darstellung, die sie nach und nach zu enthüllen versteht.
Aber natürlich sollten an dieser Stelle auch die Golden Globe- und Emmy-Gewinner lobend erwähnt bleiben. Nicole Kidman verkörpert die schöne Celeste, die mit dem attraktiven und wesentlich jüngeren Perry verheiratet ist und ein scheinbar perfektes Leben führt. Das dies mehr Schein als Sein ist, muss der Zuschauer, wie auch Kidman selbst am eigenen Leib spüren. Dabei ist die Chemie zwischen Skarsgard in Kidman wirklich außergewöhnlich und faszinierend. Laura Dern, die scheinbar von Film zu Film und Serie zu Serie immer besser wird, brilliert als Mutter, dessen Tochter vermeintlich von Janes Sohn Ziggy in der Schule misshandelt wurde und daraufhin einen Kleinkrieg mit Jane und Madeline zu führen beginnt.
Auch Erwähnenswert ist die Leistung von Adam Scott als Madelines unscheinbarer Ehemann, der im Laufe der 7 Episoden eine interessante und glaubhafte Entwicklung macht und einige starke Szenen mit Serienehefrau Reese Witherspoon hat. Zudem seien auch mal die Kinderdarsteller positiv erwähnt, von denen besonders Iain Armitage als Jane Chapmans Sohn Ziggy eine interessante Chemie mit seiner Serienmutter Shaileene Woodley hat.
Neben dem herausragenden Cast ist die ganze Produktion auf sehr hohem Niveau anzusiedeln, wovon die Kamerarbeit von Yves Bélanger und die jeweils mit einem Emmy ausgezeichneten Kostüme und die Musikauswahl von Susan Jacobs (Silver Linings, American Hustle, Wild – Der große Trip und I, Tonya) positiv auffallen.
Das faszinierende an „Big little Lies“ ist das von Anfang an hohe Niveau der gesamten Produktion, die im Laufe der Episoden immer noch einen drauf zusetzen vermag, um sich dann im Schlussakt noch einmal mit einer nahezu perfekten Folge zu entladen. Kein Wunder, dass diese Mini-Serie in den USA so ein großer Erfolg geworden ist, dass weitere Folgen in Planung sind, u.a. mit Meryl Streep in einer zentralen Rolle. Eine klare Empfehlung meinerseits!
Folgen-/Wertungsübersicht:
- Willkommen in Montery (Somebody´s Dead) – 8,0/10
- Stutenbissigkeiten (Serious Mothering) – 8,5/10
- Geplatzte Träume (Living the Dream) – 9,0/10
- Hart auf Hart (Push comes to Shove) – 8,5/10
- Gebrannte Kinder (Once bitten) – 9,0/10
- Brennende Liebe (Burning love) – 9,0/10
- Abgesang (You get what you need) – 9,5/10
Gesamt: 8,8/10
– Staffel 2 –
Die fünf Mütter Madeline, Celeste, Jane, Renata und Bonnie (Reese Witherspoon, Nicole Kidman, Shailene Woodley, Laura Dern, Zoë Kravitz) halten nach dem Abend der Schul-Benefizgala loyal zusammen. Doch die Lüge, die sie verbindet, lastet schwer auf jeder einzelnen, so dass die Beziehungen zu ihren Partnern und Kindern darunter leiden. Die Situation verschärft sich, als Mary Louise Wright (Meryl Streep) bei Celeste in Monterey auftaucht und sich bei ihr einquartiert. Sie will wissen, was mit ihrem Sohn geschehen ist und beginnt zudem einen Sorgerechtsstreit um ihre Enkel. Wie lange können die fünf Frauen die Wahrheit verbergen und Fassade Aufrecht erhalten?
Eine Staffel, die es eigentlich gar nicht geben sollte, doch nach den etlichen Preisen gab HBO dann doch grünes Licht und waltzte den Bestseller von Liana Moriaty auf weitere 7 Folgen aus! Regisseur Jean-Marc Vallée war allerdings dieses Mal nicht verfügbar, denn dieser war mit „Sharp Objects“ beschäftigt. Also wurde Andrea Arnold verpflichtet, die mit „Fish Tank“ und „American Honey“ zwei von den Kritikern gleichermaßen gefeierte Werke in Folge ablieferte. Angeblich kam es nach Ende des Drehs aber zu Unstimmigkeiten hinter den Kulissen und ihr wurde die kreative Gewalt über die Post Produktion entzogen. Stattdessen sprang Vallée ein, um das Material so zu formen, dass es stilistisch zu seiner ersten Staffel passt.
War die Serie ohnehin schon traumhaft besetzt, gelingt ihr mit dem Hinzufügen von Meryl Streep nochmals ein wahrer Coup. Ihr Charakter ist herrlich skurril angelegt, mit ihrer Art, ohne Rücksicht auf Verluste das zu sagen, was sie denkt (und das kann äußerst schräg und fies ausfallen), sorgt sie für reihenweise komischer und WTF-Momente. Mit ihrer Rolle als Quasi-Antagonistin, die den Tod ihres Sohnes aufklären will und später auch um das Sorgerecht ihrer Enkel kämpft, wird ein interessanter neuer Handlungsstrang hinzugefügt. Leider vermögen die weiteren Handlungsstränge um die anderen Frauen nicht dieselbe Faszination auszuüben, mit Ausnahme um Jane Chapman (Shaileene Woodley) ihren Sohn Izzy und wie sie versucht ihre Vergangenheit abzuschütteln und sich auf Corey (Douglas Smith) einzulassen.
Bonnies Storyline hat zwar Potential durch die Beziehung zu ihrer Mutter, jedoch drehen sich ihre Szenen fast ausschließlich darum, wie ihre Schuldgefühle sie betäuben. Krawitz macht ihre Sache zwar gut, aber soviel Leid auf ihren Schultern zu sehen ist nur schwer zu ertragen. Madelines Ehe steht auf der Kippe und Witherspoon und Scott liefern sich tolle Wortgefechte und verkörpern ihre Ehekrise glaubhaft, doch im Nachhinein betrachtet bietet sie kaum ein Mehrwert für die Serie. Die größten Abstrich muss man aber wohl bei Renatas Handlungsstrang eingestehen, denn dieser trägt in keinster Weise zur Haupthandlung bei. Im Gegenteil, ich habe Laura Dern noch nie so am Overacten gesehen. Das war zum Teil sehr grotesk mit anzusehen. Zwar waren auch witzige Momente dabei, wie ihre „Fuck“-Tirade im Auto gegenüber ihrem Ehemann, doch als Sidekick war ihre Figur viel zu aggressiv und von den anderen 4 Frauenfiguren zu weit entfernt.Ihr haben mehr Momente, wie diese mit Meryl Streeps Figur gefehlt, als sie ihre Freundin Celeste vor ihr verteidigt hat.
Die Macher haben versucht eine eigentlich abgeschlossene Handlung fortzuführen. Dies ist ihnen wie beschrieben, aber nur mit einigen Charakteren gelungen. Trotz der durchweg herausragenden Darbietungen und der gleichbleibend hochwertigen Produktion hat es im Grunde keine zweite Staffel benötigt, auch wenn es ein Fest ist den Schlagabtäuschen von Streep und Kidman zuzusehen, der im Gerichtssaal seinen Höhepunkt erreicht und beide diverse Preise bescheren dürfte.
Folgen-/Wertungsübersicht:
- Was haben Sie getan? (What have they done?) – 7,5/10
- Verräterrische Herzen (Tale-tell hearts) – 8,0/10
- Das Ende der Welt (The End of the World) – 7,5/10
- Vorahnungen (She knows) – 8,0/10
- Hassliebe (Kill me) – 8,0/10
- Die schlechte Mutter (The Bad Mother) – 8,5/10
- Jetzt will ich´s Wissen (I want to know) – 9,0/10
Gesamt: 8,1/10