Als James Gray, welcher mit „The Immigrant“ einen Achtungserfolg erzielte, seine siebte Leinwandproduktion als „realistischste Darstellung von Weltraumreisen aller Zeiten“ ankündigte, warf dies entsprechende Schatten voraus. Nicht nur passionierte Galaxis-Fans sehnten der Veröffentlichung von „Ad Astra“ entgegen, der dank der Intervention der am Vertrieb beteiligten Disney Studios mit fast viermonatiger Verspätung erschien. Starbesetzt und ein Budget von rund 100 Millionen US-$ verschlingend, richteten sich die Hoffnungen vieler darauf, dass das Werk den anspruchsvollen Weg von „Gravity“ und „Arrival“ einschlagen würde. In Gestalt seines ersten Ausflugs ins Science-Fiction-Terrain übt sich Gray jedoch leider vor allem in Pseudopsychologie und erschafft etwas, das man lediglich als gigantisches Weltraum-Kaugummi mit kurzer Halbwertszeit bezeichnen kann.
Bereits der auf Vergil anspielende Titel ließ erahnen, dass die Macher (scheinbar) eine philosophische Richtung einschlagen wollten. Die Expedition, die den Protagonisten Roy McBride in geheimer Mission mit Zwischenstopps auf Mond und Mars bis hin zum Neptun führt, zum Selbstfindungstrip mutieren, hinterlässt jedoch vielfach Fragezeichen. Zwar mutet der Auftakt durchaus vielsprechend an, in Folge gerät die meditative Erzählweise jedoch dermaßen zäh, dass wohl nicht nur passionierte Raucher spätestens nach 45 Minuten unruhig mit den Füßen scharren. Obwohl die visuellen Effekte und das elegante Sounddesign auf der Höhe der Zeit einen enormen Pluspunkt darstellen, reichen diese bei Weitem nicht aus, um das Interesse für zwei Stunden aufrechtzuerhalten. Dass Max Richter zu den musikalischen Genies unserer Zeit gehört, steht außer Frage. Dennoch erlebt man selten einen Film, in dem der Soundtrack so selten zu dem passt, was man visuell geboten bekommt. Die omnipräsent eingesetzte Off-Stimme des Ingenieurs wird schnell zur Belastungsprobe und auch die wiederholte Einfügung von religiösen Motiven wirkt höchst aufgesetzt. Diesbezüglich hätte sich Schweigen tatsächlich einmal als adäquates Stilmittel erwiesen. Erschwerend kommt hinzu, dass lediglich zwei Sequenzen spannend sind, allerdings verhindern insbesondere die flache Charakterzeichnung und zahlreiche Logiklöcher, jegliches Gefühl des Mietfieberns. In einem Film, der eine Raummission zum weit entferntesten Planeten unseres Sonnensystems enthält, sind Absurditäten bis zu einem gewissen Grad vermutlich unvermeidbar, nichtsdestotrotz finden sich viele Handlungslemente wieder, die selbst im 4. Jahrtausend ohne jegliche Plausibilität erscheinen. Dadurch verfehlte auch die solide Darstellung von Brad Pitt ihren eigentlichen Zweck. Sicherlich mag die Kühle des Protagonisten inhaltlich beabsichtigt sein, dennoch entzieht es sich jeder Logik, einem Hauptdarsteller im Alleingang durch die Weiten des Alls zu folgen, für dessen Schicksal man sich nicht sonderlich interessiert. Weder den erfahrenen Haudegen Tommy Lee Jones und Donald Sutherland noch Ruth Negga gelingt es ferner, das klischeehafte Skript nennenswert aufzuwerten.
Selbst mit größtem Wohlwollen ist „Ad Astra – Zu Den Sternen“ ein spannungsarmes Abenteuer, das ausschließlich aufgrund seiner optischen Gestaltung punkten kann. Der Versuch, einen inneren, zwischenmenschlichen Konflikt in die Zukunft zu katapultieren und psychologisch aufzuladen, geht jedoch vollends schief. Aus diesen Gründen verlaufen sämtliche Ambitionen in ein Vakuum und der Zuschauer bleibt im Gegensatz zur Hauptfigur stets ernüchtert am Boden zurück.