Landscapers

Romanze in beige: Die großartige Serie "Landscapers" mit Olivia Colman - Medien - SZ.de
©Sky UK Ltd. / HBO / Sister

Susan (Olivia Colman) und Christopher Edwards (David Thewlis) sind ein unscheinbares englisches Paar, das seit 15 Jahren bereits in Frankreich lebt. Sie genießen ihr Leben dort, auch wenn sie ständig mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Als Christopher deswegen seine Stiefmutter anruft und sie um Hilfe bittet, kommt über Umwege eine grauenvolle Wahrheit ans Tageslicht: Die beiden haben vor langer Zeit die Leichen von Susans Eltern im Garten vergraben. Zwar beteuern sie, dass sie sich nichts haben zuschulden kommen lassen, doch für die Polizei steht fest, dass die zwei das Ehepaar heimtückisch ermordet haben, um so an deren Geld zu kommen. Die Versuche, den beiden ein Geständnis zu entlocken, ist zunächst von wenig Erfolg gekrönt. Aber je länger die Gespräche andauern, umso mehr erfahren sie über die Lebensgeschichte der zwei…

True Crime Geschichten haben sich einen festen Platz im Fernsehen erkämpft, teilweise auch im Kino. Während Netflix eine Doku nach der anderen veröffentlicht, die sich mit vergangenen Verbrechen befassen, wird in Filmen gerne von bekannten Serienmördern erzählt. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Faszination für das Böse, verbunden mit einer großen Portion Nervenkitzel. Das es aber auch anders geht, zeigt das Beispiel Landscapers. Auch hier steht ein reales Verbrechen Pate, genauer der Mord an einem älteren Ehepaar im Jahr 1998. Und doch hat die Sky-Serie nichts mit den bekannten Titeln aus diesem Segment gemeinsam und geht an mehreren Stellen in eine völlig andere, eher artistischere Richtung.

Landscapers, Landscapers - Staffel 1 mit David Thewlis und Olivia Colman
©Sky UK Ltd. / HBO / Sister

Als wir Susan und Chris am Anfang das erste Mal sehen, lernen wir ein recht biederes Paar kennen, eine typisch britische Mischung aus Exzentrik und Langeweile. Ein Paar, das Filme liebt und Andenken sammelt, im realen Leben aber kaum etwas auf die Reihe bekommt. Und solche Leute sollen tatsächlich einen brutalen Mord begangen haben? Landscapers spielt dann auch durchaus mit der Möglichkeit, dass das alles ganz anders war und die zwei gar nichts getan haben. Klar, da sind die beiden Leichen, die seit vielen Jahren im Garten versteckt sind. Aber vielleicht haben sie ja recht mit der Behauptung, selbst gar nichts getan zu haben, wie sie in großer Bezeugung mehrfach wiederholen.

Dennoch ist Landscapers kein Krimi in dem Sinn, bei dem es darum geht, einen vergangenen Mord aufzuklären. Es kommen zwar neue Details hinzu. Serienschöpfer, sowie Ehemann von Olivia Colman, Ed Sinclair interessiert sich aber gar nicht so wahnsinnig dafür. Stattdessen nutzt er den kriminologischen Hintergrund, um das Bild eines Paares anzulegen. Dieses ist zunächst vor allem von Skurrilität geprägt, so wie die Miniserie allgemein überraschend humorvoll ist. Tatsächlich wird sie zuweilen als schwarze Komödie bezeichnet, was zumindest anfangs nicht von der Hand zu weisen ist. Doch im Laufe der vier Folgen wandelt sich das. Es geht eben nicht mehr um das Kurios-Kauzige. Aus dem schrulligen Paar wird ein tragisches, das sich immer wieder in Träume stürzt, um dem schäbigen Alltag zu entkommen.

Landscapers, Landscapers - Staffel 1 mit Olivia Colman
©Sky UK Ltd. / HBO / Sister

Zum Teil wird dies sogar richtig surreal, wenn die regulären Szenen aufgebrochen werden und Fantasien Platz machen. Nicht ohne Grund sind die zwei große Filmfans, da wird schon mal ihr Leben zur Kulisse von großen Abenteuern. Das könnte ein Publikum irritieren, welches sich eben für den kriminologischen Aspekt interessiert, der da schon mal in den Hintergrund rückt. Wer mehr über das Verbrechen wissen will, der ist hier eher fehl am Platz. Aber es ist eine spannende und originelle Abwandlung der True-Crime-Formel, welche so oft zu sehen ist. Und sie ist sehr gut gespielt: Oscarpreisträgerin Olivia Colman (Frau im Dunkeln) und David Thewlis (An Inspector Calls) verleihen Landscapers die notwendige Emotionalität, um das Konzept von Sinclair und Regisseur Will Sharpe durchzuziehen. Man entwickelt mit der Zeit ein so großes Mitgefühl für die beiden, die sich auf rührende Weise um einander kümmern, dass man sich fast wünscht, dass am Ende bewiesen wird, dass sie unschuldig sind bzw. mildernde Umstände kriegen, auch wenn man weiß, dass die Realität ein anderes Ende vorsieht.

Lasst Euch nicht von der ersten Folge abschrecken, die setzt ungewohnte Töne und ist sehr ruhig inszeniert und ist definitiv nicht jedermanns Sache, auch ich hab mich etwas durch die erste Episode gequält. Aber ab Folge Zwei greift alles sehr gut ineinander und vor allem die Beschreibungen des Tathergangs mit den surrealen Elementen ist einfach brillant gemacht. Die Mini-Serie beginnt als humorvolles Porträt eines schrulligen Paares, das mit der Zeit immer rührender und trauriger wird. Auch wenn sich Landscapers ab und an in Unwichtigkeiten verliert, lohnt es sich mal einen Blick zu wagen, vor allem wegen des wieder einmal herausragenden Spiels von Olivia Colman, die wieder einmal zeigt, wieso sie zur A-Liga von Schauspielern gehört und wohl auch nicht alsbald wegzudenken ist.

Folgen-/Wertungsübersicht:

  1. Die Rückkehr (7,0/10)
  2. Das Verhör (8,0/10)
  3. Der Verdacht (8,0/10)
  4. Das Urteil (7,5/10)

Gesamt: 7,6/10

UK 2021 – 203 Minuten
Regie: Will Sharpe
Genre: Drama / Komödie / Krimi
Darsteller: Olivia Colman, David Thewlis, Kate O´Flynn, Dipo Ola, Daniel Rigby, Samuel Anderson, Maanuv Thiara, David Hayman, Felicity Montagu, Kathryn Hunter, u.a.

 

 

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