Die 75. Filmfestspiele in Cannes sind zu Ende und wie gewohnt verlieh die Jury am letzten Tag die Preise. Während Ruben Östlund mit seiner zweiten Wettbewerbs-Teilnahme bereits zum zweiten Mal den Hauptpreis, die Goldene Palme, gewinnen konnte, ging der im Vorfeld heiß erwartete Crimes of the Future leer aus…
Die Goldene Palme ging nach Schweden an Ruben Östlund. Sein Film Triangle of Sadness ist eine bitterböse Satire über ein Influencer-Paar, das auf einer Luxus-Reise jede Menge, sehr reiche Menschen kennenlernt. Diese werden genauestens porträtiert, bis sie letzten Endes von Seekrankheit übermannt werden und, in der eindeutig absurdesten Szene des diesjährigen Festivals, begleitet von Marx-Zitaten in ihren eigenen Körperflüssigkeiten badend untergehen. Allein angesichts dieser Szene eine beeindruckende und überraschende Wahl der diesjährigen Jury rund um Jurypräsident Vincent Lindon. Ruben Östlund ist damit erst der neunte Regisseur, der zweimal den Hauptpreis in Cannes mit nach Hause nehmen konnte. Häufiger gelang dies noch niemanden. Die anderen sind: Francis Ford Coppola, Die Brüder Dardenne, Shoei Imamura, Ken Loach, Michael Haneke, Emir Kusturica und Bille August. Östlund ist erst 48, aber August, Kusturica und Coppola waren alle jünger, als sie das 2. Mal die Goldene Palme erhielten. Coppola hält mit 40 sogar den ultimativen Rekord, als er nach Der Dialog das 2. Mal für Apocalypse Now gewann.
Natürlich gab es noch weitere Gewinner in Cannes. Der große Preis der Jury, meist als zweitwichtigster Preis angesehen, ging an zwei Filme. Zum einen an den belgischen Regisseur Lukas Dhont für seinen gerade einmal zweiten Langfilm Close und zum anderen an die große, französische Regisseurin Claire Denis für ihren Film The Stars at Noon. Der südkoreanische Regisseur Park Chan-Wook konnte für seinen hervorragenden Neo Noir-Film Decision to Leave völlig verdient den Preis für die beste Regie einstreichen. Etwas überraschend wurde der neue Film von Die Fliege-Regisseur David Cronenberg von der Jury überhaupt nicht berücksichtigt. Auch US-Amerikaner James Gray (Ad Astra) ging mit seinem Film Armageddon Time leer aus. Sind damit auch die Oscar-Chancen gesunken? Die Darsteller, die in Cannes gewinnen, haben es bekanntlich schwer sich bis zur Oscarsaison im Gespräch zu halten, wenngleich es besonders bei Song Kang-ho wünschenswert gewesen wäre, der schon eine Nominierung für Parasite verdient gehabt hätte, der vor 2 Jahren Oscargeschichte geschrieben hatte.
Alle Gewinner in der Übersicht:
- Goldene Palme: Triangle of Sadness von Ruben Östlund
- Grand Prix: Close von Lukas Dhont und The Stars At Noon von Claire Denis
- Preis für die Regie: Park Chan-Wook für Decision to Leave
- Preis für die Darstellerin: Zar Amir Ebrahimi in Holy Spider
- Preis für den Darsteller: Song Kang-ho für Broker
- Jury-Preis: Acht Berge und Eo
- Preis für das Drehbuch: Tariq Saleh für Boy From Heaven
- Spezialpreis zum 75. Geburtstag des Festivals: Jean-Pierre und Luc Dardenne für Tori and Lokita
- Camera d’Or: War Pony von Riley Keough und Gina Gammell