Las Vegas hat, verglichen mit New York, Chicago und Los Angeles, seinen Zenit überschritten. Die gesamte Vergnügungsmetropole droht geradezu der Verfall, der mit billigen Leuchttafel überdeckt werden soll. Ebenso, wie diese Stadt ihren Zenit längst überschritten hat, verhält es sich bei Deborah Vance, eine ihrer berühmtesten Einwohnerinnen. Die Comedy-Legende spielt zwar noch immer 100 Shows pro Jahr, doch sehen wollen sie nur noch Pensionäre beim Besuch aus Florida…
Trotz ihres sinkenden Sterns lebt Deborah noch auf großem Fuß und führt ein Leben wie ein Superstar der 80er – mit Helikopterflügen und allem drum und dran. Die Figur ist sichtlich an Joan Rivers angelehnt, die zwar bereits im September 2014 starb, aber durch ihren oft zynischen Humor und als weibliche Pionierin der Unterhaltungsindustrie in Amerika unvergessen bleibt. Einen Abklatsch spielt die dreifache Emmy-Preisträgerin Smart keinesfalls. Sie wirft so viel von sich selbst in Deborah, dass der Charakter schon in der Pilotepisode total greifbar wird.
„There Is No Line“, der Titel vom Auftakt, verweist auf ein Comedy-Gesetz, das heutzutage Mode ist. Deborah tritt als Komikerin vergangener Zeiten radikaler auf als manch ein gegenwärtiger Kollege. Als ältere Dame spricht sie auf der Bühne offen über Sexuelles und hat sich nie gescheut, geschmacklose Witze zu reißen und genau das macht sie so legendär. Gleichzeitig funktioniert dieser Trick wohl nur, gerade weil sie ein Relikt der Vergangenheit darstellt. Denn ihr Konterpart, die junge Autorin Ava Daniels (Hannah Einbinder), lebt nach genau derselben Philosophie und landet damit immer wieder auf der Nase.
Für einen vermeintlich homophoben Tweet wird ihre Karriere auf das Abstellgleis gestellt. Ein demütigender Assistentenjob bei Deborah ist Avas letzte Chance, noch mal Fuß zu fassen. Dabei verachtet sie ihre potentielle neue Arbeitgeberin, da sie im Mainstream zu Hause ist. Deborah und Ava, das ist eine Hassliebe auf den ersten Blick. Die Zusage für die Zusammenarbeit bekommt Ava so auch erst, nachdem sie, frustriert vom schlechten Verlauf des Bewerbungsgesprächs, einen ihrer typischen sozialen Aussetzer hat und Deborah aufs Übelste, aber eben auch aufs Lustigste beleidigt. Diese Direktheit imponiert der Diva, die sonst nur mit Samthandschuhen angetastet wird. Vielleicht sieht sie eine jüngere Version von sich selbst in Ava…
Jean Smart als Deborah fungiert fraglos als Herzstück von Hacks. Und trotzdem würde die Serie ohne Hannah Einbinder als Ava kaum so großartig funktionieren. Die junge Schauspielerin lässt sich zumindest nicht von der Grande Dame in den Schatten stellen. Ihre Figur ist besonders unterhaltsam, weil sie fürs Fernsehen noch immer eher unerhört ist. Der Charakter geht ein bisschen Richtung Awkwafina, eine ambitionslose und dreiste junge Frau, die sich nimmt, was sie will – außer, wenn sie allzu hart dafür arbeiten muss. Gleichzeitig anmaßend und doch ohne das geringste Selbstvertrauen.
Fazit: Hacks ist auf Anhieb was Besonderes, ist clever geschrieben und mit Jean Smart und Hannah Einbinder stark besetzt. Las Vegas als Setting passt perfekt den inneren Konflikt der zentralen Protagonistin Deborah widerzuspiegeln. Die 10 Episoden, der mit 6 Emmys ausgezeichneten Comedy-Serie, verfliegen dank des ungleichen Duos wie im Flug!
Folgenbewertungen
- Überschreitungen, immer (8,5/10)
- Bis auf´s Äußerste (8,0/10)
- Gig ist eben Gig (8,0/10)
- Im Licht der Juwelen (8,0/10)
- Ausschweifungen (8,5/10)
- Moment mal (8,5/10)
- Da ist mehr (8,0/10)
- 1,69 Millionen (8,5/10)
- Show, die letzte (8,0/10)
- Ich denke, sie wird (8,5/10)
Gesamt: 8,2/10
– Staffel 2 –
Die eigene Show war nicht der Hit, also verschlägt es Deborah (Jean Smart) und Ava (Hannah Einbinder) in der neuen Staffel von Hacks auf große Tour quer durch die USA, während dieser das Material verbessert werden soll. Für Ärger könnte noch die Mail sorgen, die Ava am Ende der ersten Staffel geschickt hatte, zumindest wenn Deborah sie je zu Gesicht bekommt. Manager Jimmy rät ihr, die Füße stillzuhalten, denn Deborah würde sehr extrem reagieren, wenn sie es herausfände. Zur gleichen Zeit erhält sie einen Teil der Asche ihres Vaters in einem ungewöhnlichen Aufbewahrungsgefäß. Jimmy hat nach dem Vorfall im Hotelzimmer bei der Personalabteilung Beschwerde über Kayla wegen sexueller Belästigung eingereicht. Er fordert ihre Versetzung, aber die Chefetage, zu der Kaylas Vater gehört, weist sie ab. Personalleiterin Barbara rät ihm daher, Aggressionsprobleme vorzutäuschen, damit Kayla zu angeblich ihrer eigenen Sicherheit doch noch versetzt werde. Widerwillig besucht Deborah zusammen mit Ava den MMA-Kampf von Aidan, dem Ehemann ihrer Tochter DJ. Es läuft schlecht für ihn, doch dann motiviert Deborah ihn, und Aidan kann den Kampf drehen. Ava erkennt, dass Deborah unberechenbar ist und will auf Abstand zu ihr gehen. Da beschließt diese, die Tournee noch am selben Abend zu beginnen, allein mit Ava!
In der zweiten Staffel kommen auch ein paar neue Gesichter an Bord. Darunter Tourmanagerin Weed (Laurie Metcalf, die dafür einen Emmy als Gast-Star bekam) sowie Ming-Na Wen (The Book of Boba Fett, Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D., Emergency Room) und Martha Kelly (Euphoria). Ebenso Margaret Cho, die man zuletzt etwa bei The Flight Attendant sehen konnte.
Neben den Neulingen wirken in der neuen Season von Hacks unter anderem auch Carl Clemons-Hopkins, Jane Adams, Christopher McDonald, Kaitlin Olson, Poppy Liu, Rose Abdoo, Mark Indelicato, Meg Stalter, Angela E. Gibbs, Johnny Sibilly, Joe Mande, Ally Maki, Lorenza Izzo und Luenell wieder mit.
Fazit: Wer die erste Staffel von Hacks mochte wird die zweite Staffel lieben. Sie wirkt insgesamt noch stimmiger und kurzweiliger als die Erste und wartet mit sehr starken Gastauftritten auf. Auch die kleineren Charaktere bekommen eine Story-Arc, was ich immer sehr zu schätzen weiß. Wer etwas kurzweiliges sucht ist mit Hacks gut bedient!
Folgenbewertungen
- Blut wird fließen (8,0/10)
- Quid pro Quo (8,5/10)
- Vertrauen, nicht nachdenken (8,0/10)
- Findet mich toll, einfach (8,0/10)
- Schuld wirft Schatten (8,5/10)
- Mädelsabend, (8,5/10)
- Taktik in L.A. (8,0/10
- The One, The only (9,0/10)
Gesamt: 8,3/10