Die Terrifier-Reihe ist eine der bekanntesten und zugleich erschreckendsten Horrorfilm-Franchises der letzten Jahre. Mit ihrem unbändigen Fokus auf Grausamkeit, Blutvergießen und psychologischem Terror hat sie sich einen festen Platz im Genre des Slasher-Horrors erkämpft. Der erste Film, Terrifier (2016), führte das Publikum in eine Welt voller extrem verstörender Gewalt und einem unvergesslichen Bösewicht: Art the Clown. Dieser düstere, nahezu wortlose Charakter, der sich mit einer Mischung aus groteskem Humor und brutaler Skrupellosigkeit durch die Geschichten bewegt, hat sich schnell zu einem Kultfavoriten entwickelt.
Der Erfolg des Films führte 2022 zu einer Fortsetzung, Terrifier 2, die die Erwartungen der Fans noch übertraf und die Reihe zu einem internationalen Phänomen machte. Mit einer Mischung aus praktischen Effekten, düsterer Atmosphäre und der Fähigkeit, die Grenzen des Horrors immer weiter auszutesten, hat Terrifier die Messlatte für moderne Slasher-Filme neu gesetzt. Die Reihe ist dabei nicht nur für ihre brutalen Morde bekannt, sondern auch für ihren subversiven Ansatz, Horror und Unterhaltung zu verbinden und dabei die dunklen Seiten menschlicher Fantasie zu erforschen.
Nun ist der dritte Teil im Kino, der eines der stärksten Halloween-Wochenenden jemals in den Kinos sorgte. Doch ist der Hype gerechtfertigt? Ich habe mir diese Woche alle Teile zu Gemüte geführt und wollte diese, sowie die neue Faszination für Slasher-Filme mit Euch besprechen. Waren Slasher-Filme eher für Horror-Liebhaber etwas, scheint es eine neue Faszination für brutalste Horrorfilme zu geben, den so viel wie Terrifier 3 hat bisher noch kein Slasher eingespielt…
TERRIFIER
An Halloween gehören Tara (Jenna Kanell) und ihre beste Freundin Dawn (Catherine Corcoran) zu den vielen Feierwütigen, welche die Straßen bevölkern. Nach einer langen Nacht bei einer der bei einer der vielen Partys wollen die beiden nur noch eine Kleinigkeit essen und sich dann auf den Weg nach Hause machen. In einer kleinen Pizzeria haben die beiden jungen Frauen dann eine skurrile Begegnung mit einem seltsamen Mann (David Howard Newton), der sich als grotesk aussehender Clown verkleidet hat. Vor allem Tara ist durch die Präsenz des Fremden zusehends verstört, während ihre Freundin sich einen Spaß daraus macht, den Mann zu ärgern und sogar auf einem Foto mit ihm zu posieren. Als die beiden dann dieses seltsame Erlebnis hinter sich gelassen haben, folgt die nächste unangenehme Überraschung, denn jemand hat bei ihrem Auto die Reifen aufgeschlitzt, sodass an eine Weiterfahrt nicht mehr zu denken ist. Zwar stimmt Taras Schwester Victoria (Samantha Scaffidi) am Telefon zu, die beiden gleich abzuholen, doch bis dahin wird es noch eine ganze Weile dauern…
Als Regisseur Damien Leone mit seinem Kurzfilm The 9th Circle das erste Mal auf Genrefestivals in seiner Heimat den USA erschien, dauerte es nicht lange, und er wurde als eines der neuen Talente der Indie-Horror-Szene gefeiert. In seinem Episodenfilm All Hallows’ Eve sollte er jedoch diesen Ruf nicht nur bestätigen, sondern mit dem von Darsteller Damien Howard Newton gespielten Art the Clown eine Figur schaffen, die mittlerweile in dieselben Sphären aufgestiegen zu sein scheint wie Freddy Krueger, Michael Myers und Jason Vorhees. Nur kurze Zeit später folgte dann mit Terrifier der erste Langfilm, der sich ebenfalls aufgrund dieser Figur eines gewissen Kultstatus erfreuen darf, auch wenn die Handlung an sich, auch für ihre Experimentierfreude bekannten Indie-Horror-Szene recht konventionell gehalten ist.
Leone geizt keinesfalls mit vielen, teils sehr heftigen Schauwerten, wobei eine Szene, in der Art eines seiner Opfer auf kreativ-grausame Weise ermordet, besonders hervorsticht. Wie eine Achterbahn des Grauens wirkt der Film bisweilen, sodass Schwarz und Rot die Farbpalette dominiert und vieles mitunter gar wie ein schrecklicher Traum wirkt, bei dem der fies grinsende Art derjenige ist, der die Fäden in der Hand hält. Generell merkt man Howard Newton die diebische Freude an dieser Rolle an, deren Diabolik er mehr als einmal auszuspielen weiß, die wie aus einer anderen Welt zu sein scheint und, wie viele der Pressezitate erklären, Pennywise wie einen Chorknaben wirken lässt.
Neben Howard Newton überzeugen die Kamerarbeit und die Spezialeffekte, die für eine Low Budget-Produktion doch recht gelungen ist und nicht alles noch billiger Protese aussehen lässt. Auch die Darstellungen von Jenna Kanell und Samantha Scaffidi sind überraschend solide, so dass man die meiste Zeit mit ihnen bei ihrem Versteckspiel durch die Korridore des verlassenen, heruntergekommenen Gebäude mitfiebert. Die Musik von Paul Wileys steckt hier allerdings noch in den Kinderschuhen und lässt ein starkes Hauptthema vermissen. Alles in allem ein solider Teil, dessen Kultstatus mir aufgrund des übertriebenen Bodyhorrors und teils grenzdebilen Dialogen da noch nicht ganz einleuchten wollte, aber wir kommen ja noch zum deutlichen besseren Teil.
Fazit: Terrifier ist ein „Schlachtfest“, dessen Bösewicht und Spezialeffekte einen Blickt wert sind. Darüber kann man glatt die recht konventionelle und überschaubare Handlung des Filmes vergessen, die Leone damit geschickt zu überspielen versucht. Die Lauflänge von 84 Minuten fühlen sich zum Teil dann aber doch etwas zäh an. War mehr drin, aber kann man sich mal geben.
TERRIFER 2
Ein Jahr sind seit den Morden an Halloween vergangen und immer noch fehlt jede Spur zum Mörder, der nach wie vor als „Art the Clown“ (David Howard Thornton) bekannt ist und mittlerweile zu so etwas wie einer dunklen Legende geworden ist. Auch im Hause der Familie Shaw spielt der mordende Clown eine Rolle in vielen Gesprächen, denn der Teenager Jonathan (Elliott Fullam) hat es sich in den Kopf gesetzt, an Halloween ausgerechnet als Art zu gehen, was besonders bei seiner Mutter (Sarah Voigt) für heftigen Widerstand und Unverständnis stößt. Seine ältere Schwester Sienna (Lauren LaVera) bastelt derweil an ihrem eigenen Kostüm, einer Amazone, und dass schon seit einigen Monaten. Dabei geht es ihr weniger um Halloween an sich, sondern um das Andenken an ihren verstorbenen Vater, in dessen Aufzeichnungen sich mehrere Skizzen zu dem Kostüm befinden. An Halloween haben jedoch sowohl sie als auch ihr Bruder eine Begegnung mit Art, der Sienna im Traum erscheint, im Rahmen einer grotesken Kindersendung, und den Jonathan an seiner Schule sieht, was ihm später noch viel Ärger einbringen wird. Während jedoch die Erwachsenen mit Unverständnis auf die Geschichten Jonathans reagieren und dieser sogar Hausarrest bekommt, beginnt Art, unterstützt von einem ebenso mörderischen weiblichen Clown (Amelie McLain), erneut mit dem Morden…
Auch wenn Regisseur Damien Leone mehr als zufrieden damit sein dürfte, dass sich Terrifier, nach All Hallows’ Eve der zweite Auftritt der Kunstfigur Art the Clown, zu einem Kultfilm unter Horrorfans entwickelt hatte, nahm er sich beim Schreiben von Terrifier 2 besonders jene Kritik zu Herzen, in der es um den dünnen Plot und die berechenbare Handlung des Filmes ging. Die Fortsetzung baut dabei nicht alleine auf dem ersten Teil auf, sondern verweist zudem auf ein viel größeres Narrativ, welches scheinbar mit dem Ursprung Arts verbunden ist und zudem auf eine Konfrontation anspielt, welche dann im dritten Teil der Filmreihe stattfinden wird. Darüber hinaus beziehen sich Leone und seine Crew auf die Punkte, welche den ersten Teil ausgezeichnet haben, und damit auf die Spezial- und Make-up-Effekte, was zu einigen sehr abgefahrenen Mordszenarien führt.
Als Erstes wird dem Zuschauer mit Terrifier 2 bei einer Laufzeit von fast 140 Minuten einer der wohl längsten Horrorfilme der letzten Jahre präsentiert. Leone und sein Team nutzen diese, um die bereits angesprochenen Themen zu etablieren, die in Terrifier bestenfalls angerissen wurden und nun einen viel größeren erzählerischen Rahmen umfassen. Daneben darf sich der Zuschauer auf viele weitere Szenen „freuen“, in denen Art seinen blutigen, perversen Trieben frönen kann und die in alles in den Schatten stellen, was Leone in Terrifier zeigte. Inwiefern die Berichte über angebliche Ohnmachtsanfälle oder sich übergebende Zuschauer bei einigen Vorführungen von Terrifier 2 korrekt sind, sei dahingestellt, aber einige der hier dargestellten Szenarien sind in der Tat nicht nur drastisch, sondern auch übelkeitserregend. In diesem Zusammenhang sind besonders die Szenen zu nennen, die Art als eine Art Gastgeber in einer traumhaft-surrealen Kindershow zeigt und in welcher Leone sein inszenatorisches Talent unter Beweis stellen darf, was bisweilen untergeht in einem alles in allem sehr überladenen Film.
Stützte Terrifier sich in erster Linie auf die Darstellung David Howard Thorntons als Art the Clown, werden in der Fortsetzung schauspielerisch schon mehr Akzente gesetzt. Während Thornton eine nicht geringe diebische Freude an dem brutalen Clown zu haben scheint und mehr als einmal sogar für Lacher sorgen dürfte, sollte man auch Darsteller wie Lauren LaVera und Elliott Fullam als Gegenspieler Arts nicht ignorieren. Insbesondere LaVera gelingt das Kunststück, die schon ohnehin abgefahrene Handlung und deren Entwicklung etwas zu erden durch ihre Darstellung einer jungen Frau, die sich von ihrem Elternhaus auf der einen Seite emanzipieren möchte und auf der anderen Seite sich gegen ihren Verfolger zu Wehr setzt, teils mit nicht weniger drastischen Mitteln.
In diesem Zusammenhang sei das clever inszenierte Finale in der Geisterbahn erwähnt, welches symbolisch für das gesamte Projekt stehen kann. Die grellen Farben und Schockeffekte haben durchaus etwas von einer solchen Jahrmarktsattraktion, die aber, wie schon angemerkt, einfach viel zu lange braucht, um eigentlich sehr wenig zu erzählen. Insgesamt wäre eine Unterscheidung zwischen Kinofassung und Directors Cut sinnig, denn Terrifier 2 ist locker 30 Minuten zu lang und sollte nur für den Hardcorefan solange dauern. Außerdem sind da einige anatomische Ungereimtheiten drin, denn das nach ein paar Millimeter Kopfhaut bereits das Gehirn kommt, ist mir neu. Dachte immer, dass dort noch eine Schädeldecke sitzt, aber nun gut. Wieder etwas dazugelernt. Auch die Phantasie- bzw. Parallelweltenszenen wurden für meinen Geschmack viel zu sehr ausgereizt, so dass ich mir trotz der vorhandenen Vorzüge zum Vorgänger wohl doch eher diesen nochmal geben würde.
Fazit: Terrifier 2 ist die Fortsetzung des Films von 2016 und legt vor allem in Sachen Effekte deutlich zu. Damien Leone verfolgt zudem das Ziel, einen größeren erzählerischen Rahmen sowie mehr Charakter zu etablieren, was zu einem überlangen, teils etwas zähen Film führt, dessen Darsteller teils aber zu überzeugen wissen. Obwohl der Film besser gemacht ist, sind einige Morde einfach zu viel des Guten, so dass ich den ersten wegen seiner Kürze dann doch etwas verdaulicher fand, die Post Credit-Szene ist zusammen mit der „Schlafzimmer-Szene“ jedenfalls das perfideste und menschenverachtendste was wohl jemals auf Celluloid gebannt worden und nicht auf dem Index gelandet ist.
TERRIFIER 3
Nach seinem vermeintlichen Tod kehrt Art der Clown (David Howard Thornton) pünktlich zu Weihnachten nach Miles County zurück und beschert den Bewohnern eine schreckliche Bescherung. Dieses Mal ist er allerdings nicht allein, sondern mordet mit der Unterstützung eines seiner ersten Opfer, Victoria Heyes (Samantha Scaffidi). Nachdem diese in der Post-Credit-Szene von Terrifier 2 in der Psychiatrie augenscheinlich schwanger war und daraufhin den Kopf von Art gebar, hilft sie ihm nun, zu Kräften zu kommen. Gemeinsam mit dem wiederhergestellten Art brechen sie aus der Psychiatrie aus und machen sich auf die Suche nach Sienna (Lauren LaVera), um Rache zu nehmen…
Mit Terrifier 3 liefert Damien Leone bereits den vierten Film mit dem ikonischen Clown. Was mit All Hallows’ Eve (2013) als Low-Budget-Slasher begann, hat sich inzwischen zu einem ausgewachsenen Franchise mit treuer Fanbase entwickelt. Das Budget des neuesten Teils ist mittlerweile auf stolze 2 Millionen Dollar angewachsen und das immer noch ohne Zutun eines großen Studios. Leone bevorzugt Crowdfunding, um in seinen kreativen Entscheidungen unabhängig zu bleiben und den Fans den Grad an Gewalt zu bieten, den sie erwarten.
Eingefleischte Genre-Fans kommen hier wieder voll auf ihre Kosten. Wie auch die Vorgänger besticht Terrifier 3 durch kompromisslose und exzessive Gewalt, bei der die Kamera stets voll draufhält. Über eine Laufzeit von knapp über zwei Stunden spritzt Blut im Überfluss. Wie gewohnt bleibt Art bei seinen Morden weiterhin stumm und imitiert nur gelegentlich durch Mimik die Schreie seiner Opfer. Darüber hinaus bedient er sich erneut eines kreativen Arsenals an Waffen und Werkzeugen, um möglichst viel Schmerz zu verursachen. Von klassischen Mordwaffen wie Pistolen und Messern bis hin zu unkonventionelleren Methoden wie einer Kettensäge oder gar Tod durch flüssigen Stickstoff ist alles dabei.
Während all dieses Gemetzels schafft Leone es dieses Mal aber auch zum Teil eine solide Handlung um das Dauergemetzel zu spinnen, zumindest in der zweiten Hälfte, aber das sei verziehen. Leones Versprechen, im Vergleich zu den Vorgängern noch einen draufzusetzen, wird nur teilweise erfüllt. Fans, die die Schlafzimmer-Szene in Teil 2 überstanden haben, dürften in Terrifier 3 kaum an ihre Grenzen geraten. Das weihnachtliche Setting bringt aber ein bisschen Abwechslung, auch wenn der Clown im Weihnachtsmannkostüm keine echte Innovation darstellt. Victoria als zweite Antagonistin funktioniert dafür überraschend gut als Arts Sidekick, auch wenn sie abgesehen vom Ende unerklärlicherweise nicht immer an seiner Seite ist.
Mit Terrifier 3 beweist Damien Leone vor allem eines: Er bleibt sich treu. Schwächen im Drehbuch fallen kaum auf, da der Zuschauer ständig damit beschäftigt ist, die neuen, grausamen Morde zu verarbeiten. Den Effekten sieht man das gestiegene Budget deutlich an, und allein durch die Massen an Kunstblut fühlt man sich an die alten Filme der Evil Dead-Reihe erinnert. David Howard Thornton, der Art the Clown inzwischen zum vierten Mal verkörpert, scheint sich vielleicht fast zu wohl in dieser Rolle zu fühlen. Sein Schauspiel, das Gewalt, Pantomime und Slapstick-Humor vereint, ist inzwischen ikonisch und trägt den gesamten Film. Lauren LaVera als „Final Girl“ Sienna macht ihre Sache schauspielerisch deutlich besser als im Vorgänger und scheint schauspielerisch gereifter. Trotz aller Grausamkeit greift Terrifier 3 erneut auf schwarzen Humor zurück, um die Stimmung auf seine eigene, makabre Weise aufzulockern. Was manchmal funktioniert, führt ebenso oft zu einem Gefühl des Unwohlseins, das bei Filmen wie diesem einfach dazugehört.
Fazit: Fans des Terrifier-Franchise bekommen genau das, was sie nach den Vorgängern erwarten: einen harten Slasher/Splatter-Film, mit dem Damien Leone erneut versucht, Grenzen zu überschreiten, was Schock und Brutalität angeht. Insgesamt ist Terrifier 3 kaum schockierender als der Vorgänger, setzt sich aber durch das weihnachtliche Setting thematisch und inhaltlich etwas ab. Was den dritten Teil für mich aber zum Besten bisher der Reihe macht ist die Verknüpfung mit den Vorgängern und das Arts Wesen greifbarer gemacht wird. Wer sich im Tarantino-Kosmos gut auskennt wird auch eines Cameos belohnt, vielleicht lockt euch das ins Kino. Zwinker