Donald Trump (Sebastian Stan) zeigt als Sohn des berühmt-berüchtigten Immobilienmagnaten Fred Trump (Martin Donovan) schon früh ein großes Interesse daran, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, auch um sich ihm gegenüber zu beweisen. Doch anstatt mit Hochhäusern zu handeln, besteht seine Aufgabe darin, ausstehenden Mieten hinterherzulaufen. Dabei hat er durchaus die Ambition, mehr aus sich zu machen und eigene Geschäfte abzuwickeln. So träumt er davon, inmitten eines heruntergekommenen Viertels von New York City ein neues Wahrzeichen zu errichten. Dummerweise will diesen Traum aber niemand teilen, nicht sein Vater, nicht die Investoren. Sein Blatt wendet sich erst, als er Roy Cohn (Jeremy Strong) kennenlernt, einen skrupellosen Anwalt, der es gewohnt ist, sich mit allen Mitteln das zu holen, was er will. Er ist es auch, der ihm beibringt, wie er andere Menschen nutzen kann, um an sein Ziel zu kommen…
Das irgendwann einmal ein Film über Donald Trump gedreht würde, überrascht nicht weiter, denn schließlich ist er eine der schillerndsten und mit Verlaub zugleich kontroversesten Figuren der neueren Zeitgeschichte. Spätestens seit seiner Wahl zum US-Präsidenten wurde er auch international zu einem Phänomen. Und doch dürften sich nicht wenige bei The Apprentice – The Trump Story gewundert haben. Ausgerechnet Ali Abbasi führt Regie, der zuvor mit dem Mysterythriller Border und dem bedrückenden Iran-Porträt Holy Spider zu einem Liebling des Arthouse-Kinos wurde, soll sich des White-Trash-Königs annehmen? Und gespielt wird dieser auch noch von Sebastian Stan, dessen umwerfendes Aussehen kaum mit dem von Trump in Einklang gebracht werden kann? Das hörte sich doch ziemlich falsch an, aber abwarten!
Die nächste Überraschung ist die Machart des Films. Dass dieser nicht zu einer reinen Heldenverehrung zusammenschrumpft wie kürzlich Reagan über das gleichnamige Republikaner-Idol, das war zu erwarten. The Apprentice – The Trump Story ist aber auch nicht die beißende Farce, die man angesichts des Protagonisten hätte erwarten können. Stattdessen ist das biografische Drama überwiegend sehr nüchtern gehalten. Man merkt da schon, dass Drehbuchautor Gabriel Sherman einen journalistischen Hintergrund hat. Er hat zudem Erfahrungen mit Biografien, sein Sachbuch The Loudest Voice in the Room über den ehemaligen Fox News Chef Roger Ailes machte ihn bekannt. Das heißt aber nicht, dass jede Szene zwangsläufig auf der Realität basiert. Umstritten ist beispielsweise eine Szene rund um Trumps Ehefrau Ivana (Maria Bakalova), die zwar auf den Scheidungsdokumenten basiert. Ivana selbst nahm die Anschuldigungen später aber zurück. Auch andere hässliche Momente in dem Film basieren mehr oder weniger auf Hörensagen.
Dabei ist Ivana nur eine Nebenfigur. Vielmehr porträtiert Abbasi seinen Protagonisten als jemanden, der maßgeblich von zwei Männern geprägt ist. Da ist sein Vater, zu dem er früh aufblickte und um dessen Anerkennung er immer wieder vergeblich kämpft. Und da ist Cohn, der dem Film zufolge den späteren Trump maßgeblich formte. Die aggressive Art, durch die Letzterer heute auffällt, sowie die geradezu pathologischen Lügen, sie alle scheinen auf den Anwalt zurückführbar zu sein. Der Titel ist dadurch gleich doppelt passend. The Apprentice – The Trump Story verweist nicht nur auf die gleichnamige Fernseh-Reality-Show, bei der Donald als Moderator auftrat und sein berühmtes „You’re fired“ zu seinem Markenzeichen machte. Das Drama zeigt, wie ein noch unerfahrener und unsicherer, geradezu schüchterner Mann bei einem Monster in die Lehre geht und von ihm alles lernt, um sich in der Welt durchzusetzen.
Das ist über weite Strecken unterhaltsam, obwohl der Film nicht als Farce angelegt ist. Er ist an manchen Stellen erschreckend, geradezu verstörend. Und doch hat er auch etwas Tragisches an sich, wenn der Protagonist sich anfangs nur danach sehnt, von anderen Anerkennung zu bekommen und einen Wert zu haben. Konstant ist dafür die schauspielerische Qualität. Sebastian Stan zeigt wieder einmal mehr, dass er deutlich vielseitiger ist, als man das von ihm mit seinem Aussehen erwartet hatte. Jeremy Strong (Succession) macht im Laufe der zwei Stunden zwar keine vergleichbare Wandlung durch, ist aber in seiner kaltschnäuzigen Art nicht minder beeindruckend. The Apprentice – The Trump Story ist gerade auch wegen der beiden eine sehenswerte Reise in die Vergangenheit, die einen grübeln lässt, was wohl geschehen wäre, wenn Trump Cohn nicht begegnet wäre und auch Maria Bakalova zeigt als Ivana Trump, dass sie in Borat 2 kein One-Hit-Wonder war.
Fazit: The Apprentice – The Trump Story erzählt aus den früheren Jahren von Donald Trump und zeigt ihn als unsicheren, unbeholfenen Mann, der maßgeblich durch zwei andere Männer zu dem geformt wird, als den wir ihn heute kennen. Das ist nicht die erwartete Farce, aber sehenswert, auch weil die Darsteller durchweg überzeugen. Wäre die US-Wahl am 05. November anders ausgefallen, so weit muss man es deutlich sagen, wären Sebastian Stan und Jeremy Strong definitiv auch Awards-Contender für die kommende Oscar-Season. Manchmal schreibt das Leben andere Geschichten!