The Amateur

The Amateur' review by Robert Hofmann • Letterboxd
© 20th Centruy Studios.

Heller (Rami Malek) führt ein vergleichsweise ruhiges Leben als CIA-Agent. Streng geheime, internationale Spionagemissionen überlässt er seinen Kollegen. Seine Aufgabe ist es, Kontakt zu Informanten zu halten, Dokumente zu sichten und verschlüsselte Botschaften zu entschlüsseln – alles aus seinem sicheren Büro im fünften Untergeschoss der CIA-Zentrale in Langley, Virginia. Diese heile Welt gerät jedoch aus den Fugen, als seine Frau Sarah (Rachel Brosnahan) auf einer Geschäftsreise in London einem vermeintlichen Terroranschlag zum Opfer fällt. Trotz seiner Trauer liefert Heller seinen Vorgesetzten in Rekordzeit die Namen aller beteiligten Söldner – in der Hoffnung, dass diese zur Rechenschaft gezogen werden. Doch als er erkennt, dass sein Chef (Holt McCallany) die Informationen bereits kannte und im Sinne der Agency eine eigene Agenda verfolgt, macht sich Heller auf eigene Faust auf die Jagd nach den Mördern seiner Frau…

Nach der Blütezeit der Spionagefilme in den 1960er und 1970er Jahren ist dieses Genre abseits der Franchises seltener geworden und wird im Zweifel oft auf das Niveau eines Action-Blockbusters reduziert. Mit The Amateur versucht sich James Hawes (One Life) an einem Spionagefilm alter Schule und geht mehrfach die sprichwörtliche Extra-Meile, um seinen Film aufzuwerten – was jedoch nicht in jeder Hinsicht gelingt.

The Amateur: CIA-Thriller mit Rami Malek steht kurz vor Kinostart – Das musst Du wissen
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Rami Maleks Heller ist extrem intelligent, aber zugleich verschlossen. Am wohlsten fühlt er sich beim Entschlüsseln von Dokumenten und Rätseln. Neben losen Bekanntschaften zu seinen Kollegen ist seine Frau gleichzeitig seine einzige echte Bezugsperson. Abseits der ersten Szene und eines kurzen Telefonats erfährt der Zuschauer nur in Rückblenden und Visionen etwas über Sarah. Entsprechend muss dies für seine Motivation der Ein-Mann-Rachemission reichen, denn die Sicherheit der Welt steht nie wirklich auf dem Spiel und die Motivation des Söldner-Quartetts rund um Sean Schiller (Michael Stuhlbarg) ist keine gefährliche Ideologie, sondern schlicht Geld. Etwas mehr Fallhöhe auf emotionaler und auf rationaler Ebene wäre hier vielleicht wünschenswert gewesen, aber abseits der Handlung geht Hawes jedoch interessante Wege und passt Hellers Vorgehensweise clever an dessen Stärken an. Früh wird in einer Trainingssequenz gezeigt, dass Heller nicht der klassische Außendienst-Agent ist: Es fehlt ihm an Ausbildung, Selbstbewusstsein und vor allem Skrupellosigkeit. Seine Methoden, Gegner auszuschalten, sind entsprechend kreativ und distanziert, um direkte Konfrontationen zu vermeiden. Das wirkt durchdacht und bleibt dem Charakter treu.

Wie im Genre üblich, besteht seine Mission aus einem Katz-und-Maus-Spiel quer durch Europa, wobei er seinen Kollegen von der CIA stets einen Schritt voraus zu sein scheint. Grandios eingefädelt wird die Figur von Catriona Balfe, die zu Hellers Mitstreiterin und zu seinen Augen wird. Zwar wird sich mit Actionsequenzen eher zurückgehalten, doch wenn es zu Verfolgungsjagden oder Anschlägen kommt sind diese hochwertig inszeniert. Visuelle und tonale Highlights sind hier definitiv die Flucht durch die Clubs Madrids, sowie die „Pool-Szene“, die zum Teil im Trailer und Promo-Material zu sehen sind. Entsprechend empfehle ich sich keinen Trailer vor anzuschauen und sich überraschen zu lassen. Auch hier kann wieder einmal Oscarpreisträger Volker Bertelmanns (Im Westen nichts Neues) tonale Akzente setzen.

Filmwelt Lippe : The Amateur
© 20th Centruy Studios.

Kommen wir zum Schauspielensemble, die alle auf sehr hohem Niveau agieren. Rami Malek spielt er erneut eine Figur, für die er inzwischen fast schon zu oft gecastet wurde: Den leicht sonderbaren Nerd mit sozialen Defiziten. Allerdings steht ihm die Rolle so gut, dass man ihm diese zu 100 Prozent abnimmt. Neben einem grandiosen Auftritt von Catriona Balfe muss definitiv noch Laurence Fishburne genannt werden, der hier wieder eine Präsenz an den Tag legt, die seinesgleichen sucht. Die Figuren von Holt McCallany und Julianne Nicholson hätten Drehbuchtechnisch noch mehr Profil bekommen können, allerdings holen sie das Beste aus ihren Rollen heraus, vor allem muss hier die „Dinner-Szene“ genannt werden und Michael Stuhlbarg erinnert ein wenig an William Hurts 7-Minütigen Auftritt in History of Violence, der für seine Scene Stealing Performance 2005 eine Oscarnominierung erhielt. Eine für Stuhlbarg wäre wünschenswert und längst überfällig.

Fazit: The Amateur bringt ein vernachlässigtes Genre zurück ins Kino und je nach Erfolg Potential hätte zum Franchise ausgebaut zu werden. In seinem besten Momenten erinnert Agent Heller an Mastermind Michael Scofield (Prison Break), dessen Genie immer einen Schritt voraus war. Einer der besseren Filme in diesem Filmjahr bisher, der mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Wer die Bourne-Reihe mag, dem sei The Amateur empfohlen. Aber auch so sollte es für einen gelungenem Filmabend reichen.

USA 2025 – 122 Minuten
Regie: James Hawes
Genre: Spy / Action / Thriller
Darsteller: Rami Malek, Laurence Fishbourne, Catriona Balfe, Holt McCallany, Rachel Brosnahan, Jon Bernthal, Evan Milton, Nick Mills, Tiffany Gray, Adrian Martinez, uva.
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