James Bond 007 – Skyfall (OT: Skyfall)

Seit Jason Bourne im Jahr 2002 den Actionfilm aus dem Stand revolutionierte, war in Hollywood plötzlich nichts mehr wie zuvor. Während fast zeitgleich Pierce Brosnan in Stirb an einem anderen Tag mit Raketenautos …über Eisflächen donnerte, während ein Supersatellit mit Sonnenstrahlen um sich ballert, zeigte Bourne, dass die Action des neuen Jahrtausends nicht aus dem Comicbuch sondern der Realität stammt – roh, unmittelbar und hochdynamisch und es war der Startschuss für ein neues Bond-Zeitalter, einen neuen Protagonisten. James Bond hatte plötzlich Ecken und Kanten, erschien als echter Mensch, statt als unnahbarer Superheld.

Inszenatorisch mit Action gespikt ist die Pre-Title-Sequenz so atemberaubend inszeniert wie nie zuvor, schlägt immer wieder Haken, von einem Setpiece zum nächsten, bis das Geschehen auf einem fahrenden Zug seinen Showdown findet. Besonders hervorzuheben ist hier im Gegensatz zu Quantom of Solace, dass GUTE Action kein Schnittmassaker, kein CGI-Gewitter, keine Dauerexplosionen braucht um zu fesseln. Natürlich ist diese hart an der Overkill-Grenze, aber so ist Bond halt.

Regisseur Sam Mendes, der bereits bei American BeautyRoad to Perdition oder Jarhead bewies, dass er ein Spezialist für große Bilder ist, leistet in Skyfall mit Dauerkameramann Roger Deakins (9 Oscarnominierungen) Bildkompositionen, die phasenweise zum Besten gehören, was das Jahr 2012 hervorgebracht hat. Der Faustkampf vor den Neonreklamen eines chinesischen Wolkenkratzers, um nur ein Beispiel zu nennen, braucht nicht viel mehr als satte Farben und Silhouetten, um sich ins Gedächtnis jedes Zuschauers einzubrennen.

Serientypisch bringen die Bond-Streifen ja gerne mal besonders erinnerungswürdige Schurken hervor, aber Javier Bardem hinterlässt als gruselig blond gefärbtes Hackergenie eine besondere Duftmarke. So inbrünstig, charmant und gleichzeitig zutiefst diabloisch schlich schon lange kein Fiesling mehr über die Leinwand. Das fällt umso mehr auf, da Bardem sträflich wenig zu sehen ist.

Es stellt sich die Frage: weshalb? Gerade die zweite Hälfte des Films leidet unter argen Drehbuchlängen, die Skyfall mit erschreckend wenig Action oder Inhalt zu füllen weiß. Ohne zu viel Handlung zu verraten ist eine direkte Kritik hier kaum möglich, zumindest aber das lahme Tempo des Finales kann man bedenkenlos erwähnen. Skyfall läuft mindestens eine gute halbe Stunde zu lang, eine Minimalstory wie diese trägt sich nun mal keine zweieinhalb Stunden lang.

So stark, wie Skyfall seinen Auftakt inszeniert, so stark fällt der Spannungsbogen jedoch in der zweiten Filmhälfte. Die Handlung ist schlicht zu dünn, um zweieinhalb Stunden zu fesseln, das Tempo gegen Ende zu träge und dummerweise will sich auch Neu-Regisseur Sam Mendes nicht von alten Traditionen verabschieden, die Bond längst nicht mehr braucht, allen vorran ein zeitgemäßes Frauenbild!

Neben Javier Bardem sind es aber besonders die Altstars Judi Dench und Albert Finney, die dem Film Würze und Tiefe verleihen und die großartige Kamerarbeit, die im Gedächtnis bleibt. Der zulange Mittelteil (Hong Kong) nimmt leider etwas viel Tempo aus dem Film und nimmt erst an Fahrt wieder auf, mit dem brillianten Monolog, der gleichzeitig auch Einführungssequenz von Silva (Javier Bardem) ist. Alles in allem ein Wechselbad der Gefühle, von brilliant, bis Klischee und unnötig ist Skyfall für mich einer der besseren Bonds, der mich aber immer noch nicht vollends weggeflasht hat, aber doch sehr viele brilliante Szenen hat, an die man gut und gerne zurückdenkt. Die Wiedereinführung einiger „Charaktere“ gen Ende a la Dark Knight Rises fand ich persönlich etwas too much, aber das sehe jeder wie er will. Sam Mendes Inszenierung einzelner Szenen ist auf jeden Fall eine Entdeckung für das Franchise! Gerne mehr!

Andere Meinungen zum Film:
Heiko von Die Academy


Vereinigtes Königreich – 2012 – 2 Std. 25 Min.
Regie: Sam Mendes
mit Daniel Craig, Javier Bardem, Naomie Harris, Bérénice Marlohe, Judi Dench, Ben Wishaw und Ralph Fiennes
Genre: Action, Drama

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