50 Jahre James Bond: Alle Filme / alle Darsteller (Teil 2)

Im 2. Teil des großen Bond-Specials zu allen Filmen und Darstellern ist der Fokus auf die Filme 8-16 gelegt. Unter anderem soll es darum gehen, ob Roger Moore die Übergroßen Fußstapfen von Sean Connery zu füllen wusste. Bis heute scheiden sich die Geister daran, wer von Beiden der beste Bonddarsteller sei oder ist es doch einer der Anderen, wie Timothy Dalton, der in seinen 2 Auftritten dem literarischen Bond am Nächsten gekommen sein soll? Nahegelegt ist hierzu auch das ultimative Bond-Voting, welches heute Nacht frisch gestartet ist und ihr durch Eure Stimmen mitbestimmt welches die besten Bondfilme der 50-jährigen Bondgeschichte sind! Viel Spaß auch hierbei!

LEBEN UND STERBEN LASSEN [OT: Live and let die, 1973]

Als britische Agenten in Amerika ermordet aufgefunden werden, schickt das MI6 ihre beste Nummer um dem Verbrechen auf den Grund zu gehen: James Bond.

Sein neuer Auftrag führt James Bond in das Schwarzen-Viertel von New York: Harlem. Hier regiert der Drogenboss Kananga, auch Mr. Big genannt. Dieser plant die westlichen Märkte mit seinen Drogen zu überschwemmen, um so seine Macht auszubauen. Dass kann James Bond natürlich nicht durchgehen lassen. Eine heiße Jagd über Florida, Jamaika bis auf die Karibikinsel San Monique, dem Hauptquartier von Mr. Big, beginnt.

Mit einer herrlich ironischen Inflagranti-Szene wird Roger Moores erster Auftritt als Bond eingeführt, als M und Moneypenny Bond Zuhause aufsuchen, um ihm dringend den neusten Auftrag zu erteilen. Bereits hier wird der neue selbstironische Unterton angeschlagen, der für die Roger Moore-Reihe immanent ist. Der Voodoo-Zauber verleiht diesem Teil der 007-Reihe eine besondere Würze und sorgt zuweilen für eine gruselige Atmosphäre. Die Reise führt James Bond diesmal von New York über New Orleans bis nach Jamaika. Als bezauberndes Bond-Girl diesmal mit dabei: Jane Seymour als Kanangas Kartendeuterin Solitaire , die später als „Dr. Quinn“ in der gleichnamige TV-Serie große Erfolge im Fernsehbereich feierte und optisch eines der hübschesten und interessantesten Bondgirls darstellt. Den Titelsong, der erstmals für einen Bondfilm auch mit einer OSCAR-Nominierung und einer Nominierung bei den Grammys geadelt wurde, stammt aus der Feder von Paul McCartney und seiner damaligen Frau Linda.

In Erinnerung bleiben in diesem Bond eine Menge Szenen: Das Ableben des „aufgeblasenen“ Kananga, die hervorragende Verfolgungsjagd mit den Motorbooten, die haarsträubend schräge Performance von Clifton James, als skurriler Sheriff J. W. Pepper, die köstlich dick aufgetragene Karikatur eines alle Klischees in sich vereinenden Südstaaten Tölpels in Polizeiuniform oder der gefährliche Stunt mit Krokodillederhalbschuhen (!) über echte Krokodilköpfe hinweg. Herrlich!

„Leben und sterben lassen“ ist definitiv einer der unterhaltsamsten und in meinen Augen besten Filme der Reihe!
Wertung75     Bond_Leben und sterben lassen

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DER MANN MIT DEM GOLDENEN COLT [OT: The Man with the Golden Gun, 1974]

Der bestbezahlte und zuverlässigste Killer der Welt, Francisco Scaramanga, benötigt pro Auftrag lediglich einen Schuss aus seinem goldenen Colt. Neustes Projekt ist allerdings eine Erpressung. Scaramanga ist im Besitz des “Solex“, des Kernstücks einer Anlage zu Gewinnung von Elektrizität aus Sonnenenergie. Doch anstatt die Technik zum Wohl der gesamten Menschheit unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, plant er sie als Waffe zu benutzen. Da kann nun noch einer helfen: Agent 007 .

Roger Moore schlüpft hier zum zweiten Mal in die Rolle des Agenten mit der Lizenz zum Töten und überzeugt mit englischen Charme und Witz. Als sein Gegenspieler gibt mit gewohnt diabolischer Aura Dracula-Star Christopher Lee den Erzschurken. Fürs männliche Auge gibt es bei diesem 007-Einsatz die hübsche Britt Ekland und Maud Adams als Bond-Girls. Letztere wird als kleine Anekdote übrigens neun Jahre später in „Octopssy“ erneut mit Roger Moore drehen. Bei der Inszenierung ging Regisseur Guy Hamilton, der hier seinen vierten und letzten Bond verfilmte, den klassischen Weg und setzte auf die bewährten 007-Zutaten. Die exotische Schönheit von Thailand bildet für dieses Bond-Abenteuer den überwiegenden optischen Rahmen. Ian Fleming lieferte auch für dieses Drehbuch die Romanvorlage. Trotz dieser gewohnten Mischung oder gerade auch wegen des übergroßen Vorgängers, kann „Der Mann mit dem Goldenen Colt“ nicht komplett überzeugen, welches meines erachtens an der etwas limitierten Storyline liegt, aber ein solider Bond ist dieser auf jeden Fall geworden,

Wertung65   Bond_Der Mann mit dem Goldenen Colt

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DER SPION, DER MICH LIEBTE [OT: The spy who loved me, 1977]

Wieder einmal ist die Welt in Gefahr. Diesmal geht die Bedrohung von dem Milliardär Karl Stromberg aus. Der Größenwahnsinnige hat je ein britisches und ein sowjetisches Atom-Unterseeboot entführt und spekuliert nun darauf, dass sich die Staaten Großbritannien und Sowjetunion gegenseitig beschuldigen. Wenn der Streit eskaliert, so denkt Stromberg, ist er der lachende Dritte und kann die Weltherrschaft an sich reißen. Bond muss mit der Gegenseite zusammenarbeiten, doch da diese blond und weiblich ist sieht er hier keine Probleme. Major Anya Amasova ist von der Zusammenarbeit jedoch zunächst wenig begeistert. Bond muss seinen ganzen Charme einsetzen, um die Agentin für sich zu gewinnen, als die beiden sich in Kairo bei den Ermittlungen in die Quere kommen…

In seinem dritten Einsatz als Agent im Auftrag Ihrer Majestät versüßt Barbara Bach Roger Moore die Zeit und er lässt natürlich nichts unversucht, die Schöne für sich zu gewinnen. Aber auch die Action kommt, wie gewohnt, auch bei „Der Spion, der mich liebte“ nicht zu kurz. Wieder einmal haben die Macher sich an neue Superlative mit Erfolg herangewagt. Der zum U-Boot umfunktionierbare Lotus Esprit war wirklich ein genialer Einfall. Da hat „Q“ ganze Arbeit geleistet. Nicht umsonst wurde die Ausstattung dieses Bond-Abenteuers mit einer OSCAR-Nominierung bedacht. Auch die Musik und den Titelsong fand die Jury des Goldjungen nominierungswürdig. Das Titellied hieß mit „Nobody Does It Better“ erstmals in der 007-Geschichte nicht genauso wie der Filmtitel.

„Der Spion, der mich liebte“ bietet eine spannende Handlung, die von Ski-Action bis zu spektakulären Unterwasseraufnahmen im Mittelmeer viel bietet und ansonsten auf die bewährte James Bond-Mischung setzt, inkl. Curd Jürgens brilliert als größenwahnsinniger Stromberg, der immer einen Schritt voraus zu sein scheint und Richard Kiels Auftreten als Beißer hat hier noch Klasse, welches sich leider spätestens in Moonraker sträflich ändern sollte.
Wertung75    Bond_Der Spion der mich liebte

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MOONRAKER – STRENG GEHEIM! [OT: Moonraker, 1979]

Nachdem die amerikanische Raumfähre „Moonraker“ auf dem Weg von den U.S.A. nach Großbritannien abhanden gekommen ist, darf Geheimagent James Bond im Dienste ihrer Majestät einmal um die halbe Welt reisen: In Kalifornien stößt er auf den etwas übergeschnappten Millionär Hugo Drax (Michael Lonsdale), dann verschlägt es ihn nach Venedig und Brasilien, ehe er erkennt, dass die Lösung des Problems diesmal in den Sternen steht.

Drax benötigt die Raumfähre nämlich dringend, um im Weltall eine neue „Herrenrasse“ zu züchten, die die Kontrolle über die Erde übernehmen soll. Netter Plan – aber ohne Bond. Gemeinsam mit der amerikanischen CIA-Kollegin Holly Goodhead (Lois Chilles) schießt er erst sich und dann die Schurken im wahrsten Sinne des Wortes auf den Mond…

Bond Nummer 11 gehört mit Sicherheit zu den schwächsten Filmen der Reihe, wenn nicht sogar zum Schwächsten. Die Story ist haarsträubend (auch wenn man Bond nie ernstnehmen sollte), zu sehr verließ man sich auf das „In“-Thema Weltraumforschung und auf die soliden Special Effects und Weltraumszenen. Im Finale voller Kurositäten kommt der durch die Liebe auf den 1. Blick zu einer zahnspangentragenden mädchenhaften Blondine (!) umgekehrte Beißer dann auch noch Erzfeind James Bond zuhilfe. Dümmer geht’s wirklich nimmer! Sorry, aber das war wirklich nichts und kommt dem großartigen Titelsong von Shirley Bassey so gar nicht nahe!

Wertung40   Bond_Moonraker

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IN TÖDLICHER MISSION [OT: For your Eyes only, 1981]

Als vor der griechischen Küste auf tragische Weise ein britisches Spionageschiff untergeht, versinkt mit der Besatzung auch ein wichtiges elektronische Steuerteil, mit dem die gesamte englische U-Boot-Flotte fremdgesteuert werden könnte. Der KGB versucht sich mittels des zwielichtigen Reeders Kritatos des Lenksystems zu bemächtigen. Aufgrund der Nähe zur albanischen Küste ist für die britische Regierung eine offizielle Bergung des Schiffes unmöglich. So setzen sie ihren besten Mann auf den Fall an: Agent 007 – James Bond. Bei seiner Jagd nach Kristatos trifft er auch auf die schöne Archäologien Melina, die ebenfalls in die Sache verwickelt zu sein scheint.

Die Eröffnungssequenz schlägt zunächst einen weiten Bogen zurück zu Bond jahrelangem Widersacher Ernst Stavro Blofeld (diesmal gespielt von John Hollis), der sich Bond mittels eines ferngelenkten Hubschraubers endgültig vom Hals schaffen möchte. Doch der Plan geht nach hinten los – die Ära Blofeld geht schneller zu Ende, als Blofelds Katze knurren kann. Der Rückbezug zu „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ (1969) wird durch Bonds Besuch am Grab seiner Frau noch zusätzlich verdeutlicht und markiert den Beginn eines neuen Abschnitts und somit auch eines neuen Bonds: Weg vom Image des Charme versprühenden Briten, hin zu einem Agenten mit Härte und ohne Skrupel. Nach dem kurz-kontroversen Ausflug ins Weltall war man zum einen an einer Barriere des technisch Machbaren angelangt, zum anderen entfernte man sich immer weiter vom ursprünglichen Bond-Charakter, dem Agentenfilm. Anstatt übertriebener High-Tech und vielen Effekten setzte man nun verstärkt auf Realismus und Spannung. Weniger Liebe, dafür umso mehr Härte – James Bond sollte wieder erwachsen werden. Und das Konzept ging auf: Auch wenn er im Grunde auf altbewährtes setzt, „In tödlicher Mission“ punktet mit kurzweiliger Action und einem durchweg härteren Ton.

Wertung70     Bond_In tödlicher Mission

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OCTOPUSSY [OT: Octopussy, 1983]

Der wahnsinnige General Orlov strebt die Herrschaft der Sowjets über Westeuropa an. Zu diesem Zweck plant er eine Atombombe in der BRD zu zünden. Der Anschlag soll den USA in die Schuhe geschoben werden und so die Friedensbewegung puschen. Wenn dann keine Nuklearwaffen mehr in Europa verblieben sind, kann die Sowjetunion die Hand nach der Herrschaft ausstrecken. Orlovs Helfer bei diesem irrsinnigen Unternehmen sind der indische Prinz Kamal Khan und die atemberaubende Zirkusdirektorin Octopussy (Maud Adams in ihrem 2. großen Auftritt nach „Der Mann mit dem Goldenen Colt“). Diese ist jedoch über die genauen Pläne nicht informiert. Schon gar nicht über das Detail, dass sie mit dem Zirkus die Bombe transportiert. James Bond wird auf den Fall angesetzt, als der Agent 009 in Ostberlin getötet wird. Doch zunächst tappt der Agent ihrer Majestät im Dunklen. Als er Kamal und Orlov auf die Spur kommt ist es fast schon zu spät…

Roger Moore ist in seinem vorletzten Abenteuer als 007 gewohnt charmant, überzeugend und verlangt einiges von ihm ab. Ohne Netz und doppelten Boden gilt es sich gegen Tiger, Schlangen und Krokodile zur Wehr zu setzen, auf fahrenden Zügen fiese Schläger zu besiegen und hoch in der Luft auf einem Flugzeug nicht die Nerven zu verlieren. Regisseur John Glen hat wirklich so einiges für seinen Star in Petto. Sehr zur Freude der Zuschauer, für die es reichlich Stunts und Action zu bestaunen gibt.

„Octupussy“ bleibt auch im Übrigen der 007-Philosophie treu. Gedreht wurde in Indien und in Deutschland, wobei besonders die Ostdeutschen Sequenzen aus Sicht nach der Wende nostalgischen Witz und Charme haben. Konsequenterweise kann natürlich auch keine hübsche Frau dem Agenten mit der Lizenz zum Töten widerstehen und so darf sich Roger Moore auch wieder zwischen den Laken wälzen und ganz nebenbei mit einer beeindruckenden darstellerischen Leistung Punkten, als Bond Steven Berkhoff im Zug mit seiner Ansicht über dessen menschenvernichtenden Plan konfrontiert. Großartig! Wie im Grunde der ganze Film, dessen kritische Stimmen ich kaum nachvollziehen kann. Er ist bei weitem nicht so ernst wie der Vorgänger, aber die Mischung stimmt hier einfach und unterhält ungemein und darum soll es bei einem Bond doch im erster Linie gehen, oder?

„Octopussy“ startete übrigens zusammen mit „Sag niemals nie“, dem „Feuerball“-Remake. Roger Moore vs. Sean Connery. An der Kinokasse hatte Moore die Nase vorn, mit der jungen Kim Basinger durfte sich hingegen Connery „trösten“ – das hat ja auch was!

Wertung75   Bond_Octopussy

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IM ANGESICHT DES TODES [OT: A view to a kill, 1985]

Max Zorin ist auf den ersten Blick ein harmloser Mann, der sich seine Millionen damit verdient Pferde zu züchten, um diese bei Pferderennen laufen zu lassen. Doch seine Tiere gewinnen auffällig oft, so dass Geheimagent James Bond 007 auf Zorin angesetzt wird. Als Pferdeliebhaber getarnt, pirscht er sich an den Millionär heran und stößt auch schon bald auf die ein oder andere Ungereimtheit. Schnell ist klar, dass an der ganzen Sache so ziemlich gar nichts stimmt, doch Bond muss abwarten, will er seine Tarnung nicht gleich auffliegen lassen. Als er endlich in das Geschehen eingreift, ist es schon beinahe zu spät. Wird 007 den tödlichen Plan von Zorin in letzter Sekunde verhindern können?

Stolze 57 Jahre war Roger Moore alt, als „Im Angesicht des Todes“ 1985 in den Kinos startete. Damit ist Moore der älteste James-Bond-Darsteller aller Zeiten, und in mancher Szene sieht man dem gebürtigen Londoner seine Jahre doch an. Aber der dritte von John Glen („Octopussy“) inszenierte Bond-Film hat andere Stärken: Mit Oscarpreisträger Christopher Walken einen charismatischen Bösewicht, mit Grace Jones das vielleicht außergewöhnlichste Bond-Girl, eine große Portion britischer Selbstironie und nicht zuletzt die spektakulär fotografierten Sequenzen auf der weltberühmten Golden Gate Bridge. Dem allgemeinen Tenor, dass es sich bei „Im Angesicht des Todes“ um eines der schwächsten Bondabenteuer, speziell dem von Roger Moore handeln soll, kann ich somit nicht zustimmen. Da gab es weitaus schwächere in meinen Augen.

Wertung70  Bond_Im Angesicht des Todes

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DER HAUCH DES TODES [OT: The Living Daylights, 1987]

Neuster Auftrag für den Spion Ihrer Majestät: Sicheres Geleit für einen Überläufer in den Westen. Der KGB-Agent Koskov verspricht wertvolle Informationen. Koskov setzt den MI6-Chef M und anderen Mitarbeitern des Geheimdienstes darüber in Kenntnis, dass der neue Leiter der Spionage-Abteilung des KGB, General Leonid Pushkin, den alten Plan „Smiert Spionom“ – Tod den Spionen – wiedererweckt hat und über eine Liste mit Agenten verfügt, die getötet werden sollen. Der Name „Smiert Spionom“ lässt bei Bond alle Alarmglocken läuten, ist doch bei einer Übung auf Gibraltar ein Doppelnull-Agent ums Leben gekommen und man fand am Tatort diesen Hinweis. Die Freude über die gelungene Flucht von Koskov währt nur kurz. Der KGB holt seinen Mann gewaltsam zurück. Einzige Spur für James Bond: Koskovs Freundin, die Cellistin Kara. Doch kann 007 ihr trauen?

Nachdem Roger Moore einen weiteren James Bond-Film abgelehnt hatte, ging für „Der Hauch des Todes“ die Suche nach einem neuen Gesicht für den Doppelnull-Agenten los. Pierce Brosnan war im Gespräch, war jedoch durch die Serie „Remington Steele“ noch gebunden. Auch der Neuseeländer Sam Neill stand zur Debatte. Geworden ist es schließlich Timothy Dalton, der die Wunschbesetzung von Produzent Albert R. Broccoli war und nach einigem Hin und Her dann auch zur Verfügung stand. „Wie konnten sie nur?“ – Ein Raunen ging bei Bekanntwerden der Besetzung durch die Fan-Welt. Bis heute scheiden sich die Geister an Dalton als James Bond. Der Sprung vom sehr ironischen Moore-Bond hin zum ernsteren Dalton-Bond war vielen zu heftig. Die Macher hatten sich entschieden das Format härter und realistischer zu machen.

Zum ersten Mal seit langer Zeit geht es nicht um eine zentrale Bedrohung der Menschheit, vielmehr handelt es sich um eine Agentengeschichte mit Spionen, Gegenspionen und Verbrechern. Das führt dazu, dass dem Zuschauer ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit abverlangt wird, um den Plot zu verstehen. Macht aber nichts, im Gegenteil. Österreich, Nordafrika sind weitere Schauplätze. Der damals herrschende Afghanistan-Konflikt wird außerdem thematisiert.

Die Action ist im Vergleich mit den unmittelbaren Vorgängern deutlich explosiver und die Verfolgungsjagd mit einem Astin Martin auf einem zugefrorenen See kann sich wirklich sehen lassen (sie wird in James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag zitiert werden), ebenso der Kampf auf einem aus einem Flugzeug hängenden Frachtsack, der laut Recherchen ohne Tricks gefilmt wurde. Die Schurken sind erfreulich fies, angefangen von Joe Don Bakers faschistoidem Waffenhändler Whitacker, über den Doppelagenten Koskov bis hin zum blonden, die Weltrevolution entgegenträumenden Attentäter Necros (Andreas Wiesniewski, bekannt aus Stirb langsam).

„Der Hauch des Todes“ gehört zu den unterschätzten Filmen der Reihe und greift hier eigentlich bereits der Bonddarstellung eines Daniel Craigs vor, der 15-20 Jahre später hierfür ernten sollte.

Wertung70   Bond_Im Hauch des Todes

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LIZENZ ZUM TÖTEN [OT: Licence to kill, 1989]

Kurz vor seiner Hochzeit gelingt dem guten Freund von James Bond und CIA-Agent, Felix Leiter, der große Schlag gegen das organisierte Verbrechen. Er kann den berüchtigten Drogenboss Sanchez dingfest machen. Doch die Freude über die gelungene Festnahme währt nur kurz. Sanchez kann sich befreien und tötet bei der Hochzeit die Braut von Leiter. Er selbst wird schwer verletzt. James Bond will sofort auf die Jagd nach dem Gangster gehen. Doch sein Chef “M“ pfeift ihn zurück. Bond soll einen anderen Auftrag bearbeiten. Diese Entscheidung ist jedoch so gar nicht nach dem Geschmack des Agenten. Er quittiert den Dienst und verzichtet damit auf die Lizenz zum Töten. Er will Sanchez auf eigene Faust zur Strecke bringen.

Es ist schon ein Kreuz, dass Timothy Dalton und das 007-Publikum damals nicht miteinander warm werden wollten. Dabei zählen die beiden Dalton-Bonds (Nummer 15 und 16) mit zu den besten der Reihe. Die Neuausrichtung des Franchise erinnert an die aktuelle Entwicklung, die gerade vor sich geht. Wie auch Daniel Craig verzichtet Dalton auf viel Schnickschnack, Massen an hanebüchenen Gadgets und übermäßige Ironie, die Zynismus weicht. „Lizenz zum Töten“ ist der bis dato härteste Bond-Film, der den Geheimagenten von einer anderen Seite zeigt. Auf seinem kühlen, emotional motivierten Rachefeldzug macht er keine Gefangenen und tötet kaltblütig. Die Frauen an seiner Seite gewinnen Profil und Stärke, was ganz besonders für Carey Lowell (bekannt aus Leaving Las Vegas und „Schlaflos in Seattle“) gilt, die eine beinahe gleichberechtigte, äußerst toughe Partnerin abgibt, dabei aber trotzdem unheimlich sexy rüber kommt und als eines der besten Bond-Girls in die Archive eingeht. Aber auch Eye Candy Talisa Soto erhält etwas mehr Charakterballast als die üblichen Gespielinnen des Agenten. Die Bösewichtrolle fällt ähnlich wie in „Der Hauch des Todes“ differenzierter aus. Der große Superschurke, der die Welt beherrschen will, fehlt, stattdessen rückt an diese Stelle ein schnöder Drogenbaron, dem es gilt, den Garaus zu machen. Inhaltlich ist das jedenfalls stimmig, weil Bond auf seinem persönlichen Rachefeldzug ist. Dazu strahlt Robert Davi (Stirb langsam) ein herrlich fieses Charisma aus, was die nicht zu leugnende Konventionalität des Charakters auffängt. In einer kleineren Rolle ist übrigens der junge pätere Oscarpreisträger Benicio Del Toro zu sehen. Dieser Teil darf zudem auf einen der besten Bond-Titelsongs der gesamten Reihe zurückblicken. Gladys Knights „Licence To Kill“ bringt alles, was den Stil der Serie ausmacht, auf den Punkt. „Die Lizenz zum Töten“ ist einer der unbequemsten Bond-Filme, vielleicht tut man ihm deswegen aber auch Unrecht, auch wenn mir sein Vorgänger noch um einige Nuancen besser gefallen hat.

Wertung65  Bond_Lizenz zum Töten

Im Dritten und vorerst letzten Teil wird es um die Pierce Brosnan- und Daniel Craig-Ära gehen und wird im Laufe der nächsten Tage online gestellt!

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