Kritik aus dem Lichtspielhaus – #5



Eddie The Eagle – Alles ist möglich von Dexter Fletcher

Was schnell zu einer reinen Komödie ausarten könnte, die ihre Hauptfigur und ihre Träume nicht ernst nimmt und auf den schnell Witz aus ist, wird unter der Regie von Dexter Fletcher und Hauptdarsteller Taron Egerton als Michael „Eddie“ Edwards zu einem sehr launigen, aber immer respektvollen Blick auf Eddie The Eagle. Egerton ist perfekt und vereint sehr schnell alle Sympathien für sich wenn er sich mit den dicken Brillengläsern und dem vorgeschobenen Unterkiefer immer und immer wieder von der Sprungschanze in die Tiefe stürzt. Mit der gewohnten Coolness und trockenen Witz punktet ebenfalls Hugh Jackman als versoffener Trainer, ebenso Iris Berben in einer kleinen, aber feinen Rolle. Untermalt wird das ganze mit einem der besten Scores des aktuellen Kino-Jahres von Matthew Margeson, der einen wunderbar passenden und zur Zeit passenden Synthie-Sound gewählt hat, statt klassischer Orchester-Musik. Fragte man sich vielleicht die letzten Jahre wo der Nachfolger von Cool Runnings – Dabei sein ist alles bleibt: Hier ist er.


Bauernopfer – Spiel der Könige (OT: Pawn Sacrifice) von Edward Zwick

Als Bobby Fischer 1972 in Reykjavik auf Weltmeister Boris Spasski traf, wurde das Schachbrett für kurze Zeit zum aktuellesten Schausplatz des Kalten Krieges. Und wie Schach ist auch Bauernopfer – Spiel der Könige eine immer wieder spannende, aber auch stellenweise sehr zähe und schleppende Angelegenheit: Tobey Maguire spielt den paranoiden Fisher mit feinen Akzenten, während Liev Schreiber Spasski mit einer kühlen Aura versieht die es schwer macht die Figur irgendwie greifbar zu machen. Daneben macht Peter Sarsgaard als Father Bill Lombardy – er wurde von Fisher aus dem mehr oder weniger Ruhestand als Turnier-Schachspieler geholt und fungierte als Sekundant – eine gewohnt gute Figur und wirkt mit viel Weitsicht und Einfühlungsvermögen auf den immer wieder abdriftenden Fisher ein. Im Endeffekt bleibt ein gelungenes Porträt über einen Kampf zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion die komplett ohne Schusswaffen ausgetragen wurden, sondern nur mit Köpfchen und Schachfiguren.


Criminal Activities von Jackie Earle Haley

Wirklich neu oder innovativ ist das Debüt von Jackie Earle Haley auf dem Regiestuhl nicht, aber er ist straff in Szene gesetzt, Michael Pitt und Dan Stevens gefallen als Möchtegern-Entführer, Jackie Earle Haley in seiner Rolle als Mafia-Enforcer macht durchaus Spaß und John Travolta spielt seine recht kleine Rolle solide. Im Vergleich zu dem sehr ähnlichen Suicide Kings mit Christopher Walken, Denis Leary, Sean Patrick Flanery, Henry Thomas, Jay Mohr und Jeremy Sisto zieht er aber ganz klar den Kürzeren. Anschauen kann man ihn sich aber mit gutem Gewissen trotzdem.


Gods Of Egypt von Alex Proyas

Es ist fast ein wenig traurig, dass Alex Proyas – der solche Bretter wie Dark City und The Crow – Die Krähe gedreht hat – mit einem 140-Millionen-Dollar-Budget nichts besseres zustanden bekommt als einen 08/15-Historien-Fantasy-Film mit einer langweiligen Geschichte, in Anbetracht des Budgets lächerlich-schlechten Effekten und einer misslungenen, fast schon Over-the-Top-Performance von Gerard Butler. Was den Film vor dem kompletten Debakel rettet sind die Szenen zwischen Brenton Thwaites und Nikolaj Coster-Waldau die tatsächlich mal sowas wie Spaß bereiten. Aber am Ende bleibt dann doch nur ein weiterer Vertreter eines Genre das mit solchen Werken wie Krieg der Götter oder Zorn der Titanen eh schon bestraft genug ist.


Hardcore (OT: Hardcore Henry) von Ilya Naishuller

Was im ersten Moment noch nach viel Spaß und coolen Momenten klingt – Dinge die der Film während seinen Action-Plansequenzen durchaus besitzt – wird mit fortlaufender Spieldauer zu einer fast schon schwer zu ertragenen Folter für Kopf und Körper, denn Naishuller kommt fast nie zur Ruhe, sondern überreizt den Zuschauer mit seiner unruhigen Kamera und Schnittarbeit. Wo ähnlich arbeitende Filmemacher wie Paul Greengrass oder auch die Crank-Regisseure Mark Neveldine und Brian Taylor noch mit viel Überblick und einer gewissen Harmonie arbeiten, zeigt Naishuller hier überdeutlich dass man keinen Action-Film nur aus der POV-Perspektive drehen kann. Dass die Geschichte dann mehr als dünn ist und einen immer wieder eingestreuten ekelhaften homophobischen Unterton hat, trägt dann auch nicht zu einem positiven Filmgenuss bei. Dafür macht Sharlto Copley aber seine Sache sehr gut.

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