Romantic Comedy – das verkannte Genre…, X-Mas Edition

RomCom Titelbild - X-Mas

In einer Woche ist es wieder so weit, das Fest der Liebe steht vor der Tür. Und was gibt es da zur Einstimmung Schöneres als an einem nasskalten Abend nach Arbeits- oder Geschenkkauf-Stress einfach mal die Seele baumeln zu lassen und sich, vielleicht sogar mit seinem oder seiner Liebsten, einen schönen Weihnachtsfilm anzuschauen. Und falls es nicht jedes Jahr nur der obligatorische „Kleine Lord“, „Ist das Leben nicht schön?“ oder der alleingelassene „Kevin“ sein soll, und ihr lieber einen echten Herzenswärmer sucht, möchte ich Euch heute wieder ein paar zu dieser Jahreszeit passende romantische Komödien empfehlen, sowie einen Film den man sich auch schenken kann, und ich meine damit nicht unbedingt als Präsent unterm Tannenbaum. 😉


Der Klassiker:
„Jede Frau braucht einen Engel“ aka „Engel sind überall„ (OT: „The Bishop’s Wife“)

Jede Frau braucht einen Engel 6

Wenige Wochen vor Weihnachten bittet der verzweifelte presbyterianische Bischof Henry Brougham (David Niven) um göttlichen Beistand. Sein großer Traum, der Bau einer neuen Kathedrale, droht aufgrund fehlender finanzieller Mittel zu platzen. Das zuständige Kirchengremium um die reiche Witwe Mrs. Hamilton (Gladys Cooper) konnte er nicht von der Notwendigkeit des Baus überzeugen. Da taucht bei ihm zu Hause ein junger gut aussehender Mann namens Dudley (Cary Grant) auf und offenbart ihm er sei ein Engel, der auf sein Flehen hin zu ihm geschickt wurde. Nach anfänglichem Misstrauen und erst nach der Vollbringung einiger Wunder schenkt Henry ihm Glauben. Vor Henrys Frau Julia (Loretta Young) und den Hausangestellten gibt sich Dudley als neue Aushilfe des Bischofs aus.
Dudley versucht Henry in den folgenden Tagen zu helfen, doch nicht um die Kathedrale bauen zu können. Sein eigentlicher Auftrag besteht darin Henrys Ambitionen wieder auf das Wesentliche, wie karitative Tätigkeiten, sowie die Besinnung auf die zwischenmenschlichen Beziehungen, insbesondere zu seiner vernachlässigten Frau, zu lenken. Dudley kommt aufgrund seines durchdringenden Charmes bei allen Leuten sehr gut an, besonders mit Julia, sowie ihrer und Henrys Tochter versteht er sich sehr gut. Nur Henry kann ihn auf den Tod nicht ausstehen. Er ist eifersüchtig auf Dudley, denn dieser fühlt sich in der Zwischenzeit tatsächlich zu Julia hingezogen. …

„The Bishop’s Wife“ ist ganz klar auf seinen Hauptdarsteller Cary Grant zugeschnitten. Er spielt Dudley sehr nonchalant und mit unglaublicher Hingabe. Zudem versprüht er tonnenweise spitzbübischen Charme, der reihenweise Frauen- wie Männerherzen höher schlagen lässt. Aber auch die anderen Darsteller spielen großartig, mit David Niven kann man stellenweise so richtig schön mit leiden. Technisch ist der Film auch absolut auf der Höhe der Zeit und Hugo Friedhofers schöner Score lädt zum Träumen ein.
Regisseur Henry Koster, der später u.a. noch mit „Mein Freund Harvey“ oder „Dominique – Die singende Nonne“ Filmgeschichte schreiben sollte, ist hier eine wirklich bezaubernde romantische Fantasy-Komödie gelungen, deren Botschaft bis heute Gültigkeit besitzt und die man m. E. unbedingt mal gesehen haben sollte.

Wertung40

USA 1947 – 1 Std. 49 Min.
Regie: Henry Koster
mit: Cary Grant, Loretta Young, David Niven, Monty Woolley, James Gleason, Gladys Cooper, Elsa Lanchester, Sara Haden & Karolyn Grimes
Genre: romantische Komödie / Fantasy


Das Remake:
„Rendezvous mit einem Engel (OT: The Preacher’s Wife)“

Rendezvous mit einem Engel 1

Wie das des Öfteren so mit guten Filmen ist, wurde knapp 50 Jahre nach „Jede Frau braucht einen Engel“ auch eine Neuauflage ins Kino gebracht. Bei „Rendezvous mit einem Engel“ handelt es sich aber definitiv um ein Remake der besseren Sorte. Das Setting wurde hierzu in eine schwarze Baptisten-Gemeinde vor den Toren New Yorks verlegt.

Pfarrer Henry Biggs (Courtney B. Vance) opfert sich für seine Gemeinde auf. Als jedoch einer seiner Schützlinge zu Unrecht als Mittäter eines Raubüberfalls gefangen genommen wird und er sich zudem mit dem Immobilienlöwen Joe Hamilton (Gregory Hines) herumschlagen muss, der sein Viertel abreißen und dort eine neue Nobel-Wohnanlage bauen will, schickt er ein Stoßgebet gen Himmel. Daraufhin erscheint postwendend der Engel Dudley (Denzel Washington) um Henry beizustehen. Doch dieser glaubt ihm anfangs natürlich nicht und will nicht, dass sich Dudley in seine Angelegenheiten einmischt. Dudley lässt jedoch nicht locker, gibt sich als Henrys Assistent aus und ist alsbald bei den Gemeindemitgliedern sehr beliebt, besonders bei Henrys Frau Julia (Whitney Houston) und deren kleinem Sohn Jeremiah. Henry würde ihn dagegen am liebsten sofort loswerden. Zumal sich Dudley inzwischen auch zu Julia hingezogen fühlt. …

Die Handlung wurde von Autor Allan Scott und Regisseurin Marshall perfekt an die heutige Zeit angepasst. Denzel Washington kann zudem die großen Fußstapfen von Cary Grant sehr gut ausfüllen und kommt mindestens ebenso charmant rüber. Der heimliche Star ist aber eindeutig Jenifer Lewis als Houstons scharfzüngige Filmmutter.
Böse Zungen behaupten zwar der Film käme einem überlangen Whitney Houston-Musikvideo gleich, da sie als Dirigentin und Leadsängerin des Gemeinde eigenen Gospelchores natürlich auch diverse Male inbrünstig ins Mikrofon trällern darf. Aber seien wir mal ehrlich: ich sehe Whitney (Gott habe sie selig) lieber singen als schauspielern, auch wenn sie ihre Sache hier besser macht als noch bei „Bodyguard“. Überhaupt ist der gesamte Soundtrack ein echtes Highlight. Nicht nur die vielen tollen Songs (der OST von „The Preacher’s Wife“ gilt bis heute als das meistverkaufte Gospel-Album aller Zeiten), auch die sanften instrumentalen Stücke von Hans Zimmer sind wahre Meisterwerke. Zimmer wurde dafür auch völlig zurecht zum dritten von bisher (noch) neun Malen für den Oscar nominiert.
„Rendezvous mit einem Engel“ läuft übrigens nächste Woche am 1. Weihnachtstag frühmorgens um 7:35 Uhr auf RTL. Wer also gerne früh aufsteht und sich, bevor die große Völlerei im Kreise der Familie losgeht, noch ein wenig festlich einstimmen möchte kann das gefahrlos mit diesem Film tun.

Wertung40

USA 1996 – 1 Std. 59 Min.
Regie: Penny Marshall
mit: Denzel Washington, Whitney Houston, Courtney B. Vance, Jenifer Lewis, Loretta Devine, Gregory Hines, Justin Pierre Edmund & Lionel Richie
Genre: romantische Komödie / Fantasy


Mein Highlight:
„Tatsächlich … Liebe (OT: Love Actually)“

Tatsächlich Liebe 1

Theoretisch hätte ich “Tatsächlich … Liebe“ sogar schon bei den Klassikern einordnen können, denn obwohl er erst fast auf den Tag genau 10 Jahre alt ist, würde ich ihn definitiv als modernen Weihnachts-Klassiker bezeichnen.

In dieser episodisch erzählten Romantikkomödie, in der alle Erzählstränge miteinander verwoben sind, dreht sich alles um die Liebe während der Vorweihnachtszeit im Herzen Londons. Der frisch gebackene britische Premierminster (Hugh Grant) verguckt sich in sein Dienstmädchen (Martine McCutcheon). Zwei Lichtdoubles einer Porno-Produktion (Martin Freeman, Joanna Page) entdecken an ihrem doch eher unromantischen Arbeitsplatz ihre Gefühle füreinander. Juliet (Keira Knightley) und Peter (Chiwetel Ejiofor) heiraten, während Peters bester Freund Mark (Andrew Lincoln) selbst in Julia verliebt ist. Der Büroleiter Harry (Alan Rickman) fühlt sich von den Avancen seiner Sekretärin Mia (Heike Makatsch) geschmeichelt, während seine Ehe mit Karen (Emma Thompson) im Alltagstrott feststeckt. Die schüchterne Sarah (Laura Linney) ist heimlich in ihren Kollegen Karl (Rodrigo Santoro) verliebt. Der Botenjunge Colin (Kris Marshall) ist genervt, dass er nie eine Frau abbekommt und wandert daraufhin in die USA aus, wo er sich ein erfüllteres Liebesleben erhofft. Der 11-jährige Sam (Thomas Sangster) hat gerade seine Mutter verloren und ist zudem unsterblich in eine Austauschschülerin verliebt, während sein Stiefvater Daniel (Liam Neeson) versucht mit der Gesamtsituation klarzukommen. Der mehr oder minder erfolgreiche Autor Jamie (Colin Firth) wird von seiner Freundin mit seinem eigenen Bruder betrogen, flieht daraufhin in sein Ferienhäuschen nach Südfrankreich und verliebt sich dort in seine portugiesische Haushälterin Aurelia (Lúcia Moniz), obwohl er ihre Sprache nicht spricht. Und der abgehalfterte ehemalige Rockstar Billy Mack (Bill Nighy) versucht mit einer schlechten Coverversion von „Love is all around me“ (als „Christmas is all around me“) wieder ins Gespräch zu kommen und entdeckt dabei die alte Freundschaft zu seinem Manager Joe (Gregor Fisher) neu.

„Love Actually“ ist einfach nur wunderwunderschön und lässt wohl selbst den Hartgesottensten das Herz weich werden. Autor und Regisseur Richard Curtis ist für mich eh der Gottvater der modernen romantischen Komödie und hat mit diesem Film sein Meisterstück vorgelegt. Die Handlungsstränge pendeln gekonnt zwischen urkomisch, todtraurig und immer zutiefst romantisch, der Schnitt ist hervorragend und der wahnsinnige All Star Cast einfach nur zum niederknien. Zudem besitzt der Film einen der besten Song Scores aller Zeiten, wobei die Originalmusik von Craig Armstrong ebenfalls hervorragend ist.
„Tatsächlich … Liebe“ ist für mich jedes Jahr aufs Neue ein Muss in der Vorweihnachtszeit. Wie schlecht ich auch immer gelaunt oder in wie wenig besinnlicher Stimmung ich vor dem schauen bin, danach geht’s mir einfach unbeschreiblich gut und mir ist wirklich weihnachtlich zumute.
Ein moderner Klassiker, und einer für die Ewigkeit.

Wertung40

GB/USA 2003 – 2 Std. 10 Min.
Regie: Richard Curtis
mit: Hugh Grant, Martine McCutcheon, Liam Neeson, Thomas Sangster, Keira Knightley, Colin Firth, Lúcia Moniz, Emma Thompson, Alan Rickman, Laura Linney, Heike Makatsch, Bill Nighy, Martin Freeman, Joanna Page, Chiwetel Ejiofor, Billy Bob Thornton, Rodrigo Santoro, January Jones, Andrew Lincoln, Denise Richards & Rowan Atkinson
Genre: romantische Komödie


Finger weg!
„Eine Prinzessin zu Weihnachten (OT: “A Princess for Christmas” aka “Christmas At Castlebury Hall”)

Eine Prinzessin zu Weihnachten 5

Diesen Film hatte ich letztes Jahr an Weihnachten irgendwo auf RTL oder einem Sender dieser Gruppe gesehen und war im Vorfeld sogar ganz von der Story angetan. Eine Mischung aus „Der kleine Lord“ und „Plötzlich Prinzessin“, gepaart mit einer „Cinderella“-artigen Liebesgeschichte und Sir Roger „007“ Moore als quasi Alec Guiness-Ersatz. Da war ich sofort Feuer und Flamme.

Der Teenager Milo Huntington und seine kleine Schwester Maddie haben vor einiger Zeit ihre Eltern bei einem tragischen Unfall verloren. Seitdem leben sie bei ihrer Tante Jules Daly (Katie McGrath), der jüngeren Schwester ihrer Mutter. Diese war mit dem Sohn des europäischen Herzogs Edward von Castlebury (Roger Moore) verheiratet, der Herzog hatte ihn aber aufgrund der unstandesgemäßen Beziehung verstoßen. Eines Tages, kurz vor Weihnachten, klopft Paisley Winterbottom (Miles Richardson), der Butler von Herzog Edward an Jules’ Tür und teilt ihr mit, dass Edward im Sterben läge und er seine Enkelkinder zuvor unbedingt noch einmal sehen möchte. Daraufhin reist die Familie nach Schloss Castlebury, wo sich Edward zwar als sehr griesgrämig, jedoch quicklebendig entpuppt. Jules lernt dort auch Prinz Ashton (Sam Heughan), den kleinen Bruder ihres Schwagers kennen. Die Beiden verlieben sich, doch Ashton ist bereits der versnobten Lady Arabella versprochen …

Die Story klingt wie gesagt ganz nett, wenn auch nicht weltbewegend neu. Doch die Umsetzung lässt leider sehr zu wünschen übrig. Schon die ersten Minuten sind eine kleine Qual. Es wird allerdings ein wenig besser wenn man sich bewusst macht, dass die angesprochene Zielgruppe wohl doch eher Teenie-Mädchen und junge Familien mit Kindern sind als gestandene Single-Männer. Insgesamt wirkt der ganze Film aber trotzdem wie ein schlecht gedrehter Rosamunde Pilcher-Streifen. Viele der Gags sind total ausgelutscht oder zum fremdschämen, wenn man trotzdem auch das ein oder andere Mal herzhaft lachen muss. Die Kameraarbeit und der Schnitt sind sehr mau, da darf man selbst bei einem TV-Film eindeutig mehr erwarten. Der Soundtrack von Mark Thomas ist schamlos von Alan Silvestris genialem Score zu „Practical Magic – Zauberhafte Schwestern“ geklaut. Und die Schauspieler wirken auch zum Großteil wie ein besseres Laien-Ensemble. Einzig der damals schon 84-jährige Moore und die schnuckelige McGrath („W.E.“, „Merlin“, „Dracula“) machen ihre Sache ganz gut.

Wer sich den Film aber trotzdem mal anschauen möchte hat dazu ebenfalls nächste Woche am 1. Weihnachtstag die Chance. Er läuft dort um 15:30 Uhr auf Vox.

Wertung40

USA 2011 – 1 Std. 27 Min.
Regie: Michael Damian
mit: Katie McGrath, Roger Moore, Sam Heughan, Charlotte Salt, Travis Turner, Leilah de Meza & Miles Richardson
Genre: romantische Komödie

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Artikel, Filme, Reviews, Romantic Comedy. Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.